Mittwoch, 19. Mai 2010

Glückspilz

“Diese Nummer können sie anrufen, wenn es mal ein Problem gibt” sagt die Chefin des Hauses, als sie mir die Schlüssel übergibt. Sie diktiert mir die Nummer in die Feder und ich schriebe sie in mein kleines Notizheft. Mit der Übergabe von zwei Schlüsseln darf ich auch als letzte das Haus verlassen und nach mir das Gebäude scharf schließen. Ich bekomme mit den Schlüsseln ein Stückchen Freiraum und kann mit den Frauen der Yoga-Gruppe etwas über die Zeit arbeiten. Seid dem schließ ich am Dienstag Abend das Gebäude scharf und damit haben die Einbrecher ein schweres Los.

Aber heut lies sich das Gebäude nicht wie gewohnt scharf schließen. So musste ich nach Monaten die Notfall-Nummer nutzen. Mit den Handy ist es heut ja eine schnelle Sache und die Hilfe schnell vor Ort. “Bin in 5 Minuten da” antwortet eine nette Stimme auf meinen Hilferuf am Telefon.

Nach 5 Minuten kommt der Helfer in der Not in Hauslatschen. Die Schlüsselbänder in seiner Hand schwingen mit seinen Schritten. So grau meliert wie seine Haare sieht auch seine Hausgarderobe aus, irgendwie zu scharf gewaschen. Mit einen freundlichen Lächeln kommt er auf mich zu. “Da haben sie aber Glück gehabt, dass sie mich noch erreicht haben. In 5 Minuten wäre ich im Bett gewesen. Ich bin heut ja soo kaputt” Da war ich aber froh, dass ich heut im Unglück doch noch Glück hatte. Er prüft meine Aussage, dass sich das Gebäude nicht scharf schließen lässt. Gespannt warte ich auf das Ergebnis seiner Untersuchung. Vielleicht hab ich mich heut ja auch dumm angestellt. Erleichtert nehme ich zur Kenntnis. dass etwas nicht stimmt.

“Na, da kommen sie mal mit”. Er zeigt mir die Nebenräume der Nebenräume und die Schaltstelle der Anlage. “Wenn ihnen das noch mal passiert, dass machen sie so …und dann so…und dann so …und dann so. Und wenn das hier blinkt, dann wissen sie, was nicht ganz rund läuft” Ich höre zu und sehe nur Blink hier und Blink da und Blink da. Doch wer und was und wo es zu erst und dann danach blinken soll, hab ich schon vergessen, bevor er seine Vorführung beendet hat. Mit dem Blink Blink hat er den Fehler gefunden und geregelt und die Anlange ist wieder in Takt, dass Haus kann ordnungsgemäß verschlossen werden kann.

Redseelig geht er den selben Weg wie ich nach Haus. “Ich hab vier Kinder und bin alleinerziehend, Was denken sie, was da los ist” klagt er sein Leid. Dann sprudelt wer weiter und weiter.

“Die Mädels zicken ganz schön rum. Sie sind 13 und 10 und 8. Jahre. Gestern war Muttertag, da war es ein bisschen ruhig” Kinder Kinder, was hat der Mann viele Kinder. Und dann noch allein.

“Vier Kinder leben ja noch bei mir, die anderen 3 sind schon außer Haus.” erzählt er so beiläufig. Ich rechne mal kurz durch – 4 + 3 = 7 ..also hat er sieben Kinder. Wo sind die Mütter oder die Mutter? Die werden in seinem Redefluss nur als Muttertag erwähnt. “Können sie sich vorstellen, wie anstrengend es ist, mit den Kindern einkaufen zu gehen?” Sein Gesichtsausdruck spiegelt das Leid eines Mannes wieder, der von der Familie durch die Kaufhäuser geschleppt wird. Ich würde ihm ja eine Antwort geben, doch dazu komme ich nicht.

“Die Große hat ja auch schon ein Kind und ich bin ein richtiger echter Opa” Seine große Familie wächst schon in Seitensprossen weiter.

“Fast alles nur Mädchen, nur 2 Jungs sind dabei. Da können sie sich vorstellen, was das für ein Gezicke ist” “Die Mädchen lernen dabei wirklich was für Leben” Mit dem Satz nimmt er eine bildliche Vorstellung vorweg, die sich grad vor meinem geistigen Auge aufbaute. Ich sah eine Schar Welpen, die sich über einen Hof balgen um sich im Sozialverhalten fürs Leben zu üben.

“Ich stehe um 5 Uhr auf und koche für die Kinder Mittag vor. Dann gehe ich zur Arbeit und wenn ich abends nach Haus komme, hab ich manchmal keine Kraft mehr.” Das kann ich gut nachvollziehen, denn ich war auch alleinerziehend und fühlte mich nach einem 8 Stundentag ausberannt.

“Aber bald ist wieder Muttertag und die Kinder sind außer Haus.  Dann lege ich aber meine Beine hoch und schau mir ein Fußballspiel an. Und wenn ich 60 Bin, dann sind sie groß und außer Haus. So, hier wohne ich.”

Er bleibt vor eine Haustür stehen und verabschiedet sich. “Einen schönen Abend noch” wir verabschieden uns

LaWe

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