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Sonntag, 26. August 2012

sprachlos, noch immer

Damals war ich nur neugierig und wollte sehen, was da los war.

Man erzählte sich, die Stadt sei von Zigeunern überschwemmt. Sie klauten wie die Raben und scheißen auf den Rasen. Zigeuner…wie abfällig sie dieses Wort in den Mund nahmen. Ich kann mir über Zigeuner kein Urteil erlauben.Weiß nur, dass das ein Wandervolk ohne eigenes Land ist. Niemand will sie haben, weil sie sich den gesellschaftlichen Regel nicht unterordnen können oder wollen.

Mehr weiß ich über diese Menschen nicht. Vielleicht kommt als 2 Idee noch die Oper Carmen in den Sinn, die die Leidenschaft dieses Volkes beschreibt.

Täglich sah ich mehr von den Zigeunern..oder Romas, wie sie auch bezeichnet werden. Sie strömten über die Stadt, die bis dato nur die roten Fahnen des Kommunismus kannten. Es war auch komisch für mich, das plötzlich so viele fremde Menschen die Stadt besiedelten. Aber das waren für mich die Zeichen der neuen Zeit. Die Grenzen waren offen…die Ossis fielen über Westdeutschland her und die Romas über Ostdeutschland. Wenn Ventile sich zu Druckkammern öffnen, dann gleicht sich alles mit Hochdruck aus.

Eigentlich wollte ich in Lichtenhagen aussteigen und mir selber ein Bild machen. Doch schon aus der S-Bahn konnte man die Menschenmassen auf den Rasen sehen. Es waren die Romas –Männer, Frauen und Kinder - , die sich flächendenkend im Viertel verteilten.

“Wie kann man ein Wandervolk in solch einen Betonklotz einpferchen? “ und nicht nur das. Mit bloßem Auge konnte man die Überbelegung des Blocks erkennen. Der mit der Sonnenblume gezierte Giebel sollte denn Neuankömmlingen schönes versprechen, doch für sie wurde es eine Hölle. Von verstopften Toiletten war die Rede.

Eine diffuse  Krisensituation, die die Ratten auf den Plan rief. Egal ob aus der Stadt und extra Angereiste. Die Geist entscheidet, wozu der Mensch gehört und es dauerte ja auch nicht mehr lange, da übernahmen sie bösen Geister das Kommando.

“Das kann nicht gut gehen” ging mir durch den Kopf und ich fuhr weiter, nach Warnemünde, um gesunde Luft atmen zu können. Und es ging nicht gut. Abends sah ich im TV, welch schauriges Drama in Lichtenhagen sich abspielte. Meine Stadt Rostock hätte ich lieber in einem anderen Licht gesehen, statt dessen sah ich  das Licht des Feuers aus den Fenstern des Sonnenblumenhauses züngeln. Zu meinem Entsetzen Applaus der Anwohner.

Ich konnte nicht glauben, was ich sah und wieder und wieder in den Nachrichten hörte.  Meine Stadt im Wahn des Ausländerhasses. Mein Herz schmerzt noch heut vor Scham. Ich weiß, die Situation war für alle unerträglich, aber einen auf diese Weise Konflikt lösen? Und das nach einer friedlichen Revolution, die ein kleines Volk, wie wir noch vor der Wende waren?

LaWe

Donnerstag, 23. August 2012

Rätselhaft

Eingequetscht zwischen  Rucksack, Yogamatte, Einkaufbeutel und der Handtasche klemm ich mich auf einen Einzelsitz in der Straßenbahn. Den rechten Fuß locker auf dem Absatz, so lässt es sich aushalten.  Die Fahrzeit von 40 Minuten will ich nicht nutzlos verstreichen lassen. Ein längst überfälliges Telefonat – dafür hab ich jetzt Zeit und Muse.

“Hallo…wie geht es dir?” möchte ich von ihm wissen.

“Mir geht es schlecht”antwortet er prompt. “Schlecht?” meine Echo hätte ich mir sparen können, denn ich hatte ihn schon richtig verstanden. Es geht ihm schlecht??? Er wird doch nicht ernsthaft krank sein? “

“Was ist passiert? “ will es genauer wissen.

“Ick hab heut ne Rechnung von der Feuerwehr gekriegt”

Häääää…Feuerwäääähhr? Hat  er seine Hütte angesteckt?  Warum sonst bekommt man eine Rechnung von der Feuerwehr.

“Ick soll eine Rechnung von 270 Euro bezahlen für einen Fahrt ins Krankenhaus” “Bist du denn auf der Straße zusammengebrochen oder so?” wundere ich mich. ”Nein nicht zusammengebrochen, ick war auf der Biermeile, hab aber nur 4 Bier getrunken. Bin dann anschließend allein und zu Fuß nach Hause gegangen. Ick kann mich an keinen Krankentransport und an einen Krankenhausaufenthalt erinnern. Bin immer nur in meinem Bett wach geworden und nicht in einer Klinik” 

????????? in meinem Kopf. Krankentransport, Krankenhaus und keine Erinnerung dran?

