Tage im Fluss
Montag, 6. November 2006
Sonntag, 5. November 2006
die Borgerin
Freitag, 3. November 2006
Welttag des Mannes
BERLIN - Ach, diese Spezies hat's schwer. Stirbt sieben Jahre früher als die Weibchen seiner Art. Isst ungesünder. Erkrankt häufiger an Krebs. Und bekommt einfach zu wenig Aufmerksamkeit. Heute aber soll das anders sein - am "Welttag des Mannes".
Die Stadt Wien und die Gorbatschow-Stiftung riefen vor einem Jahr den 3. November als Ehrentag aus. Jetzt veranstaltet die Uni Wien den "Ersten Weltkongress für Männergesundheit" mit 300 Ärzten und Forschern. Doch was weiß die Welt eigentlich über die XY-Chromosomenträger? Die Münchner Autorinnen Karin Hertzer und Christine Wolfrum räumen mit Irrtümern auf.
"Das starke Geschlecht". Von wegen! Schon im Mutterleib haben männliche Föten ein größeres Risiko zu sterben. Viele Erbkrankheiten treffen vor allem Jungs. Und das Sexualhormon Testosteron schwächt zeitlebens die Widerstandskraft.
"Das untreue Geschlecht". Seitensprünge sind keine Männersache, auch zwei Drittel der Frauen sind für Affären offen. Beweis: Jedes zehnte Kind ist nicht vom angeblichen Papa.
"Das aggressive Geschlecht". Uni-Studien ergaben: Frauen fahren genauso aggressiv und dicht auf. Und werden mit zunehmendem Erfolg im Beruf immer agressiver - während Männer ruhiger werden.
"Das stille Geschlecht". Männer reden gern über Kollegen und Promis - nur nennen sie es nicht Klatsch, sondern Informationsaustausch.
"Das ignorante Geschlecht". Stimmt nicht. Frauen glauben zwar von sich selbst, einfühlsamer zu sein als Männer. Doch in Studien zeigen sich kaum Unterschiede.
Quelle Vater-aktuell.de
LaWe
Donnerstag, 2. November 2006
Charmtest
Wenn die Sportstunde vorbei ist, beginnt die außersportliche Übung - anziehen. Die Kleinen müssen wieder ihre Garderobe wechseln und damit die Erzieher schneller fertig werden, helfe ich dabei. Suche auf Knien die winzig kleinen Socken und Schuhe, die in der Regel unter den Bank liegen. Streife Hose und Pullover über.
Und so nach und nach stehen alle in ihren Klamöttchen.

Dann schaut er mich fest mit seinen großen Augen an. Sein Gesicht strahlt den Schelm aus. Ich seher in jedem seiner Augenwinkel eine witzige Nummer.
"Ich mag dich" sagt er mir und ist weiter fixieirt auf meine Augen. Ich bedanke mich für deine freundliche Zuwerndung und schaue mit meinem freundlichensten Blick zurück. Wir sind in Augenhöhe, denn ich knie vor ihm, ich verschließe nebenbei seine Jacke.
"Freust du dich darüber?" fragt er bei mir nach. "Na klar" antworte ich ihm.
"Dann lach mich jetzt an" bittet er mich. Oh, mein freundlches Gesicht reicht dem Kleinen noch nicht und ich arbeite an meinem Lächeln. Lasse es größer und breiter werden "Ja, ich freue mich sehr darüber".
"Dann mußt du noch mehr lachen. Lach bitte laut" Mein Stimmbänder schwingen mit, während ich dem Kleinen mein schönstes Lächeln zeige.
Das gefällt ihm, er macht einen zufriedenen Eindruck. Doch verlangt er noch einen Nachschlag. "Lach noch mal" fordert er mich auf und betrachtet dabei genau meine Gesichtsmimik. Meine Stimmbänder spielen noch einmal mit und ich höre ein lautes Lachen über meine Lippen.
