Alter Schwede

Montag, 8. November 2010

Untier

Das Untier sah wie ein brauner Biber aus. Die scharfen Zähne fallen aus dem Rahmen und sind immer bereit, sich in irgend etwas rein zu rammen.  Ein plötzliches Ereignis – sowas wie eine kleine Explosion – reißt ihm den Kopf ab. Ich bin erleichtert, denn ich wollte es nicht in meiner Nähe haben und schon gar nicht anschauen. Es löste Unbehagen bei mir aus. Das plötzliche Ereignis hat alles in Nebel versenkt. Als sich der Staub gelegt hatte, erkenne ich das Untier wieder – ein  leblosen brauner kopfloser Körper. Die Explosion hat den Kopf des Untiers abgerissen und der Rest des Körpers ist nicht mehr lebensfähig.

Oder doch noch ?

Das Untier erhebt sich auch ohne Kopf, bewegt sich auch ohne Kopf weiter. Es flüchtet vor mir, denn ich will es fassen. Doch ohne Kopf flutscht es durch meine Hand und schafft es aus meiner Reichweite. Während seiner Flucht wächst der Kopf nach und zuletzt die langen gelben Zähe, die aus dem Maul ragen. Es springt in einen gläsernen Käfig, der sich – bevor ich es ergreifen kann – hermetisch verschließt. Das Untier kann nicht raus und ich nicht rein greifen, es wächst in kürzester Zeit nach und passt grad noch so in seine gläserne Zuflucht. Sein Fell drückt sich an der Scheibe, die ist zum zerbersten gespannt. Stillstand tritt ein und ich erwache erschreckt und angeekelt aus meinem Traum.

Diesen Traum hatte sich unmittelbar nach einen Anfall von Sohnemann eingestellt. Tags zuvor saßen wir zusammen am Tisch und unterhielten uns, wie immer über Gott und die Welt. Plötzlich flog eine Tasche vom Tisch und der Teller folgte. Ich fand den Spaß von Sohnemann etwas übertreiben, so mitten Im Satz sich über den Tisch zu werfen. Im nächsten Moment sah ich, Sohnemann krampft und der Tisch hinderte ihm am Absturz. bestürzt sprang ich auf und zog ihn an den Hüften auf den Boden, damit der Körper genügend Ram hatte.

Mutter besonnen und Mutter in Panik.

Es ist für mich immer wieder  furchtbar mein Kind so da liegen zu sehen. In solchen Momenten scheint die Zeit still zu stehen, deshalb ich laufe in der Wohnung umher, bis ich das Telefon finde. Noch ein paar Minuten löst sich der Krampf und Sohnemann atmet wieder. Zwar schaufend und doch er kommt wieder zu sich zurück.

Mein Traum vom Untier im Glaskasten war der nachhaltige Eindruck und symbolisierte mir aber auch, das die Gefahr immer präsent ist. Es bedarf nur wenig Druck und der Glaskasten zerspringt und das Untier tritt wieder ins Freie.

“Pass auf dich auf”

bitte ich Sohnemann, wenn er wieder seiner jugendlichen Abenteuerlust nachgehen will. Die letzte Erschütterung liegt mir noch mental in den Knochen.

“Pass auf dich auf” geb ich hm noch auf den Weg. als er am Freitagabend mit einem schweren Rucksack auf die Piste zieht. Zufällig haben 2 seiner Freunde mit ihm Geburtstag. Sie werden 20 und 21 – wie Sohnemann – Jahre alt und da ist Tortenessen mit Mutter nicht mehr auf dem Programm. Der Rucksack ist beladen mit schöngeistigen Getränken. “Vergiss nicht, du hast keinen Schutz. Höchstes ein oder zwei Bier, der Rest ist für die anderen” . “Klar” beruhigt mich Sohnemann. Ich kann verstehen, dass er einen drauf machen möchtet, doch er muss sich zurück halten. Besorgt schaue ich ich ihm nach, als er in Feierlaune in die Nacht zieht.

Als ich nachts aufwache, sehe ich, Sohnemann ist nicht da. Aufkommende Sorgen verdränge ich mit logischen Argumenten Er wird bei den Freunden schlafen. Doch meine Unruhe lässt sich nur schwer im Zaume halten. Zum Glück schlaf ich darüber doch noch ein und träume - träume bedrückend über eine Bahnreise.

