Wissen wo es lang geht
| Von Stillleben |
LaWe
Nachdem ich mich in den vorangegangen Einträgen mit Männern befaßt habe, folgt heut un noch ein Eintrag mit dem selben Thema. Nach dem Mann auf der Flucht und Mann als Schwein folgt nun der Mann in Not.
Eher zufällig sah ich eben einen Bericht bei RTL, der einen Beitrag austrahlte, der sich mit dem Absturz des Lindenstraßenstars Willi Herren befaßte. Während er in der Lindenstraße den Bösewicht spielt, durchlebt er zur Zeit die Hölle. Die Hölle des Entzugs von Drogen, die er kreuz und quer konsumierte, bis der Absturz nicht mehr auszuhalten war. Er selbst ließ Aufzeichenungen von seinem Absturz machen und übergab sie RTL zur Ausstrahlung. Für jemanden, der noch nie einen Menschen auf brutalen Entzug gesehen hat, war sicher von den Bildern schockiert.
Die Netzzeitung bezweifelete die Sinnhaftigkeit dieses Experiments, das die Hölle eines Menschen zu zeigt, der zwischen Tür und Angel des Entzugs steht. Er kann nicht mehr mit Droge und er kann nicht mehr ohne Droge und was von Wille Herren bleibt, ist ein Hilfeschrei der puren Verzweiflung.
Im Lindenstraßenblog findet man einen Hinweis auf die heutige Sendung, die morgen um 18 Uhr eine Fortsetzung ausstrahlen wird und einen Hinweis auf einen Artikel der Bild.de
Bleibt die Frage, ob diese Bilder jemanden nützen?
Er will es so, weil er - so hat er es RTL mitgeteilt - den öffentlichen Druck brauche, um sich von der Sucht zu befreien.
Nützen die Bilder den Betroffenen etwas?
Ich weiß aus Erahrung in meinem Bekanntenkreis, wer im Sumpf der Sucht steckt, sieht sich diese Bilder nicht an.
Soeben finde ich einen rührenden Eintrag ins Gästebuch der Internetseit von Wille Herren - Zitat
"Willi du schaffst das alles. ICH glaube an dich !!! Kopf hoch..Ich liebe dich....."
Ich liebe ihn zwar nicht, doch wünsche ich ihm von Herzen, das er sich von der ältesten und grausamsten Geißel des Menschen - der Sucht - befreien kann, auch wenn der Weg in die Freiheit jetzt mit Feuersteinen gepflastert ist.
PS: Bildquelle: Netzeitung. de
LaWe
Das ist ein Spruch, der nicht nur von den Ärzten als erfolgreicher Titel einen Bekanntheitsgrad erreicht hat, nein, hin und wieder schreit dieser Satz aus so manch Frauenseele, die nicht weiß, warum er ihr DAS antut.
Ich sitze in der Straßenbahn und fahre meinen Feierabend entgegen. Es ist spät geworden und während die meisten schon vorm Fernseher sitzen und sich den ersten Film vom Abendfilm reinziehen, befinde ich mich noch auf halber Strecke und muß noch einmal umsteigen.
Neben mir - an der Haltestelle stehen zwei Personen und zwei Hunde - sie unterhalten sich intensiv. Eine Person scheint irgendwie aufgeregt zu sein und die andere wirkt eher beruhigend auf die Aufgeregt ein.
Dann fährt meine Umsteigerbahn vor und ich steige ein, die Aufgeregte Person folgt nebst freilaufenden Hunden im Schäferhundformat in die Bahn. Es dauert noch ein paar Minuten, bevor die Bahn weiter fährt, Während dessen schnüffeln die Hunde die Straßnebahn von oben bis unten ab, wechseln Fahrgäste wegen der schnüffelnden Hunde ihre Plätze und die Aufgeregte verabschiedet sich zum x- mal von der Anderen.
Die Aufgeregte ist voll, aber nicht volltrunken. Als sie sich vor mir auf den Platz setzt, sinkt sie in sich zusammen. Der Kopf hängt und schaukelt mit der Bewegung der Bahn im selben Rythmus. Die Hunde suchen die Bahn weiter nach Essensresten ab. Auch einmal landet die Schnüffelnase an meiner Tasche, doch ich verkneife mir das hektische aufspringen und Platz wechseln.
Dann hebt die Person den Kopf und pfeift die Hunde zusammen. Ein Ton reicht und die beiden liegen artig bei Fuß. Ich bin beeindruckt. Dann schaut die Persion sich um und sucht nach Blicken von Fahrgästen, die nicht ausweichen.
Die Person sieht meinen Blick, hat mich ins Auge gefaßt. Ich überlege noch einen kurzen Moment, ob ich mich auf ein Gespräch einlasse, dass sich just in diesem Moment anbahnt.