Jetzt ist der Kleine Überzeugt, dass seine kleine Liebeserklärung einen guten Anklang gefunden hat und er wendet sich zufrieden von mir ab....
LaWe
Montag, 30. Oktober 2006
Wunderwerk Mensch
Gestern stand ich davor und wußte nicht was ich fühlen und denken sollte.
Viel zu früh und doch nicht zu spät kam das kleine Wesen vor einer Woche zur Welt. Es schaffte die Hürde in den Inkubator und wartet jetzt geduldig auf seine zweite Entbindung.
Ich stand vor dem Wunderwerk Mensch. Klein und zierlich. zerbrechlich und verletztlich, wie das kleine Wesen da so im kleinen Kasten liegt, der fast eine Stimmung von Weihnachten aufkommen läßt.
Wunderwerk Mensch - der es geschaffte hat, diese Technik so weit zu entwickeln, dass auch so einem kleinen Wesen die Überleitung in das Leben ermöglicht.
Wunderwerk Mensch - der erst mit dieser aufwendigen Technik mir bewußt macht, welch komplizierten Prozeß der menschliche Körper zu regen kann.
Ich steh davor und weiß nicht, was ich fühlen soll.
Soll ich die Technik bestaunen?
Soll ich auf Distanz gehen?
Soll ich Gefühle zeigen?
Soll ich ohnmächtig weinen?
Gefühlsstumm stehe ich vor dem kleinen Wesen, dessen kleinen flacher Bauch sich mit jeden Atemzug sich auf- und abbewegt. Die kleine Lunge ist auf diese Arbeit noch nicht vorbereitet und läßt sich beatmen. Doch den einen oder anderen Atemzug macht das kleine Wesen auch schon, versichern die Ärzte.
Ich stehe davor und staune über das kleine zarte Leben und weiß noch nicht, wohin mit den Gefühlen, die sich einen Weg nach außen bahnen wollen.
Doch bevor sie austreten, wollen sie von mir wissen. "Willst du eine Beziehung zu dem kleinen Wesen herstellen?" Ein aufgeregter Funkverkehr flimmert in meinem Inneren zwischen Bauch und Verstand.
Mein Verstand manipuliert mich "Wenn du eine Beziehung herstellst, dann muß du den schmerzlichen Veraluf der weiteren Entwicklung auch emotional in Kauf nehmen" und droht mit Ängsten, die sich in den nächsten Wochen auch dazugesellen können. Ängste, die das bangen um das Kleine mit sich bringen.
Meine Augen tasten das kleine Wesen ab, während der Funkverkehr weiter geht. Ich sehe die zarte dünne Haut, die an einen roten Pfirsich erinnert. Meine Augen tasten die Schläuche ab, die in Massen am Körper angebracht sind.
So, als hätte ich Watte im Ohr und es können die Schallwellen nur abgedämpft zur mir vordringen.
Meine Gefühle beiben taub.
Doch der Funkverkehr rast zwischen Bauch und Verstand weiter. Der Bauch holt das Herz zur Hilfe und es schaltet sich in due Auseinandersetzung mit ein. Mein Herz sagt "Nimm es an, nimm das kleine Wesen an. Es braucht jede Zuwendung. Sieh, es hat so kleine Hände und hält sie dem Leben entgegen, Nimm es an und in meine Herz auf"
Meinem Herzen ist mein Verstand nicht gewachsen und hält mir kleinlaut die möglichen Komplikationen noch einmal vor Augen. Doch da ist die Beziehung zu dem kleinen Wesen schon hergestellt, meine ersten Tränen drängen nach außen. Ich muß weinen und weiß nicht, wohin mit den Tränen.
Ein Arzt tritt ins Zimmer und strahlt über das ganze Gesicht. Ein freundlichen Mensch, denke ich. Sein Bericht an die Mutter klingt wie ein Überraschungsei. Er blättert im Hefter der nächtlichen Aufzeichnungen. "Alles verläuft normal. Ihre kleine Tochter hat die ersten Hürden allein geschafft. Wir können auf einen operativen Eingriff verzichten"
Jetzt fasse ich Mut und berühre mit desinfiziereten Finger die kleinen Füße, die nicht größer als mein halber Daumen sind und dann ein kleine filigrane Hand, die nicht größer als mein Daumennagel ist.