Diesmal sitz nicht im Zug, sondern in der Lok beim Lokführer. Die Lok nimmt rasant ihre Reise auf. Durch Wiesen, über Berge und Täler. Den nächsten Berg schafft die Lok nicht, die Steigung ist zu hochprozentig und sie hat keine Zahnräder, an denen sie sich hochziehen könnte. Deshalb durchfährt die Lok den Berg durch einen engen Tunnel. Sie passt grad so durch,  kann weiter bei ihrem Tempo bleiben. Trotzdem kommt Unbehagen bei mir auf, die Wände des Tunnels nähern sich der Lok – von der Seite und von oben – nur noch wenig Freiraum. Der Tunnel wird bedrohlich eng und löst Beklemmungen bei mir aus. Die Lok wird vom Lokfahrer nicht gebremst, er ist zuversichtlich. Sein Blick sagt mir: “Es klappt schon” und dämpft mein Unbehagen. Wir  bleiben auf voller Fahrt und die Wände des Tunnels kommen weiter näher, ich sehe keine Öffnung im Fluchtpunkt vor mir.

Mit lauten Knirschen flieg ich in der Lok nach vorn, fast in die Frontscheibe. Die Lok wird abrupt von außen ausgebremst. Der Tunnel ist zu eng geworden, schien während der Fahrt sich doch verengt zu haben. Die Lok passt nicht mehr durch. Teile der Lok haben sich Gestein geschoben und Teile sind so verbogen, dass sie wie ein Widerhaken keinen Rückwärtsgang mehr zulassen. Die Lok ist im unregelmäßigen Tunnelgestein verkeilt. Die Türen lassen sich nicht mehr öffnen, sie haben sich  mit dem Aufprall verbogen und blockieren nicht nur deshalb. Die Tunnelwände drücken von außen an den Türen, verriegeln sie von außen “Wir stecken fest” offenbart mit der Lokführer. Er macht mir die Beklemmung deutlich  als ich mich mit Gewalt aus dem Schlaf reiße um mich kerzengarde in meinem Bett aufzurichten. Wenigsten dieser Fluchtpunkt ist für mich noch erreichbar. Meine Wachheit löst die Beklemmung wieder auf.

Im Gemüt erhitzt gehe ich ins Bad um mir den Schrecken aus dem Gesicht zu waschen. Dabei sehe ich die Schlüssel von Sohnemann am Schlüsselbrett. Er ist wieder zu Hause. Ich bin erleichtert und lege mich noch mal auf´s Ohr. Sicher war seine Nacht lang, schließlich wird man nicht alle Tage 21 Jahre. Sohnemann verschläft das Frühstück und über die Mittagszeit, erzählt mir im Halbschlaf, dass einer seine Freunde ihn in den Morgenstunden per Auto nach Haus gefahren habe.

Die Düfte aus der Küche locken Sohnemann aus dem Bett. Auch die Freunde stehen schon wieder vor der Tür. “Du brauchst jetzt Ruhe” ermahn ich ihn. Ich bin sicher, auf der Party gab es nur flüssige Nahrung. Das Zimmer von Sohnemann ist klein und die Jungs, die rein marschieren sind groß. Einer von ihnen muss sich sogar bücken, wenn er durch die Tür geht. Das Zimmer ist schnell verstopft. “Mach dir keine Sorgen” beruhigt Sohnemann mich. Doch irgendwie kann ich mich nicht ganz beruhigen. “Schick sie wieder nach Hause. Du brauchst Ruhe” “Die wollen nur zocken. Ich bleib dabei im Bett und gucke nur zu” zerstreut Sohnemann meine Bedenken. Widerstrebend überlass ich den Dingen ihren Lauf. Die Jungs bleiben im kleinen Zimmer und  die sich mit gemeinsamen Zocken den Rest des Nachmittags vertreiben wollen.

Ich will nicht schon wieder das Gras wachsen hören. mich von meinen Ängsten steuern lassen und lenk mich mit TV ab, während ein Kuchen im Herd noch vor sich her backt. Der Kuchen braucht nur noch 5 Minute, , dann kann ich ihm aus der Backröhre nehmen.

