Wen oder was soll man glauben ?

Ich frag mich manchmal, an welchem Punkt eines Konfliktes mich der Katzenjammer trifft und ich mit meinen Herzen in der Hose lieber Reißaus nehme, statt mich dem Konflikt zu stellen. Und deshalb bin ich froh, dass ich nicht mit am Bahnhof stand, als die Jugendlichen auf Dominik Brunner einschlugen, bis er letztendlich an Boden blieb und starb.

Hätte ich eingegriffen, als die Jugendlichen die 13 und 15-jährigen bedrohten, wenn sie nicht die 15 Euro rausrücken?

Oder hätte ich reagiert, als die Jugendlichen  Dominik Brunner angriffen?

Nein, ich bin froh, dass ich bisher noch nie in der Nähe solch brisanter Situation war.

So musste ich mich nicht entscheiden, ob ich lieber aus der brisanten Situation fliehen oder besser bleiben sollte.

Doch was hätte ich als Frau gegen von Gewalt berauschte Jugendliche ausrichten können ? Sicher nicht viel.

Doch wie hätte ich später zu meiner “Flucht” gestanden ?

Hätte ich mich später nicht mit tausend Fragen gequält und nach tausend Entschuldigungen gesucht, warum ich nicht gehandelt habe.

Seit Dienstag laufen die Verhandlungen im Prozess gegen die zwei Jugendlichen, die das Leben eines Menschen auf dem Gewissen haben, oder doch nicht?

Bildquelle: RTL

Die neusten Nachrichten zu Folge, war ein Herzversagen die wahren Ursache des Todes von Brunner.

Und noch eine andere “Tatsache” taucht immer wieder auf, die den Fall gar nicht mehr so klar erscheinen lässt.

Brunner hob als erster die Faust und schlug als erster zu. Keine Deskaltions- Methode, würde ich sagen. Auf Aggression mit Aggression zu reagieren, verschärft den Konflikt und für sie tiefer in den Konflikt.

Kann das Gericht die beiden nach dem bekannt werden der Todesursache überhaupt noch auf Mord klagen ?

Die Staatsanwaltschaft sagt “Ja”

Ich möchte in dem Chaos der Fakten nicht richten.

LaWe

bonanzaMARGOT - 18. Jul, 12:53

hans hass sagte, als ich mich noch fürs tauchen interessierte: wenn du einem hai begegnest, schreie!
jahre später machte ich karate- und judokurse. dort wurde uns gelehrt, dass es besser sei wegzulaufen, als es auf einen kampf ankommen zu lassen. die meister lehrten uns, dass die techniken nur im unausweichlichen verteidigungsfall angewendet werden dürfen.
ich finde, schreien ist schon mal gut - denn nicht nur haie werden dadurch erschreckt und verunsichert.
ansonsten ist weglaufen auch ganz gut, selbst wenn man dabei feige wirkt.
sogenanntes couragiertes eingreifen ist nur dann gegeben, wenn wirklich einem anderen in not schnell hilfe zu leisten ist. es ist besser, ein paar beleidigungen auszuhalten, als sich provozieren zu lassen. wir waren damals nicht dabei, als herr brunner eingriff und von den jugendlichen zusammengetreten wurde.
selbstverständlich haben diese jugendlichen eine empfindliche strafe verdient, egal ob herr brunner direkt oder indirekt durch ein herzversagen an den brutalen schlägen starb.
nein, ich komme auch nicht gern in solch brisante situationen, lawe. es ist auch absolut vernünftig, wenn man menschen aus dem weg geht, die erkennbar alkoholisiert und aggressiv unterwegs sind.
denn mit diesen menschen (ob jugendlich oder nicht) kannst du nicht mehr rational diskutieren.

es ist schwer zu ertragen - aber leider werden wir solche gewaltdelikte immer wieder ertragen müssen.
besser man begibt sich nicht bewußt in gewisse "brennpunkte". und wenn man dort mal ist, dann sollte man sich vorsichtig und defensiv verhalten, um an passender stelle die polizei zu rufen.

Lange-Weile - 18. Jul, 21:38

Prügellaune

Hallo Bo.,
diese Moral, die du beschreibst, kenne ich auch aus dem Aikido - alles dran setzten um die Aggressions- Energie auf den Null-Punkt zu bringen, sie sozusagen ins Leere laufen zu lassen. Daher kennen die Aikidokas keine Angriffstechniken.