Auch den körperliche Kontakt hab ich jetzt zum kleinen Wesen aufgenommen.

LaWe
Dienstag, 24. Oktober 2006
Aus der Ferne betrachtet..
Kleine Maus
belebt mein Haus
belebt mein Herz
bringt Leben vorwärts
Das Essen schmeckt
damit sie sich reckt
das Spiel gefällt
der Tag ist erhellt
LaWe
Freitag, 6. Oktober 2006
freundliche Nachbarn
So wünscht man sich seinen Nachbar - freundlich und aufmerksam. Immer bereit für einen netten hilfreichen Hinweis. Doch gestern Abend brachten sie mich zum Schmunzeln.
Endlich Feierabend. Ein langer Tag ist geschafft. Ich will noch einen Happen essen und mich schlapp auf meine Couch werfen. Meine grauen Zellen machen Pause, wollen sich nur vom Bildschirm berieseln lassen.
Doch das Telefon kennt kein Feierabend und ich muss meine grauen Zellen noch mal auf Trab bringen. Mein Nachbar aus dem Nachbaraufgang ist dran. Er ruft mich nur an, wenn die Luft brennt.
"He, K. was ist los. Was passiert?" frage ich aufgeregt.
" Ja, dein Nachbar hat heut deinen Sohn angemeckert" antwortet K.
"Auch das noch" denke ich. "Was hat mein Sohn denn angestellt?" frage ich zurück und stelle micgh schon mal auf eine Unannehmlichkeit ein.
"Er sagte deinem Sohn, dass sein Fahrrad nicht verkehrssicher ist. Das sie Lampen fehlen und wenn er das nicht ändert, dann informiert er die Polizei. Als ich den Alten so meckern hörte, hab ich ihm erst einmal Bescheid gesagt. Er hat deinem Sohn gar nichts zu sagen"
Ich bedanke mich bei meinem Nachbarn von Nachbarhaus für seinen verteidigenden Einsatz. Wundere mich aber Trotzdem über meinen anderen Nachbarn gegenüber. Ich kenne ihn als - zumindest mir gegenüber - als einen höflichen Menschen. Wenn ich ihn dann dankend mit freundlichen Augen ansehe, dann strahlt er mit glänzenden Augen zurück.
Er ist schon ein älterer, etwas aus dem Leim gegangener - und das in jeder Beziehung - Mann, der nach außen seine Aufgabe darin sieht, jeden Mitbewohner einen freundlichen Hinweis z.B. über das Falschparken vor dem Haus zu geben. Er weiß, welcher Parkplatz zu wem gehört und wenn ein ahnungsloser Bürger sich darauf stellt, dann bekommt er auf jeden Fall die Empfehlung, sich doch einen anderen Platz auszusuchen. Das geschieht unaufdringlich und seine Augen hecheln dabei nach einen dankbaren Rückblick und lobende Worte für die Freundlichkeit.
Mein Nachbar aus dem Nachbarhaus ist ebenfalls ein Ordnungshüter. Hört er ein Bohrgeräusch 10 Minuten vor Ablauf der nach Hausordnung vorgeschriebenen Ruhezeit, dann läuft wie unter Raketenantreibstoff gesetzt das ganze Haus ab, bis er endlich den Störenfried gefunden hat. Und er sagt dem Störenfried dann erst einmal ordentlich Bescheid.
Ich frage meinen Sohn nach dem Vorfall mit unserem Nachbarn.
"Hat Herr R. dich heut angemeckert und mit der Polizei gedroht?" frage ich besorgt. "Was hatte er überhaupt an deinem Fahrrad beanstandet?"
"Ach, er hat nur gesagt, ich sollte mir Lampen anbauen, damit ich besser sehe und gesehen werde" erzählt er mir ganz gelassen.