Plötzlich stürzen die Jungs aufgeregt aus dem Zimmer. "Jo…hat einen Anfall” kommen sie mir aufgelöst entgegen. Ich fühl mich in meinen Traum zurückversetzt, wie in der Lok, die mit einem plötzlichen Ruck stehen blieb. Statt an die Frontschiebe der Lok fliege ich ins Zimmer von Sohnemann. Wie versprochen ist er im Bett geblieben. Nun liegt er auf dem Bett und krampft. Wie fremd wirkt in solchen Momenten mein Sohn auf mich. Seine Seele ist so weit weg, dass ich laut schreien möchte. Im Krampf schiebt der Körper den Kopf zwischen Wand und Bettkante. Der Platz ist wie ein schmaler Graben und so eng, dass der Kopf sich dazwischen verkeilen könnte. Die schnaufenden Töne der Atmung kommen schon aus dem Graben. Ich ziehe Sohnemann an den Beinen zurück, doch sein Körper ist steif und schwer. Die Jungs stehen hilflos um mich rum. Ich kann nur mit Mühe meine Panik unterdrücken. Das Bettlaken ist am Kopfende blutig, doch der Kopf kann nicht mehr in den Graben rutschen. Nur ganz langsam löst sich der Krampf und die Jungs stehen immer noch hilflos um mich rum. Ich nutze diesen Moment für einen kleine Belehrung: “Jetzt wisst ihr, warum ich nicht möchte, das Jo. Alkohol trinkt. Es wird für ihn immer gefährlich” “Ja” antworten die Jungs, doch ich bin mir nicht sicher, dass sie es auch so meinen. Wieder einmal such ich nach dem Telefon und rufe mit zitterenden Händen nach den Sanitätern. Ich kann die Lage nicht kühl einschätzen, zu sehr bin ich emotional gestresst. Als sie Sanitäter wieder gehen, hol ich den Kuchen aus der Backröhre, er ist schwarz geworden. Sohnemann schläft tief und fest ein. Ich sehe mehrmals nach ihm, doch zum Glück kam kein Anfall dazu.

Heut war er bei seiner Ärztin. Die Medikation wurde erhöht,  damit kann die Anfallsgefahr besser kontrolliert werden. 

LaWe

Freitag, 24. September 2010

im Sekundentakt

...wird sein Clip bei Youtube kommentiert.

Sicher sind die Mädels hin- und hergerissen von dem jungen 14 jährigen, der heut sein erstes Debüt in der Castingshow das Supertalent gab. Welches Mädchen schmilzt nicht bei dem starken Gesang eines so hübschen Jungen.

Eigentlich wollte ich ja keine Castingshow mehr sehen, aber in der Rubrik Supertaletnt gibt es eine so starke Vielfalt von Talenten die Menschen haben können, dass ich mich dem doch nicht entziehen konnte.

 

LaWe

Samstag, 11. September 2010

“Sie ist fremd gegangen !”

“Meine Freundin ist fremd gegangen!!” so lamentierte lauthals ein junger Mann heut am frühen Vormittag vorm Eingang des Nachbarhauses. In dem Eingang sind fast nur kostengünstige 1 Raum Wohnungen und deshalb für Alleinstehende gut geeignet.

Vielleicht spielen sich deshalb manchmal Dramen ab.

Vielleicht ist es aber auch nur ein Bewohner, der zum dramatisieren neigt.

Und nicht zum ersten mal rückten Polizeiwagen in Kombination mit Krankenwagen an, so wie heut früh.

Das war ja mal wieder ein großes Aufgebot.

Das letzte mal, als so ein Aufgebot vor der Tür stand, war die Kombination von zwei Polizeiwagen und ein Krankenwagen. Damals war der Wüterich vielleicht schwer zu bändigen. Einen Grund zum Wüten wird er sicher gefunden haben.

Heut war die Verletzung wohl stärker, weil der Rettungswagen noch einen Notarzt nach forderte.

Den Grund für die Ausschreitung hatte der junge Mann ja vorher lauthals allen verkündet und sich damit vielleicht im Recht gefühlt. “Sie ist fremd gegangen” Spekulieren kann ich nur, wer wen eine verpasst hat, denn ich sah weder den oder die Verletzten nicht in den Krankenwagen steigen. Auf jeden Fall hat jemand versucht, mit alles Gewalt einen Konflikt zu lösen und das Endszenario sah so aus, wie es mein Bild zeigt.