Ich bin mir nicht sicher, ob Herr Brunner mit dem ersten Schlag noch auf dem richtigen Weg seines couragierten Weges war und meine Unsicherheit basiert nur aus Respekt seines Todes. Wäre er dabei nicht gestorben, würde ich sagen "Mann, das war unklug".

Es gibt 2 Erlebnisse, die den Gedanken unterstützen, dass auch die "alten Herren" ihr Schärflein dazu beitragen können.

Einmal tat es ein alter Bekannter, der auf diese Weise imponieren wollte. Er provozierte junge betrunkene Männer, stand regelerecht Nase an Nase ihnen gegenüber. Die Jungs waren Balu wie die Haubitze und hätten ihren Aggressionsausbruch niemals mehr kontrollieren können. Ich schnappe ihn hinterrücks am Kragen und zog ihn aus der Jungsgmenge raus und machte ihn an der nächsten Ecke zur Minna. Das hätte schlimm für ihn ausgehen können und alle Welt hätte gesagt "Wieder einmal haben Jungendliche einen alten Mann zusammen geschlagen"

Ähnlich verlief ein Konflikt zwischen eine Truppe meines Sohnes und einem alten Herren, der am Ende mit einem Taschenmesser vor der Nase der Jugendlichen wedelte und den ersten Schlag austeilte. Später stelle sich heraus, es war ein alter Boxer, der es auf seine alten Tage noch einmal wissen wollte. Den ersten Schlag und das Taschenmesser verschwieg der alte Herr vor der Polizei.

Als mein Sohn am nächsten Tag mir über diesen Vorfall berichtete, bat ich ihn, in Zukunft sich von alten Herren fern zu halten, denn die können auch mal in üble Prügellaune kommen und dann steckt er bis über beide Ohren in Schwierigkeiten. Und so war es auch. Kurze Zeit später kam die Vorladung und er musste stramm stehen und sich mit weichen Knien dem Richter stellen.

Ich bin der Meinung, dass die alten Herren weise genug sein sollten, in brisanten Situationen besonnen reagieren.

Ich bin gespannt, ob die Staatsanwältin bei der Mordklage bleiben kann, ob die Klage doch nur Körperverletzung mit Todesfolge münden wird. Das Verfahren steht ja in großen öffentlichen Interesse und so werden wir bundesweit auf dem Laufenden gehalten.

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 18. Jul, 22:29

lawe, mit dem speziellen fall hat das nur noch bedingt zu tun, was du beschreibst.
wie gesagt, wissen wir nicht oder bestenfalls aus den medien, wie sich die verhängnisvolle geschichte abspielte, die zum tod von herrn b. führte. ich hoffe, dass die gerichte halbwegs objektiv urteilen, so dass echte schuld auch gesühnt wird.
bestimmt gibt es auch genügend provokationen älterer herrschaften gegenüber jugendlichen. das war schon immer so, weil die älteren sich von dem "unanständigen" benehmen der jüngeren unangenehm berührt und zurück gedrängt fühlen. da denken manche, sie müßten mal den großen maxe spielen, bzw. die autorität heraus hängen.
je nachdem kann sowas ganz schön nach hinten losgehen. es ist nun mal so, dass viele junge menschen keine hemmungen mehr haben, brutal zuzuschlagen.
ich weiß nicht, warum sich die gewalt bei jugendlichen besonders zuspitzt, aber es ist ein fakt. manche denken vielleicht, sie hätten noch narrenfreiheit.
Lange-Weile - 19. Jul, 13:37

Aggressionspotential

Hallo Bo.,

auf jeden Fall können 2 Beobachtungen von mir nicht verallgemeinert werden, doch haben sie mich nachdenklich gemacht und das Ergebnis ist, das die Dinge nicht immer so sind, wie sie scheinen.
Von angetrunkenen jungen Menschen kann man sicher keine vernünftige Handlungen mehr erwarten und schon gar keine, die mit komplexen denken verbunden sind, d.h. über mögliche Gefahren und Konsequenzen im Vorfeld nachzudenken.

Auf der anderen Seite kann der erste Schlag wie ein Ventil für aufgestaute Aggression sein, die schon mit Überdruck unter der "Haut" getragen wurde. Doch woher kommt diese Masse Aggression? Wenn man an die Amokläufe Jugendlicher denkt, kommt mir das kalte Grausen.

