Freitag, 17. August 2012

originale Stadtmenschen

Dieser Harmonika spielende Mann prägt schon seid Jahr Zehnten das Stadtbild von Rostock.

Ich glaube, er sah schon vor 25 Jahren so wie heute aus – klein, schmächtig, faltig  und die Seemannsmütze immer 3 Nummern zu groß.

Doch aus dem Stadtleben ist er nicht mehr weg zu denken. Jedoch wundert mich eins sehr. Er bekam bisher noch keinen Namen von den Menschen der Stadt. Obwohl Menschen gern Originalen, wie er auch einer ist, einen Namen geben. Er bekam bisher keinen, zumindest in mir keiner bekannt.

Namen haben ja was unsterbliches, halten die Person auch ohne Grabstein Erinnerung, so wie Eckensteher Nante z.B. – ein Berliner Original, oder Min Herzing, ein Warnemünder Original.

Min Herzing. – zu sehen auf dem verlinkten Bild – verkaufte morgens den frischen Dorsch auf dem Markt. Mein früherer Arbeitsweg – ein kleines Geschäft in der Warnemünder Poststraße - führte an ihrer Bretterbude vorbei. Zu dem Zeitpunkt war sie schon in Rente gegangen, persönlich sah ich sie nie. Ihren Namen bekam sie deshalb, weil sie jeden ihrer Kunden liebevoll mit “Min Herzing” ansprach – ins hochdeutsche übersetzt “Mein Herzchen”. Heute schmückt sich fast jedes 2. Fischrestaurant mit ihrem Namen, Informationen über sie fand ich im Internet jedoch nicht.

Ein weiteres Original der Stadt ist über die Stadtgrenzen hinaus nicht bekannt. Er prägte das Stadtbild noch vor der Wende. Damals gab es keine Menschen, die keiner Arbeit nachgingen oder gammelten, doch ER – ein großer stattlicher Mann - war die Ausnahme. Sein Markenzeichen war ein dicker rauschiger grauer Vollbart und eine weißgelbe schulterlange Matte auf dem Kopf. In angewetzten und grauen Klamotten gammelte er auf den Straßen der Innenstadt vor sich hin, oft in Gesellschaft, mir anderen, die wie er ein Bier nach dem anderen tranken.

Jeder kannte ihn und jeder machte einen großen Bogen um ihn. Er stank nach alten Klamotten, ungewaschener Haut und Alkohol und war ein asozialer, wie man Menschen damals nannte, die keiner geregelten Arbeit nachgingen. Wegen seines Aussehens bekam der von den Menschen den Namen “Karl Marx” verpasst. Doch dieser Mann hatte wenig mit dem gleichnamigen Philosophen zu tun. ER war eine gebildete aber gescheiterte Persönlichkeit, der sein Leben aufgab, als seine Frau ihn verlies. Dieses Wissen über sein Schicksal hab ich von meinen Kindern, die es damals aus Neugier in Erfahrung brachten.

Irgendwann stand er nicht mehr an den bekannten Plätzen. Seine Gestalt verschwand von der Bildfläche aber nicht unbemerkt. Alle die ihn kannten – auch mein Kinder - waren traurig, weil er von einem Tag auf den anderen starb. Er hinterließ für ein paar Jahre eine Lücke in der Stadt.

Obwohl er sein Leben wegen einer für ihn privaten Tragödie weg warf um sich in eine jämmerliche Gestalt zu verwandeln, die Menschen übersahen ihn nicht. In seinem ersten Leben wäre er in der Masse der Menschen wahrscheinlich nicht aufgefallen - weder sein Leben noch sein Sterben.

LaWe

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