Aber ob das eine Lösung des Konflikts war oder ob das Herstellung einer verletzten Ehre war, weiß nur der, der dafür gesorgt hat, dass eine Wochenende auf dramatische Weise beginnt.

LaWe

Mittwoch, 19. Mai 2010

Glückspilz

“Diese Nummer können sie anrufen, wenn es mal ein Problem gibt” sagt die Chefin des Hauses, als sie mir die Schlüssel übergibt. Sie diktiert mir die Nummer in die Feder und ich schriebe sie in mein kleines Notizheft. Mit der Übergabe von zwei Schlüsseln darf ich auch als letzte das Haus verlassen und nach mir das Gebäude scharf schließen. Ich bekomme mit den Schlüsseln ein Stückchen Freiraum und kann mit den Frauen der Yoga-Gruppe etwas über die Zeit arbeiten. Seid dem schließ ich am Dienstag Abend das Gebäude scharf und damit haben die Einbrecher ein schweres Los.

Aber heut lies sich das Gebäude nicht wie gewohnt scharf schließen. So musste ich nach Monaten die Notfall-Nummer nutzen. Mit den Handy ist es heut ja eine schnelle Sache und die Hilfe schnell vor Ort. “Bin in 5 Minuten da” antwortet eine nette Stimme auf meinen Hilferuf am Telefon.

Nach 5 Minuten kommt der Helfer in der Not in Hauslatschen. Die Schlüsselbänder in seiner Hand schwingen mit seinen Schritten. So grau meliert wie seine Haare sieht auch seine Hausgarderobe aus, irgendwie zu scharf gewaschen. Mit einen freundlichen Lächeln kommt er auf mich zu. “Da haben sie aber Glück gehabt, dass sie mich noch erreicht haben. In 5 Minuten wäre ich im Bett gewesen. Ich bin heut ja soo kaputt” Da war ich aber froh, dass ich heut im Unglück doch noch Glück hatte. Er prüft meine Aussage, dass sich das Gebäude nicht scharf schließen lässt. Gespannt warte ich auf das Ergebnis seiner Untersuchung. Vielleicht hab ich mich heut ja auch dumm angestellt. Erleichtert nehme ich zur Kenntnis. dass etwas nicht stimmt.

“Na, da kommen sie mal mit”. Er zeigt mir die Nebenräume der Nebenräume und die Schaltstelle der Anlage. “Wenn ihnen das noch mal passiert, dass machen sie so …und dann so…und dann so …und dann so. Und wenn das hier blinkt, dann wissen sie, was nicht ganz rund läuft” Ich höre zu und sehe nur Blink hier und Blink da und Blink da. Doch wer und was und wo es zu erst und dann danach blinken soll, hab ich schon vergessen, bevor er seine Vorführung beendet hat. Mit dem Blink Blink hat er den Fehler gefunden und geregelt und die Anlange ist wieder in Takt, dass Haus kann ordnungsgemäß verschlossen werden kann.

Redseelig geht er den selben Weg wie ich nach Haus. “Ich hab vier Kinder und bin alleinerziehend, Was denken sie, was da los ist” klagt er sein Leid. Dann sprudelt wer weiter und weiter.

“Die Mädels zicken ganz schön rum. Sie sind 13 und 10 und 8. Jahre. Gestern war Muttertag, da war es ein bisschen ruhig” Kinder Kinder, was hat der Mann viele Kinder. Und dann noch allein.

“Vier Kinder leben ja noch bei mir, die anderen 3 sind schon außer Haus.” erzählt er so beiläufig. Ich rechne mal kurz durch – 4 + 3 = 7 ..also hat er sieben Kinder. Wo sind die Mütter oder die Mutter? Die werden in seinem Redefluss nur als Muttertag erwähnt. “Können sie sich vorstellen, wie anstrengend es ist, mit den Kindern einkaufen zu gehen?” Sein Gesichtsausdruck spiegelt das Leid eines Mannes wieder, der von der Familie durch die Kaufhäuser geschleppt wird. Ich würde ihm ja eine Antwort geben, doch dazu komme ich nicht.