"Und was ist mit der Polizei? "
"Na, er meint, dass die Polizei mich deshalb anhalten könnte". "Das klingt vernünftig" denke ich mir.
"Und hat er dich angeblubbert?"
"Nee, er hat nur etwas laut gesprochen. Ich hab mir gedacht, lass den Alten doch reden und mich bei ihm für den Hinweis bedankt"
Naja, so unterschiedlich sind die Sichtweisen über ein Gesprächsverlauf.
Und meine Sichtweise?
Vor dem Haus kamen sich zwei Ordnungshüter ins Gehege und haben sich vor meinem Sohn beharkt.
Mein Nachbar aus dem Nachbarhaus hat mir gezeigt, dass er sich nicht scheut und meinen Sohn wie eigen Fleisch und Blut verteidigt.
Jetzt bin ich gespannt, wann mein Nachbar von nebenan mich über den unangemessenen Zustand des Fahrrades meines Sohnes unterrichtet und mir sagt, dass er es doch nur gut mit mir und ihm meint.....
LaWe
Mittwoch, 4. Oktober 2006
Der erste Kuss - umgehauen
Umgehauen hat es ihm. Direkt auf der Kaimauer am Rostocker Stadthafen und blidhaft für die Nachwelt festhelten.
Der erste Kuss.
Das Bild am Stadthafen erinnere mich an meinen ersten Kuss.
Das war ein schwieriger Akt für den, der meinen ersten Kuss haben wollte. Ich erinnere mich an eine lange, ausdauernde und anhaltenden ZickenNummer "Neeee, ich will nicht..." So oder ähnlich wand ich mich aus den Armen des Jungen, der um meinen ersten Kuss warb.
Er, der Junge, gefiel mir wegen seiner Rüpeligkeit im Dorf. Das machte ihn bekannt und prominet in meinen Heimatort, das wohl nicht mehr als 600 Einwohner hatte. Ich war schüchtern, artig und klein, 1,54 cm - drei Käse hoch. Doch das hinderte mich nicht daran, mein Ohr und Auge auf den größes Rüpel des Ortes haften zu lassen.
"Die soll sich erst einmal in den warmen Regen stellen," soll er gesagt haben "dann wächst sie ja vielleicht ja noch" wurde mir zugetragen. Das hatte mich zwar schwer verletzt, doch meine Augen und wohl auch mein Herz blieben am Rüpel hängen, bis er eines Tages auf mich herab sah.
Mein kleines junges Herz schlug 1000:1 und in seinem lautesten Ton. Es klopfe an meine Brustwand von innen nach außen, beulte sie im Takt des Schlages aus. Der Atem lies sich nicht mehr kontrollieren und verursachte fast einen Atemstillstand, wenn seine Augen über meinen Körper huschten.
Doch das Leben giing weiter und der Dorftanz auch. Er war eine einzige Anbahnungschiene, die sich mir bot, meinem Schwarm unauffällig etwas näher zu kommen. Ein paar Schnäpschen machtem meinem Herzen Mut und ich tanzte mein Herz aus der Seele. Damit wollte ich auffallen. und so kam was kommen mußte, mein begehrter Tanzpartner kam auf mich zu und ich fiel ihm fast ohnmächtig in die Arme, doch meine beschwipste Seele sprugelte vor Freude fast über.
Ach, muß dass ein Gefühl für ihn gewesen sein. Eine himmlisches und fast ohnmächtiges Mädchen in seinen Armen. Später brachte er mich nach Haus und klug, wie er war, parkte er mich in einen kleine Wartehäuschen zwischen.
Im Schutz des dunklen Häuschens warb er um den ersten Kuss von mir. Oh mein Gott, wie hab ich mich geziert. Nach 2 oder 3 Stunden oder waren es sogar 4 ? hat er es dann geschaftt. Mein zickiger Widerstand war wie ein Damm gebrochen und sein Mund drückte sich auf meinen Mund.