“Ick schwöre, ich habe nur 4 Bier getrunken” 4 Bier sind nun wahrlich nicht viel und ganz bestimmt kein Fall für einen Krankentransport. “Aber soll die Feuerwehr nicht Feuer löschen, statt Krankentransporte zumachen? “ wundere ich rum und werde eines besseren belehrt. “Nein, auch die Feuerwehr hat auch einen Krankentransport” “Ach so ist das”

“Morgen will ich erst mal in die Klinik und nachfragen ob ich vor 3 Wochen bei ihnen per Krankentransport eingeliefert wurde” 

Echt rätselhaft das ganze. 

LaWe

Montag, 20. August 2012

Was für ein Mann

…und als ich ihn das erste Mal im TV sah, war ich überrascht, welche Gedanken sein Aussehen bei mir auslöste. Eine kurzfriste Engstirnigkeit stand mir sicher im Gesicht geschrieben

LaWe

Sonntag, 19. August 2012

in die Luft gegangen

Bei dem sommersonnigen Wetter zur Zeit lösen alle ihren Geschenkgutschein für Ballonflüge ein. Deshalb sieht man die fliegenden Ballons zur Zeit regelmäßig ab dem späten Nachmittag über die Dächer von Rostock. Ob ich da einsteigen würde? Keine Ahnung – ich glaube eher nicht.

LaWe

Samstag, 18. August 2012

Ein Hoch…

…auf “Achim”,  von dem,  der die Hitze mag und alle, die einen Achim kennen (Joachim inbegriffen) werden an diesem Wochenende besonders an ihn erinnert werden.

Die aktuelle Hitzewelle nennt sich Achim , rollt gerade über unsere Köpfe hinweg und bringt uns Afrika-Hitze ins Land.

Hitze verhält sich wie Wasser und dringt, bevor es die Wände komplett durchdringt, durch alle Ritzen ins Haus.

An solchen Tagen schließ ich Fenster, Türen und Vorhänge zur Sonnenseite. 

Meinen Südbalkon kann ich an Tagen wie diesen komplett vergessen. Auf dem verbrenne ich mir bestenfalls die Fußsohlen und  “auf glühenden Kohlen gehen” bin ich ungeübt, hab deshalb als Barfußläufer kein Interesse einen Fuß auf meinen Balkon zu setzen.

Im Rahmen einer Sanierung vor 10 Jahren wurde an meinem Wohnzimmer ein Balkon gesetzt. Für mich damals ein Himmelreich auf Erden. Doch wenn es heiß wird, dann kann ich auf ihn wegen der Süd Lage Eier braten.

 

Ich wünsche allen Lesern an diesem Wochenende einen kühlen Kopf

LaWe

Freitag, 17. August 2012

originale Stadtmenschen

Dieser Harmonika spielende Mann prägt schon seid Jahr Zehnten das Stadtbild von Rostock.

Ich glaube, er sah schon vor 25 Jahren so wie heute aus – klein, schmächtig, faltig  und die Seemannsmütze immer 3 Nummern zu groß.

Doch aus dem Stadtleben ist er nicht mehr weg zu denken. Jedoch wundert mich eins sehr. Er bekam bisher noch keinen Namen von den Menschen der Stadt. Obwohl Menschen gern Originalen, wie er auch einer ist, einen Namen geben. Er bekam bisher keinen, zumindest in mir keiner bekannt.

Namen haben ja was unsterbliches, halten die Person auch ohne Grabstein Erinnerung, so wie Eckensteher Nante z.B. – ein Berliner Original, oder Min Herzing, ein Warnemünder Original.

Min Herzing. – zu sehen auf dem verlinkten Bild – verkaufte morgens den frischen Dorsch auf dem Markt. Mein früherer Arbeitsweg – ein kleines Geschäft in der Warnemünder Poststraße - führte an ihrer Bretterbude vorbei. Zu dem Zeitpunkt war sie schon in Rente gegangen, persönlich sah ich sie nie. Ihren Namen bekam sie deshalb, weil sie jeden ihrer Kunden liebevoll mit “Min Herzing” ansprach – ins hochdeutsche übersetzt “Mein Herzchen”. Heute schmückt sich fast jedes 2. Fischrestaurant mit ihrem Namen, Informationen über sie fand ich im Internet jedoch nicht.

Ein weiteres Original der Stadt ist über die Stadtgrenzen hinaus nicht bekannt. Er prägte das Stadtbild noch vor der Wende. Damals gab es keine Menschen, die keiner Arbeit nachgingen oder gammelten, doch ER – ein großer stattlicher Mann - war die Ausnahme. Sein Markenzeichen war ein dicker rauschiger grauer Vollbart und eine weißgelbe schulterlange Matte auf dem Kopf. In angewetzten und grauen Klamotten gammelte er auf den Straßen der Innenstadt vor sich hin, oft in Gesellschaft, mir anderen, die wie er ein Bier nach dem anderen tranken.