“Die Große hat ja auch schon ein Kind und ich bin ein richtiger echter Opa” Seine große Familie wächst schon in Seitensprossen weiter.

“Fast alles nur Mädchen, nur 2 Jungs sind dabei. Da können sie sich vorstellen, was das für ein Gezicke ist” “Die Mädchen lernen dabei wirklich was für Leben” Mit dem Satz nimmt er eine bildliche Vorstellung vorweg, die sich grad vor meinem geistigen Auge aufbaute. Ich sah eine Schar Welpen, die sich über einen Hof balgen um sich im Sozialverhalten fürs Leben zu üben.

“Ich stehe um 5 Uhr auf und koche für die Kinder Mittag vor. Dann gehe ich zur Arbeit und wenn ich abends nach Haus komme, hab ich manchmal keine Kraft mehr.” Das kann ich gut nachvollziehen, denn ich war auch alleinerziehend und fühlte mich nach einem 8 Stundentag ausberannt.

“Aber bald ist wieder Muttertag und die Kinder sind außer Haus.  Dann lege ich aber meine Beine hoch und schau mir ein Fußballspiel an. Und wenn ich 60 Bin, dann sind sie groß und außer Haus. So, hier wohne ich.”

Er bleibt vor eine Haustür stehen und verabschiedet sich. “Einen schönen Abend noch” wir verabschieden uns

LaWe

Montag, 26. April 2010

der Tag danach

Noch einmal von der Neugier angetrieben, schlich ich heut Vormittag um den gelöschten Brandherd.

Das war mal der “Eurostar” . Damit kann ein Autohalter bestimmt etwas anfangen. Das große Tor liegt extrem überdehnt und zerrissen auf dem Boden.

Jetzt begebe ich mich mal auf den glitschigen Boden der Spekulation und nehme mal an, dass das dumpfe Explosionsgeräusch das Tor war, was wegen der Feuers auseinander geflogen war.

Das wird noch ein Rätselraten für die Mitarbeiter des Unternehmens – Sabotage oder Fahrlässigkeit oder einfach nur ein blankes Kabel, was diesen Schaden verursachte.

LaWe

Mittwoch, 7. April 2010

Raketenantrieb

Ausgestattet mit meinen Rucksack auf den Rücken, der Yogamatte auf der Schulter, der Handtasche über dem  und einem Hakama unter dem Arm und ein Bündel Waffensatz aus Holz in der Hand zog ich heut Abend los um  - nein, nicht das Glück zu suchen, sonder um mit den Frauen und einem einzelnen Herrn Yoga zu machen. Mein Weg - Richtung Sporthalle, in der mein Verein im Anschluss auch Aikido-Training gibt.

Vor der Halle gibt es noch Rückstände alter  Fundamentsockeln, die in der Abendsonne einen super Platz zu bescheinen hergeben. Als ich der Halle näher kam, sah ich einen einzelnen Herren auf dem Sockel sitzen. Doch als ich eine Bierflasche an seinem Hals in der Sonne blitzen sah, wusste ich, mein Yoga-Mann ist es nicht, der auf dem Sockel sich von der Abendsonne bescheinen lässt. In der Nähe der Sporthalle ist ein Supermarkt, der preiswertes “Stierbier” verkauft. Warum das Bier nicht in der gemütlichen Abendsonne an einem so schönen Frühlingsabend, wie er heut Abend war, trinken? Das wird sich der Mann gedacht haben, als er sich vor der Sporthalle nieder lies.

Als ich näher kam, bewegte sich außer seiner Bierflasche auch ein wedelnder Schwanz unter seinen Füßen. Der Schwanz gehörte nicht zu einem Dackel oder ähnlich kleiner Rasse, nein, der gehörte einen ausgewachsenen Schäferhund, der mich schon in Visier hatte. Mein prüfender Blick erkannte, die Leine lag ohne Hund neben Herrchen, der sein Bier fest in der Hand hielt. Der Hund erwartete mich offensichtlich schon voller Ungeduld und als ich seinen Dunstkreis betrat, stürmte der Hund mit Gebell auf mich zu.