Atemlos von der Abwehr hielt ich still und analysierte "ach so ist das? Das ist ja gar nicht so schlimm" Doch dann, oh Schreck wollte seine Zunge in meinen Mund eindringen. Und da war sie wieder, meine Abwehr und ich biß die Zähne zusammen und wollte mich Augen zu und durch, dem Küssen ein Ende setzen.
Doch gaben meine Zähne nach und ich spürte die Zunge von ihm in meinem Mund. "Jetzt weiß ich, was die anderen immer mit einen Zuienkuss meinten" registriere ich und antworte flüchtig auf den Kuss mit meiner Zunge.
"Ich hab´s durchgezogen" jubilierte es im mir: "Ich hab den größen Rüpel aus unserem Dorf geküßt" und fühlte mich so stark, als hätte ich die Welt im Sturm erobert.
Die Nacht erhellte sich und die ersten Sonnenstrahlen krochen in das dunkle Wartehäusen. "Oh mein Gott. Ich muß nach Haus" ermahnte ich mich, doch die Nacht sollte bleiben, für immer bleiben und Kuss auf Kuss folgen lassen.
Die Nacht blieb nicht. ´
Die Strafe meiner für meine ungezügelte Nachtschwärme ertrug ich tapfer und fieberte schon den nächsten Dorftanz herbei...
LaWe
Dienstag, 3. Oktober 2006
16 Jahre wächst zusammen........
Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört" (Altkanzler Willy Brandt)
Eine Bildersprache - eine Bilderbuchsprache von Williy Brandt, Einprägsam und vorstellbar, denn unvorstellbar war ein geteiltes Land auf Ewigkeit von seinen Bürgern.
Eine Mauer zwischen Land und Leute, die nicht nur mit einem gespickten Stacheldraht am Überwinden hindern sollte.
In Kiel sah ich in einer maritimen Ausstellung ein kleines - nur einmenschgroß - RöhrenBoot. Seine Tarnfarbe hatte die Farbe des Wassers und durch ein klleines Fliesengroßes Fenster gab den Blick zum Himmel frei. Ein Treibgut auf dem Wasser, sollte man meinen, falls ein Auge des Grenzschutzes darauf fällt.
Ein menschliches Treibgut - ja, was brachte ihn damals in diese Situation und in dieses Boot, in den er für die Flucht aus der Heimat sein Leben auf Spiel sezte?
Doppelt erschüttert stand ich vor dem Ausstellungsstück. Erschüttert über die Verzweiflung eines Menschen und erschüttert vor Scham, dass mein Heimatland seine Menschen in diese Situation brachte. Die Scham lies mich lange nicht los, doch sie öffenete mir die Augen, die wohl Jahre zuvor mit einem milchigen Schleier verhangen waren.
Heut, nach so vielen Jahren des Zusammenwachsens sehe ich neue Mauern - unsichtbar - doch sie wächst täglich weiter in die Höhe. Mit einer Leiter läßt sie sich wohl kaum noch überwinden. Die Mauer zwischen Arm und Reich und zwischen Jung und Alt.
Die Arbeitswelt zieht gnadenlos die Mauern weiter durch die Reihen. Doch wohin wächst das neue Land, in dem zusammenwachsen sollte, was zusammengehört.
Das Leben zeigt mir, das Kapital wächst zum Kapital und unterteilt die Menschen in Stufen abwärts....
LaWe
Sonntag, 1. Oktober 2006
Tour vermasselt
Als es Abend ist, steht mein Sinn gar nicht mehr so nach Disse und tanzen und so nach und nach weicht der Gedanke auf und der Wunsch danach zerplatzt wie eine Seifenblase. "Ach und naja, das Ferrnsehprogramm ist auch nicht so schlecht. Den Film bei RTL 2 wollte ich schon immer mal sehen" und damit steht mein Entschluß fest "Ich bleibe zu Haus".