Wenn ich meine Zeit in der Straßenbahn absitze, kommen mir manchmal solche Gedanken. "Sitzt hier vielleicht eine tickende Zeitbombe mit in der Bahn? Und wenn, wann wird sie explodieren? "

Solche Gedanken verraten mir, dass sich in meinem Inneren schon latente Ängste niedergelassen haben, die sich auch auf ein "Massaker" "vor meiner Haustür" vorbereiten. Angst vor solchen überraschenden Überfällen mit Todesfolge gab es in der Vergangenheit nur in Kriegszeiten.

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 20. Jul, 09:32

hi lawe, im aktuellen spiegel steht ein guter und erhellender artikel zu diesem fall.
laut ausagen von zeugen soll sich herr b. zwischenzeitlich ziemlich dämlich verhalten haben, womit er zur eskalation entscheidend beigetragen hat. nach und nach kommt wohl die wahrheit ans licht, nachdem der selbstlose einsatz von herrn b. lange von den medien verklärt worden ist. er war eben nicht nur selbstloser held und opfer ..., wie`s aussieht hat er aus dümmlichem übermut die jugendlichen zum kampf heraus gefordert und durch einen ersten faustschlag das verhängnisvolle finale eingeleitet.
schließlich und endlich starb er auch nicht an den direkten folgen der verletzungen sondern an einem herzschlag. aufgrund eines stark vergrößerten herzen war er gefährdet.

ich hoffe auf ein urteil, welches diesen fakten rechnung trägt.
Lange-Weile - 20. Jul, 12:18

unter Strom

Hallo Bo.,

das bestätigt meine Vermutung, die ich schon eine Weile mit mir herum getragen hatte. Es sickerte schon kurz nach dem Vorfall eine Information durch, dass er als erster den Schlag ausgeteilt hatte und das ist in meinen Augen unbesonnen.
Manchmal muss man Jugendliche vor sich selbst schützen und ihnen die Polizei auf den Hals hetzen, damit sie sich nichts ins Unglück stürzen, keine Frage. Aber zuerst mit der Faust wedeln, dass verschärft den Konflikt, wie man in Fall Brunner jetzt sehen kann. Er muss ich immens überschätzt haben - shit.

Das war für alle Beteiligten eine unsägliche Begegnung. Beide Parteien müssen arg unter Strom gestanden haben.

Ich fürchte, nun bröckelt auch das Ansehen von Herrn Brunner, was den Ausgang betrifft.

Gesellschaftlich gesehen will man nicht wirklich einsehen, dass die Jugend mehr und mehr emotional verwahrlost. Da gibt es sicher viele Gründe dafür. Ich kann auch wieder nur vergleichen, denn ich hab Kinder vor der Wende und ein Kind nach der Wende groß gezogen. Ein himmel weiter unterschied war das. Die äußeren Einflüsse haben mir beim Letzten die größten Probleme gemacht und damit meine ich nicht die Medien, die uns mit Gewalt nahezu überschütten oder die Spielelandschaft mit Gewaltverherrlichung, nein, ein andere Einfluss hat meinen Nachkömmling (89 geboren) geprägt.

Es ist die gesellschaftliche Wertvorstellung Mensch, wie sie heut stetig präsent ist. Viele Jugendlichen hat die Resignation schon in der Schule erfasst, weil sie mental dem Leistungsdruck nicht standhalten. Alte und Schwache werden an den rand der Gesellschaft gedrängt und wer sich kampflos schon frühzeitig selbst ausmustert, driftet nur noch ziellos durchs Leben.

Seid Monaten füttere ich meinen Sohn mit Abenteuerlust - er soll sich die Welt anschauen - am Leben, damit er sich nicht der Resignation hingibt.

Wie es im Fall von Brunner weiter geht, werden wir sehen. Ich denke nicht, dass sie die Mordanklage aus einen kausalen Zusammenhang - hätte er die Schläge nicht bekommen, wäre er noch am Leben - weiter aufrecht erhalten können.