In solchen Momenten verhalte ich mich wie ein Hase und falle in eine Scheinstarre. Herrchen rief seinen Hund inkonsequent zurück. Statt auf sein Herrchen zu hören, beschnupperte der Hund mich von allen Seiten. Jeder Schnüffler wirkte wie eine Windböe um meine Hüften und ich fühlte, wie mein Körper sich in der Schnüffelrunde zusammen zog und nach oben zuspitzen wollte. Sogar die Luft, die ein vor Schreck einsog, blieb oben in der Lunge stecken.

“Bitte, rufen sie ihren Hund zurück” bat ich den Bier trinkenden Herren. “Aaach, der tut doch nichts. Streicheln sie ihn, dann ich er wieder ruhig” ermunterte Herrchen mich. Doch mein herz war vor Schreck alles andere als ruhig und das hat sein Hund schon längst erkannt. Mein Rolle als Alphatier hat sich mit dem ersten Schreck in Luft aufgelöst. Nach der 3. oder 4. Rückruforder von Herrchen lies der Hund von mir ab und zog sich wieder unter die Knie seines Herrchen zurück.

Der wollte grad sein Bier noch einmal ansetzen, als bei meinen nächsten Schritten der Hund mit Gebell wieder auf mich los ging. Beladen mit meinen Gepäck musste ich mich wieder einer Schnüffelrunde unterziehe lassen. “Der tut doch nix” beruhigte mich der Bier trinkende Herr. Und noch einmal zog mein Körper sich noch oben hin spitz zusammen, so als wollte er sich in eine Rakete verwandeln, um nach oben hin mit Düsenantrieb flüchten zu können. “Bitte, rufen sie ihren Hund zurück” bat ich den Herrn noch mal. Ich sah, der Herr hatte wenig Bock aufzustehen und auf die Rückruforder reagierte sein Hund nicht.

Wie gern wäre ich wie eine Rakete nach oben weg gedüst, aber dazu fehlte mir wirklich der Antrieb. Aber auch den Herrn auf dem Sockel mit dem Bier in der Hand fehlte der Antrieb, aufzustehen und seinen Hund persönlich wieder an seinen Platz zu holen. Nach der 3. oder 4. Bitte von mir “Bitte, holen sie ihren Hund zurück” stand er auf und torkelte in meine Richtung um seinen Hund wieder unter Kontrolle zu bekommen. Nach seinem  3. Zugriff erwischte er auch das Halsband des Hundes und zog ihn daran wieder unangeleint an sich um weiter die Abendsonne zu genießen.

Für mich war der Weg zur Sporthalle frei und er Rest des Abends verlief ohne Vorkommnisse und nach der Yogastunde konnte ich noch den ein Stückchen Abendhimmel von meinem Balkon aus genießen

Abendhimmel

 

LaWe

Mittwoch, 17. März 2010

gezoomt

Der Schnee von gestern ist schon lange weg. Die warmen Sonnenstrahlen haben auf der Sonnenseite die letzten Eiskristalle aufgeschleckt und was bleibt, ist eine sichtbare Spur von einem anderen Niederschlag, der wahrscheinlich während der Schneezeit über die Balkonbrüstungen geflogen ist.

So sieht es nach den Schneemassen unter meiner Balkonbrüstung aus.

Naja…ein wenig grau in grau, denn die Wiese schläft noch. Nur ein paar helle Sprenkel zieren den Rasen.

Jetzt hab ich meinen Zoom mal tätig werden lassen und das hell gesprenkelte nimmt langsam Gestalt an.

Das sind doch nicht etwa……?

Da hat doch doch nicht etwa…….?

Also noch mehr Zoom drauf.

Was die Sonne an den Tag bringt und mein Zoom sichtbar macht.

Ja…es stimmt.

Ein Raucher über mir hat den verschneiten Rasen im Winter mit seinem Aschenbecher verwechselt.

Ja…es stimmt.

Es liegen hunderte von Kippen auf dem Rasen unter meinem Balkon und warten darauf von den Käfern zerlegt zu werden und im Boden zu verrotten.

Wie viele Jahre mag das dauern? Ich kenne die Verfallszeit von Zigarettenstummeln leider nicht.