"Sind Männer so doof oder tun sie nur so" fragt die betrunkene Person mich. Ich entschließe mich, mich auf das Gespräch einzulassen und checke die Person noch einmal kurz ab. Den Aussehen und der Stimme nach, könnte das ein Mann sein, doch der Frage nach, nicht. Es ist eine Frau, düster und männlich gekleidet, die Stimme wie ein Baß, die Augen rot unterlaufen und Lippen blau angelaufen. Mit Bierflasche in der der Hand erwartet sie meine Antwort.
Die roten Augen sehen mich an und ich antworte ihr. "Die Männer sind nich doof, nur anders als wir Frauen". Ich bin mir nicht sicher, ob das die richtge Antwort war. "Aber sie sind doch beschränkt, oder?" Ich kann auch diese Frage nicht anders beantworten als die erste Frage. Sie stellt mir in allen denkbaren Versionen immer die selbe Frage: "Sind die Männer doof?"
Dann erzählt sie mir, warum sie zu dem Schluss kam.
"Ich hab zwei Männer und einer davon kämpft im mich".
"Das ist doch super" antworte ich.
"Aber wenn er um mich kämpft, kann er doch keiner anderen unter den Rock gucken, oder"?
Endlich eine Möglichkeit um mit der Aufgeregten konform zu gehen.
"Nein, dass ist wirklich nicht schön" antworte ich beruhigend.
Erleichtert sieht sie mich an.
"Ja, sie sind ja schon etwas älter und haben schon einige Männer gehabt, sie müssen das wissen" schmeichelt sie mir.
Dann erzählt sie mir die Geschichte von ihrem treulosen Kämpfer wieder in den unterschiedlichsten Variantioen.
"Wenn ich um einen Mann kämpfe, würde ich auch keinen anderen Mann auf den Arsch gucken"
"So sehe ich das auch" antworte ich "dann hätte ich nur Augen für ihn".
Sie ist wieder erleichtert, meine Zustimmung gefunden zu haben.
"Sie müssen das wissen, sie sind ja schon älter und haben schon ein paar Männer gehabt"
Den Satz lasse ich unnbestätigt im Raum der Straßenbahn frei schweben.
Aber so ganz frei ist der Raum nicht, Schräg mir und ihr gegenüber sitzt ein junger Mann, dessen Ohren das Gespräch schon verfolgen. Sie fängt ihn mit ihrem rote Augenblick ein und fragt ihn, ob das in Ordnung ist, wenn ihre Freund, der ja um sie kämpft, anderen Frauen unter den Rock guckt. Er findet es auch nicht gut.
"Hast du eine Freundin?" will sie nun von ihm wissen. Er sei verheiratet und hat schon Kinder, antwortet er ihr.
"Du stehst also zu ihr" hackt sie noch mal nach.
Er nickt das ab und sie macht sich zum Aussteigen bereit, pfeift ihre Hunde hoch, schnappt sich die große vollgepackte Plastiktüte und schwankt zur Tür. Nicht ohne sich von uns zu verabschieden, verläßt sie die Bahn.
Der junge Mann und ich lächeln uns an und hoffen, das sie sich mit den Männern bald wieder versöhnen kann.
LaWe
Man sagt ja, der Ton macht die Musik. Und daran läßt sich erkennen, ob daraus eine Sonate oder ein Trauerspiel wird. Und der Tonfall war es, der mich auf ein lautes Gespräch auf der Straße aufmerksam machte.
Ihre Stimme klingt schrill, als sie mit einer Hand an seinem Ärmel zieht und mit der anderen den Kinderwagen hält. Er - ein schöner Mann, dunkle Augen und brauner Taint - ein Mann den ich nicht vor der Bettkante stoßen würde. Doch sie zerrt weiter an seinem Ärmel, so, als wollte sie bei ihm auf diese Weise einen anderen Standpunkt erzwingen.
"Du kannst mich nicht einfach ohne Geld stehen lassen" keift sie ihn an. Sie - ein zarte Gestalt, die eher zerbrechlich als strak wirkt.
Doch er bleibt trotz ihrer lauten Vorwürfe und dem Gezerre an seinem Arm von ihr unberührt. Er schirmt sich ab und spielt mit seinem Autoschlüssel, den er in der Hand hält, als stünde das Auto zum Aufschließen neben ihm. Doch der nächste Partkplatz ist noch eine Minute Fußweg entfernt. Sein Blick ist schräng zum Boden gewandt - ihren Blick ausweichend, ohne den Kopf hängen zu lassen. Die Gesichtsmimik verrät keine Gefühlsregung. Außer eine glitschige Starre kann ich nichts erkennen.
Dann bin ich schon an den beiden vorbei und ich höre nur noch rückwärtig ihre schrille Stimme als Nachhall. "Du kannst doch nicht...." und dann höre ich nichts mehr. Nach meinem Seitenwechsel auf die andere Straßenseite wird ihre Stimme wieder lauter und das streitenden Paar steht fast wieder neben mir.
