Nachspiel

An sturmfeien Wochenenden stürmen gern die Feierlustige Freunde von Sohnemann die Wohnung. Eine sturmfreie Bude riechen sie durch dicke Wände. Deshalb hab ich Sohnemann eingebläut, dass meine Wohnung keine Ort für wilde Partynächte ist. Nur die bekannte Freunde dürfen rein. Eine alte Erfahrung hatte Sohnemann gelehrt, dass Partys ausufern und unkontrollierbar werden können. Aus dieser Erfahrung heraus hält er die Wohnung während meiner Abwesenheit für den Rest der Welt Ansturm frei, außer seine Freunde und von mir abgesegnete Jungs dürfen während meiner Abwesenheit in die Wohnung.

So auch am vorletzten Wochenende. Ein gut bekannter Freund kam spät in der Nacht angetrunken und im Liebeskummer bei Sohnemann an. Mit einen Kontrollblick sah Sohnemann noch mal nach rechts und links, ob vielleicht ein Rattenschwanz von Feierwütigen Jungs noch im Hintergrund stehen könnten. Das nahm sein angetrunkener und impulsiver Freund als Ablehnung, bekam ein unkontrollierten Ausraster und tobte sich einem Auto aus, dass in seiner Nähe stand. Er drangsalierte es mit Fußtritten und zog dann wieder Leine.

Zwei Tage später stand der Autobesitzer in der Tür und hielt die Hand auf, wollte den Schaden an seinem Auto ersetzt haben. Weil einer der Mieter des Hauses diesen lautstarken Vorfall beobachtete, konnte er sachdienliche Hinweise machen. So blieb Sohnemann keine andere Wahl – nicht ohne schlechtes Gewissen – als den Namen seines Freundes anzugeben. Zum Glück war sein Freund darüber nicht sauer, denn im nüchternen Zustand fand es alles ziemlich Schei….. und stellt sich den Konsequenzen seiner nächtlichen Aktion.

Gestern war er wieder bei uns und es dauerte nicht lang, bis wir auf den Vorfall kamen.

“G… du hast deine Aggression nicht unter Kontrolle” sagte ich ihm.

“Ja, ich weiß, dass ich manchmal ausraste” antworte G… schuldbewusst. “Ich bin eben so” fasst er seine Ausraster zusammen.

“Ja, du hast Aggressionen" sage ich ihm. Meine Feststellung war doch eine andere als seine. Aber den kleinen Unterschied stellte er nicht fest.

“Du solltest einen Sport machen, bei dem du deine Aggression austoben kannst” riet ich ihm. Aber wie so oft, bekomme ich keine Reaktionen darauf. Wer will als Jungendlicher schon von  unkontrollierbarer Aggression wissen. “Ich bin eben so” ist die profane Feststellung, wenn es wieder zu Ausrastern kommt.

Ich lies das Gespräch fallen und erzählte ihm stattdessen von meinen Erfahrungen im Kampfsport. Das ich dort erst bemerkte, welch Aggressionen mich bis dato plagten und dass mir dieses erst bewusst wurde, als ich das Holzschwert in der Hand hielt.

Damals war auch ein Psychologe Mitglied unserer Gruppe und wir kämpften gemeinsam auf der Matte. “Du hast ein Aggressionsproblem” sagte er mir, zu meinem Unverständnis, damals. “Ich?  Ein Aggressionsproblem?” Abwertend schüttelte ich den Kopf, während ich fürs üben das Holzschwert schon in der Hand hielt. “Jetzt im Moment nicht, du löst es grade” antwortete er und ich dachte später noch darüber nach.

Nach diesem kurzen Rückerinnerung holte ich meine Holzwaffen hinter meinem Schrank vor und zeigte sie den Jungs. Ihr Augenblitzen erhellte das Wohnzimmer und sie untersuchten gemeinsam die Holztechnik. Nach der kurzen Inspektion beschlossen beide, dass sie die nächste Trainingsstunde besuchen werden. Doch der Freund hatte noch ein paar Zweifel wegen der Kosten, die eine Mitgliedschaft im Verein so mit sich bringt.

“G….dein Ausraster vom letzten Wochenende kostet dich soviel wie ein Mitgliedsbeitrag für mehrere Jahre. Vielleicht siehst du es von dieser Seite”

Er dachte nur ein paar Momente nach und beschloss, gemeinsam mit Sohnemann die nächste Trainingsstunde zu besuchen. Diese war gestern Abend und er war tatsächlich  gekommen. Jetzt hoffe ich für ihn, dass er am Ball bleibt und die Arbeit mit sich selbst einleitet.

LaWe

bonanzaMARGOT - 22. Okt, 14:54

gut gemacht.
wir haben nämlich alle aggressionsprobleme. außer vielleicht mutter theresa und der dalai lama.

Lange-Weile - 23. Okt, 15:33

ja...die beiden haben die Verbindung zu ihrem höheren Selbst auf Erden aufnhemen können. Von Dalai Lama sagt man ja, dass er schon zum 13ten mal auf der Erde wirkt.

Aggression ist auch ein Teil von uns und gehört genau wie die Friedfertigkeit zu uns. Nur neigen wir dazu, die positiven Eigenschaften an uns zu akzeptieren und die negativen zu verdrängen. Diese sehen wir nur bei den anderen.

Erst wenn wir beide Teile in uns akzeptieren können, dann läßt es ich sich leichter leben.

Der Freund meines Sohnes hatte an dem Abend danach nach ein paar Bierchen wieder einen Ausraster, doch der ging diesmal übers grummeln nicht hinaus ;-)
creature - 23. Okt, 17:35

Der Wort Aggression kommt vom lateinischen „aggredi", das wörtlich übersetzt „herangehen", „in Angriff nehmen" oder auch „angreifen" bedeuten kann. Der reinen Wortherkunft nach sind Aggressionen nicht ausschließlich negativ zu betrachten.

Die Quelle davon ist im negativem Stress zu finden, wenn man was tun möchte und daran gehindert wird bleiben sozusagen die Stresshormone stecken, das tut weh.
Wenn man aber die Mechanismen kennt läßt sich gut damit umgehen ohne das weder ich selbst noch andere zu Schaden kommen!

Lange-Weile - 25. Okt, 17:46

logisch

Hallo Creature,

im Grunde ist es ganz einfach und logisch, aber schwer zu machen, zumindest für die, die sich ihrer Aggression nicht bewußt sind und das ist auch bei sehr vielen Jungendlichen der Fall.

Gruß LaWe

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