LaWe

Sonntag, 20. Dezember 2009

Arsch kalt

Heut Vormittag war ich nur den Müll raus bringen und hätte dabei fast meine Fingerspitzen eingebüßt. An der Metalltür zu den Müllcontainern blieben meine Finger kleben, bevor ich sie wieder lösen konnte. Der Schnee von den Containern fiel mir kalt in mein Dekolleté, als die Klappe wieder zuschlug.

Die Pfeiler von der Metalltür hatten sich vor Kälte so sehr verzogen, dass sie nicht mehr ins Schloss fiel. Sie stand speerangelweit auf und  konnte zu einer Unfallquelle für die Fahrzeuge werden, die auf den Parkplatz vorm Haus fahren wollten. Mit einen dünnen Zweig wollte ich das Schloss arretieren, doch nach wenigen Sekunden hatte ich kein Gefühl mehr in den Fingerspitzen, doch mit Konzentration  hab ich´s dann doch noch geschafft.

Als ich wenig später noch mit dem klitzekleinen Schlüssel meinen Briefkasten öffnen wollte, fühlten sich meine Fingerspitzen quasi schon abgestorben an. Ich wollte die Werbung gleich im Papiercontainer entsorgen, doch dann hätte ich die Prozedur mit dem Zweig und dem Schloss wieder auf mich nehmen müssen. Die Werbung kann im Briefkasten warten, bis es draußen wieder wärmer wird :-).

Also, ich les ja gern Bücher über Expeditionen an den Nordpol oder auf den Mount Everest – nur die Harten kommen in den Garten – aber beim Lesen sitze ich gemütlich im Sessel meiner warmen Stube, während die Hauptfiguren in den Büchern nicht nur mit der dünnen Höhenluft, Kälte und sogar um ihr Leben kämpfen.

Für eine Kälteausflug hat es bei mir heut nur von der Haustür zum Müllcontainer und zurück gereicht.

LaWe

Donnerstag, 3. Dezember 2009

Rückmeldung

Nachdem der November fast blogfrei an mir vorbei gerauscht ist, wird es Zeit, mich mal wieder zu Wort zu melden.

Die letzten Tage wurden von zwei kleinen Geistern ausgefüllt. Das war eine enorme Umstellung für meinen Tagesablauf. Mein Arbeitstag beginnt ja erst ab Mittag und so hab ich die Morgenstunden in der Regel für mich. Doch darauf können die kleinen Geister keine Rücksicht nehmen. Sie haben um 6 Uhr ausgeschlafen und suchen nach Spielmöglichkeiten. Da liegt es auf der Hand, dass sie mit der eigenen Bettdecke unter dem Arm zu mir ins Bett kriechen um mich brutal aus meinen Schlummerschlaf zu reißen. Ich sollte sie kitzeln oder mit der “Klebehand” fixieren. Und wenn das Spiel zu langweilig wurde, dann bestellten sie bei mir einen Massage ala “Wetter” für ihren Rücken. Zwei kleine Kinderrücken lagen vor mir und ließen sich von mir massieren. Mal schien die Sonne auf den Rücken und später fielen schon die ersten Regentropfen auf ihre Rücken. Mit meinen Fingerkuppen lies ich jede Wetterlage und jede erdenkliche Tierspur – von Maus bis Elefant -  auf ihre kleinen Rücken die Bahn ziehen. Die kleinen Mädchen lagen quietschend und noch vor dem Morgengrauen in meinem Bett und wollten Action, Action, Action.

Der Rostocker Weihnachtsmarkt bot weitere Abwechslungen für die beiden süßen Mäuse.

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Hier als Lokfahrer in einer Berg- und Talbahn                                      als Überflieger waren sie auch in ihrem Element

Kaum zu glauben, wie lebenshungrig die kleinen Geister jeden Tag aufs neue sind und wie selbstverständlich alles, was ihnen das Leben bietet, in Beschlag nehmen, auch mich.

Jetzt muss die Oma sich erst einmal wieder ausschlafen und regenerieren

LaWe

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Nachspiel

An sturmfeien Wochenenden stürmen gern die Feierlustige Freunde von Sohnemann die Wohnung. Eine sturmfreie Bude riechen sie durch dicke Wände. Deshalb hab ich Sohnemann eingebläut, dass meine Wohnung keine Ort für wilde Partynächte ist. Nur die bekannte Freunde dürfen rein. Eine alte Erfahrung hatte Sohnemann gelehrt, dass Partys ausufern und unkontrollierbar werden können. Aus dieser Erfahrung heraus hält er die Wohnung während meiner Abwesenheit für den Rest der Welt Ansturm frei, außer seine Freunde und von mir abgesegnete Jungs dürfen während meiner Abwesenheit in die Wohnung.