Jeder kannte ihn und jeder machte einen großen Bogen um ihn. Er stank nach alten Klamotten, ungewaschener Haut und Alkohol und war ein asozialer, wie man Menschen damals nannte, die keiner geregelten Arbeit nachgingen. Wegen seines Aussehens bekam der von den Menschen den Namen “Karl Marx” verpasst. Doch dieser Mann hatte wenig mit dem gleichnamigen Philosophen zu tun. ER war eine gebildete aber gescheiterte Persönlichkeit, der sein Leben aufgab, als seine Frau ihn verlies. Dieses Wissen über sein Schicksal hab ich von meinen Kindern, die es damals aus Neugier in Erfahrung brachten.

Irgendwann stand er nicht mehr an den bekannten Plätzen. Seine Gestalt verschwand von der Bildfläche aber nicht unbemerkt. Alle die ihn kannten – auch mein Kinder - waren traurig, weil er von einem Tag auf den anderen starb. Er hinterließ für ein paar Jahre eine Lücke in der Stadt.

Obwohl er sein Leben wegen einer für ihn privaten Tragödie weg warf um sich in eine jämmerliche Gestalt zu verwandeln, die Menschen übersahen ihn nicht. In seinem ersten Leben wäre er in der Masse der Menschen wahrscheinlich nicht aufgefallen - weder sein Leben noch sein Sterben.

LaWe

Dienstag, 14. August 2012

Entscheidungskräfte

Woher nehmen und nicht stehlen?

Es fehlt mir nicht an Kraft, eine Entscheidung zu fällen. Es fehlt mir der Überblick, den ich brauche, um eine Entscheidung fällen zu können. In meinem Kopf tun sich Türen zu Räumen auf, die wieder zahlreiche Türen haben, die in andere Räume führen.

Je älter ich werde, je mehr Türen bilden sich in meinen inneren Räumen aus. Sie alle wollen betreten werden und locken meine Neugier, die starke Impulse setzt. 

Das paradoxe ist für mich, je älter ich werde, je weiniger Möglichkeiten sehe ich alle die möglichen Lebensräume in diesem Leben noch öffnen zu können. Das macht die Entscheidung für die richtige Tür noch schwerer. Sollte ich lieber die rechte oder die linke Tür öffnen ? Schon zwischen 2 Möglichkeiten zu entscheiden, ist schwierig. Und wenn ich nicht weiß, was ich hinter den Türen vorfinde, erhöht sich der Schwierigkeitsgrad für mich weiter. Ich könnte erfreuliches vorfinden, etwas, was zu mir passt,  aber auch etwas, was ich gar nicht haben will, gar nicht zu mir passt.

Das fatale ist , dass ich in die anderen Raum nicht mehr zurück gehen kann. Jede Tür die ich öffne, schließt sich in dem Augenblick, wenn ich den neuen Raum betrete. In der Türschwelle stehen bleiben funktioniert nicht. Es wäre dann so, als wollte ich die Zeit anhalten. Die Zeit, die fortlaufend voran schreitet. wird sich von mir nicht beherrschen lassen um mir mehr Zeit für Entscheidungen zugeben. Ich muss alles im Laufe der Zeit entscheiden können.

Das stellt sich mir die Frage, ob ich mich überhaupt für einen bestimmten Raum entscheiden muss?

Ich könnte doch alle Türen des Raumes öffnen, in dem ich mich befinde und nur in die anderen Räume hineinschauen?

Sozusagen das fortschreitende Leben als Zuschauer erleben?

ICH müsste mich zu NICHTS entscheiden, NUR abwarten und abwechselnd in jeden Raum einen Blick riskieren: Ich bin bei allem dabei ohne es zu erleben. Ich werde ein wie Serienzuschauer mit zahlreichen Freunden und Bekannten, die es real nicht gibt.

Und die Zeit, was geschieht mir ihr dann?

Sie wird sich um meinen Rückzug nicht kümmern und weiter auf ihren Weg bleiben. Sie wird von Sekunde zu Sekunde die Alterung in meine Körperzellen stanzen und in mein Gesicht zeichnen. Nichts wird sie aufhalten können und mein Altern weiter trotz alle dem voran treiben und alle möglichen Türen wieder schließen und nur noch eine Tür mich offen halten. Durch diese Tür muss ich gehen, ohne mich gegen sie entschieden zu können. Ich kann mich nur für oder gegen das Leiden entscheiden, wenn ich den letzten Raum betreten muss, der kein Lebensraum mehr sein wird.

LaWe

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..ja ich denke, er hätte sich gefreut, auch wenn mein...
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abendGLUECK - 25. Apr, 11:03

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Zuletzt aktualisiert: 16. Aug, 14:56