Doch bevor ich ganz an der Chouch festklebe bereite ich das Abendessen für Sonimann und schwinge die Pfanne in der Küche. Als alles laut und duftend in der Pfanne brutzelt, steht er plötzlich hinter mir und fragt mich entsetzt: "Was machst du noch hier?"
"Das siehst du doch" antworte ich und kann sein Entsetzen noch gar nicht zuordnen.
"Du wolltest doch tanzen gehen"
"Ja, aber ich hab es mir anders überlegt" erwidere ich.
"Das geht jetzt nicht mehr. Geh in die Disse" klingt es nach Befehl.
"Warum soll ich jetzt gegen? Wenn überhaupt, dann erst ab 22 Uhr und jetzt ist es noch nicht einmal 20 Uhr" ich merke, ich verteidige meinen letzten Entschluß und wanke wieder damit.
"Doch, du mußt jetzt gehen" drändelt mein Sohn - noch in Hut und Mantel - und versucht mich variantenreich umzustimmen.
"Nein, ich will nicht mehr in die Disse. Ich muß dafür noch eine Stunde Straßenbahn fahren, darauf hab ich keinen Bock mehr" verteidige ich mich. "Und überhaupt, warum drängelst du mich so?"
"Meine Kumpels kommen. Sie stehen schon vor der Tür. Wir wollen Videos gucken"
Nachtigall ich hör dir trapsen, ich bin im Wege. Doch ich sehe gar nicht ein, mein gemütliches Wohnzimmer zu verlassen und verteiige es, wie eine kleine PrivateUrlaubsinsel, die grad von Räubern überfallen wird. Die gemütliche Chouch schaut mich einladend und mit zwickenden Augen an. Doch noch einmal flimmern meine Absichten wie die Spitze eines Zeigers von einer Seite zur anderen. Gehen oder nicht gehen?
Noch ganz leise und im Hintergrund meiner Willenskraft, freundet sich der Gedanke noch einmal mit der Disse an. Die Klamotten liegen ja schon bereit. Doch unnachgiebigt setzt sich der Gedanke an Flim und Chouch wieder durch und weigert sich standhaft, den letzten Entschluß zu ändern.
Mein Sohn rüttelt weiter daran. "Los, geh jetzt in die Disse" versucht er mich aus der Wohnung zu drängeln.
"Nein, ich bleibe zu Hause" ich bin fest entschlossen, meinen Posten nicht mehr zu verlassen.
Der Posten - mein Posten - sichert die Wohnung vor einem jugendlichen Chaos, denn wenn die Jungs erst einmal ungestört einfallen, dann hinterlassen sie auch eine Menge Spuren, die an nächsten Tag auf die eine oder andere Weise auf mich warten. Entweder ist treibe Sohnimann oder mich selber an, sie wieder zu beseitigen. Auf jeden Fall bleibt das Antreiben mir nicht erspart. Das riecht nach Wochenendearbeit, auf die ich auch keinen Bock habe.
"Nein, ich bleibe zu Haus" sage ich entschlossen.
Sohnimann sieht ein, drängeln bringt nichts mehr, er disponiert um und trägt die ersten Stühle in sein Zimmer, da klingeln die ersten schon an der Tür. Die Arme der Jungs sind mit eisgekühlten Pizzapaketen und was es sonst noch in Supermärkten an Eßbaren gibt, vollgestopft. Es scheint, sie haben sich nicht nur auf eine Nacht, sondern auf Tage eingerichtet. Und schon schieben sie sich eine Pizza nach der anderen erst in den Backofen und dann in ihre Mägen.
Die Truppe nistet sich jetzt im "Kinderzimmer" ein, macht es sich - statt im Wohnzimmer - auf Bett und Boden gemütlich und bald sind die Berge von Pizzen in ihren Mägen verschwunden.
Fazit für mich - meinem Sohn werde ich in Zukunft wohl kaum noch im Vorfeld sagen, dass ich mir die Nacht vielleicht in der Diskothek um die Ohren schlage ....
LaWe