So auch am vorletzten Wochenende. Ein gut bekannter Freund kam spät in der Nacht angetrunken und im Liebeskummer bei Sohnemann an. Mit einen Kontrollblick sah Sohnemann noch mal nach rechts und links, ob vielleicht ein Rattenschwanz von Feierwütigen Jungs noch im Hintergrund stehen könnten. Das nahm sein angetrunkener und impulsiver Freund als Ablehnung, bekam ein unkontrollierten Ausraster und tobte sich einem Auto aus, dass in seiner Nähe stand. Er drangsalierte es mit Fußtritten und zog dann wieder Leine.

Zwei Tage später stand der Autobesitzer in der Tür und hielt die Hand auf, wollte den Schaden an seinem Auto ersetzt haben. Weil einer der Mieter des Hauses diesen lautstarken Vorfall beobachtete, konnte er sachdienliche Hinweise machen. So blieb Sohnemann keine andere Wahl – nicht ohne schlechtes Gewissen – als den Namen seines Freundes anzugeben. Zum Glück war sein Freund darüber nicht sauer, denn im nüchternen Zustand fand es alles ziemlich Schei….. und stellt sich den Konsequenzen seiner nächtlichen Aktion.

Gestern war er wieder bei uns und es dauerte nicht lang, bis wir auf den Vorfall kamen.

“G… du hast deine Aggression nicht unter Kontrolle” sagte ich ihm.

“Ja, ich weiß, dass ich manchmal ausraste” antworte G… schuldbewusst. “Ich bin eben so” fasst er seine Ausraster zusammen.

“Ja, du hast Aggressionen" sage ich ihm. Meine Feststellung war doch eine andere als seine. Aber den kleinen Unterschied stellte er nicht fest.

“Du solltest einen Sport machen, bei dem du deine Aggression austoben kannst” riet ich ihm. Aber wie so oft, bekomme ich keine Reaktionen darauf. Wer will als Jungendlicher schon von  unkontrollierbarer Aggression wissen. “Ich bin eben so” ist die profane Feststellung, wenn es wieder zu Ausrastern kommt.

Ich lies das Gespräch fallen und erzählte ihm stattdessen von meinen Erfahrungen im Kampfsport. Das ich dort erst bemerkte, welch Aggressionen mich bis dato plagten und dass mir dieses erst bewusst wurde, als ich das Holzschwert in der Hand hielt.

Damals war auch ein Psychologe Mitglied unserer Gruppe und wir kämpften gemeinsam auf der Matte. “Du hast ein Aggressionsproblem” sagte er mir, zu meinem Unverständnis, damals. “Ich?  Ein Aggressionsproblem?” Abwertend schüttelte ich den Kopf, während ich fürs üben das Holzschwert schon in der Hand hielt. “Jetzt im Moment nicht, du löst es grade” antwortete er und ich dachte später noch darüber nach.

Nach diesem kurzen Rückerinnerung holte ich meine Holzwaffen hinter meinem Schrank vor und zeigte sie den Jungs. Ihr Augenblitzen erhellte das Wohnzimmer und sie untersuchten gemeinsam die Holztechnik. Nach der kurzen Inspektion beschlossen beide, dass sie die nächste Trainingsstunde besuchen werden. Doch der Freund hatte noch ein paar Zweifel wegen der Kosten, die eine Mitgliedschaft im Verein so mit sich bringt.

“G….dein Ausraster vom letzten Wochenende kostet dich soviel wie ein Mitgliedsbeitrag für mehrere Jahre. Vielleicht siehst du es von dieser Seite”

Er dachte nur ein paar Momente nach und beschloss, gemeinsam mit Sohnemann die nächste Trainingsstunde zu besuchen. Diese war gestern Abend und er war tatsächlich  gekommen. Jetzt hoffe ich für ihn, dass er am Ball bleibt und die Arbeit mit sich selbst einleitet.

LaWe

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