Jetzt hat er das Ziel - sein Auto - fast erreicht. Noch immer dreht er die Autoschlüssel in der Hand und scheint von ihren Vorwürfen unberührt. Mit einem Seitenblick sehe ich ihre zarte Gestalt gestikulierend und mit ausgebreiteten Armen auf dem Gehweg neben ihm stehen. Mit der linken Hand hält sie den Kinderwagen und mit der rechten Hand zeigt sie auf einen Wohnblock. "Du kannst in meine Wohnung kommen und dir meine Kontoauszüge ansehen. Da ist nichts mehr drauf" wirft sie ihm noch einmal laut entgegen.
Er verharrt in seiner glitschigen Starre und hält den Autoschlüssel fest in der Hand. Dann bin ich auch schon aus ihrer Sicht- und Hörweite.
Ob sie von ihm das Geld bekommen hat?
Für mich bleibt die Frage unbeantwortet.
"gewonnen, gewonnen, gewonnen" tönt mir schwungvoll eine geschulte Stimme wie ein Mantra entgegen. "Bitte nicht auflegen, sie haben gewonnen, gewonnen, gewonnen". Doch ich weiß, wenn ich jetzt nicht gleich auflege, habe ich eher Arschkarte gewonnen und auf die gut verzichten. Aber der Anruf galt nicht mir, sondern meinem Vater, der leider zu dem Zeitpunkt nicht mehr lebte. Er hatte bei einem Glücksspiel Telefonnummer angeben und auf diese Weise landete er im großen Pool der Datenstämme, die für die zahlreichen Call-Center in Deutschland Bares bedeuten.
Die geschulte Stimme mit "Gewonnen, gewonnen, .."hat etwas von einer Konserve und das ist neu. Jetzt werden die Anlaufgespräche nicht durch den Callcenter-Agent persönlich gemacht, sondern man schickt als Vorhut eine Konservenstimme.
In der Zeit, als Günter Wallraff sich als Undercover in die Call-Center einschlich um sich die Mechanismen genauer anzusehen, gab es die automatisiertn Anrufer sicher noch nicht.
Gestern abend bei Phönix gab es den Bericht darüber noch einmal "Bei Anruf Abzocke" und was er da zu berichten hatte, konnte ich bei jedem Wort unterschreiben.
Auch ich sah mir für ein paar Monate als Callcenter-Agent die Masche der Lottoscheinverkaufskunst an.Vorgefertige Texte und der Auftrag, wenn der Kunde nicht sofort auflegt, ihn von oben bis unten zuzuquatschen und das ganze nur mit einem einzigen Ziel - die Kontodaten des Angerufenen zu erhalten.
Es war schon ein schwerer Kampf, den Angefufenen an das Auflegen zu hindern, noch schwieriger war es, an seine Bankdaten zu kommen. War ich an den Punkt angekommen, stieg augenblicklich eine düstere knisterne Wolke über das Gespräch, das bis dahin vielleicht noch ganz unbelastet war. Da halfen auch die vielen Versprechen mit Aussichten auf hohe Gewinnschancen nicht. Sehr häufig stiegen die Angerufenen an diesem Punkt aus.
Das kostete nicht nur Kraft und schlauchte an meine Energie, das nagte auch an mein Skrupel, die sich mit keinem der eigens dafür zusammengezimmerten Gegenargumente "Wenn ich das Geschäft nicht mache, machen es andere" nicht.
Und nicht nur mein Gegenargument hielt dem Verkaufsdruck nicht stand. Ich warf das Handtuch, als der Chef des Callcenters mir fast ins Genick sprang, weil ich auf den Rückweg von meinem Toilettengang mit einer Mitarbeiterin ein paar Worte wechselte.
Ich beschloß, lieber zu verhungern, als mich dafür noch einmal mit dem Telefon in der Hand dem Menschen das Geld aus den Taschen zu locken.
PS: 14 Tage später - ich war wieder in der Wohnung, tönte mir ein ähnlicher automatischer Anrufe in meine Ohr "Legen sie bitte nicht auf, sie haben gewonnen"
Günter Wallraff nannte die Call-Center Bergwerke der Neuzeit
Ein Call-Centeragent führte für die Zeit seiner Tätigkeit einen Blog, den man hier nachlesen kann.
LaWe
schamlos und in aller Ruhe vor meinem Küchenfenster und zwar solange, dass ich in aller Ruhe die Batterien meiner Kamera austauschen konnte.
Er - Kater Morle - hat sich danach schnell wieder aus dem Staub gemacht und Frauchen von Mietze wird sich über den zahlreichen Nachwuchs freuen. Im Mai wird die Wohnung von von lauter kleine schwarze Mietzekatzen bevölkert :-)
LaWe