Mittwoch, 12. Mai 2010

einer nach dem anderen

Sein lautes Getöse ist im ganzen Treppenhaus zu hören. Mit metallischem Klappern und lautem Stöhnen erklimmt er die 8 Stufen, die zu seiner Wohnung führen. Wir begegnen uns auf dieser kurzen Strecke. Doch ich muss warten, bis er die 8 Stufen überwunden hat. Sein Rollator nimmt die ganze Treppenbreite ein.

Er, dass ich mein Nachbar, der in seinen jungen Jahren seiner Statur nach ein Kerl wie ein Baum war. Groß und stattlich muss er gewesen sein und voller Kraft.

Besorgt sehe ich seinem mühevollen Aufstieg zu. Seiner körperlichen Anstrengung nach macht es den Eindruck, als bewege er sich schon in der Todeszone auf dem Mount Everest. “Kann ich ihnen helfen ?” frag ich. Vielleicht kann ich ihm den Rollator abnehmen, den er mühevoll von Stufe zu Stufe noch oben vor sich her hebt. “Nein, das geht schon so. Ich hab mich damit schon eingespielt” “Ist in Ordnung” antworte ich und bleibt an meiner Wohnungstür stehen. Es sind ja nur noch 3 Stufen, die er erklimmen muss. Dann  hat er den beschwerlichen Aufstieg von 8 Stufen hinter sich.

“Wir sind ja nicht mehr lange hier” erzählt er mir unter schnaufen weiter. “Wollen sie wegziehen ?” frag ich nach. Dabei fällt mir ein, dass ich ihn und seine Frau in den letzten Wochen eher selten sah. “Wie gehen ins Pflegeheim. Die Frau ist schon da und ich ziehe im Juli nach” Ein bisschen traurig nehme ich seine neue Botschaft auf. Seit vielen Jahren leben wir Tür an Tür. Er nahm meine Päckchen an und ich nahm seine Päckchen an. Für einen “Guten Tag” und “Guten Weg” hatten wir immer nette Worte übrig. Wenn es was zu meckern gab – laute Musik von Sohnemann z.B - dann teilte er mir es in einem höflichen Ton mit, auch wenn er in seinem privaten Raum eher aufbrausend war.

“Wo wollen sie denn hinziehen?” frage ich nach, um das Gespräch nicht einfach zu beenden. “Wir bleiben hier im Wohngebiet” antwortete er. “Das Altenheim gegenüber”  “Das ja super, dann ist es ja noch wie zu Hause” Das Alten- und Pflegeheim ist gleich um die Ecke und fast auf Sichtweite zur jetzigen Wohnung. “Na, dann grüßen sie ihre Frau von mir” bitte ich ihm. Als wir uns nach dem kurzen Wortwechsel verabschieden, verschwindet er in seiner Noch- Wohnung.

Erst im nachhinein lief unsere Nachbarschaft mir noch einmal an meinem geistigen Auge vorbei. Als sie hier einzogen, waren beide noch gut zu Fuß, wenn auch wegen der Körperfülle eher etwas schwerfällig. Vor zwei Jahren stand spät am Abend der Krankenwagen vor der Tür und nahm die Frau mit. Sie stöhnte vor Schmerzen, als man sie in den Krankenwagen schob. Mir tat das in der Seele weh. Später erzählte mir der Mann, seine Frau bekommt ein neues Hüftgelenk, sie hätte es sich neulig Abend gebrochen. Und schon bald war sie wieder zu Haus. Sie ging am Stock, doch schaffte sie den Weg zum Auto gut und ohne die Stütze ihres Mannes.

Seid dem  letzten Jahr sehe ich ihn mit einem Rollator vor sich er schiebend das erst mal. Er brauchte nun auch eine Gehhilfe. Seine dickliche Körperstatur schein auch zu schrumpfen.

Vor wenigen Wochen kamen sie mir beide zu Fuß entgehen. Das war ungewöhnlich, denn sonst gingen sie nur zu ihrem Auto und den Rest ihre Bewegung erledigte der Wagen. Für einen Moment nahm ich ihre Hilflosigkeit wahr. Früher ging er immer vorweg und sie lief ihm nach. Diesmal sah ihr Erscheinungsbild anders aus. Sie gingen eng aneinander geschmiegt. Sie stütze ich sich auf ihre Gehstöcke und er auf seinen Rollator. So eng hatte ich die beiden noch nie beieinander gesehen. Sie kamen aus der Richtung, in der das Altenheim liegt. Es liegt ja nur um die Ecke auf der anderen Straßenseite.

Nun ist ihre Wohnung kaum noch belebt. Nur ab und zu sehe ich eine Fremde aus der Wohnung kommen. Mal hat sie ein Kissen unter dem Arm und ein anderes mal ein Decke. Wahrscheinlich holt sie ein paar persönliche Gegenstände für das alte Ehepaar, dass über die Jahre so eng zusammengewachsen war.

LaWe

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