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 20. Jul, 12:40

es war wie so oft eine verknüpfung unglücklicher umstände, die zur katastrophe führte. dabei machten sich alle irgendwie schuldig - auch jene, die das ganze nur beobachteten, und nicht ihrerseits einschritten, als das ganze aus dem ruder lief.
die kids luden schuld auf sich, und herr b. ist schuldig, weil er die zwei sehr dumm provozierte. der in rage geratene jugendliche schlug dann im affekt auf herrn b. ein.
das ist schließlich und endlich immer noch totschlag - bzw. durch das herzversagen von herrn b. eine schwere körperverletzung mit todesfolge.
ich hoffe, dass dieser fall von lehrern und schülern diskutiert wird. denn nichts ist anschaulicher als solch ein aktuelles geschehen, was nun aufgearbeitet werden muss.

ja, lawe, ich glaube dir, dass die erziehung nach der wende schwerer wurde. unsere gesamte welt wurde schwieriger. man kann sich gerade als junger mensch darin rational nur noch schwer zurecht finden. vom leistungsdruck ganz zu schweigen.
den hatten wir im westlichen kapitalismus schon immer, aber durch die steigende arbeitslosigkeit verschärfte sich die situation noch.
bereits junge leute haben immanent zukunftsängste.
boundless spirit - 18. Jul, 23:44

Wo sind die Vorbilder.

Die Jugend der Nullerjahre und ab 2010 haben die Schwelle der Gewalt schon in
Kinderheit überschritten durch PC - Spiele etc.

creature - 19. Jul, 10:04

da ist viel wahres dran.
ich hatte in meiner jugend null kontakt zur gewalt, es war mir fremd.
eines tages sah ich den film, apocalypse now, und es war für mich ein schock, obwohl für heutige verhältnisse harmlos dachte ich damals, sowas sollte man sich nicht ansehen, das erweitert unnötig die hemmschwelle.
heute ist das alles lächerlich, gewalt ist zu finden auf allen sendern im tv.

noch was; in den 90ern war ich mit meiner freundin in prag und wir übernachteten privat bei einer pensionierten lehrerin, beim frühstück lief im tv eine sendung über eine disco wo mädchen strippten, aber richtig, sie waren am ende nackt, sowas sah ich hier bisher nicht.
darauf sprach ich unsere gastgeberin an und lobte die freizügigkeit in diesem land und sie meinte erstaunt, was wäre denn da so schlimm?
schlimm findet sie all diese gewalt und gemetzelfilme der amis, aber dies hier sei nett und harmlos.
wie recht sie hatte!
bonanzaMARGOT - 19. Jul, 11:39

ich würde den schuh nicht alleine der verrohung der medien zuschieben.
die gesamte erziehung stimmt oftmals nicht, d.h.: elternhaus und schule versagen in wichtigen erzieherischen aufgaben. dies liegt an überforderungssituationen, an mangelnder kompetenz, an falschen lernstoffen, an zu wenig zeit, die mit den kindern und jugendlichen verbracht wird und am leistungsdruck. hinzu kommt dann die beeinflussung durch die medien, welche ja durch computer, spieleconsolen, tv etc. ins schier uferlose wächst. mehr denn je brauchen die kinder heute richtlinien und grenzen. stattdessen kommen sie so ziemlich an alles, was sie, neugierig wie sie sind, sehen wollen. dass einige heranwachsende damit nicht klar kommen und ihre animierten gewaltphantasien dann in die tat umsetzen, verwundert mich nicht.
auch die industrie trägt eine große verantwortung den jungen menschen gegenüber, aber die schaut halt nur auf den profit.
Lange-Weile - 19. Jul, 14:10

Game over

Hallo Boundless Spirit,

ja..wo sind die Vorbilder. Das stimmt und wenn man sich umschaut, gibt es wenige Vorbilder, die beständig sind und die für die Jugendlichen zur Nachahmung geeignet sind.

Das sieht es bei den Helden der PC-Spiele anders aus. Ja..sie können sogar in ihre virtuelle Haut schlüpfen und wenn was schief geht, gib´s es ein "Game over" und realen Leben leider nicht.

Gruß LaWe
Lange-Weile - 20. Jul, 12:30

neue Werte braucht das Land

Hallo Creature,

ich denke, dass die Meschen sich auf die Suche nach neuen Werten im Leben machen sollten. Es zeigt sich mehr und mehr, dass die Menschen ohne Werte nicht wirklich gut miteinander leben können.

Dabei geht es um Werte, die beständig sind. Die aus der Nähe betrachtet, nicht bröckeln. Der Mensch braucht Vorbilder, denen er nacheifern kann.

Man untersucht das Phänomen, warum Menschen einige unter uns zu Göttern machen, w.z.B. Diana, MIchael Jackosn, die ja nun wirklich schon auf dem Olymp sind,w eil sie nicht mehr leben. Sind die Ersatzgötter für alte Mythen, wie Zeus uä. ?. Und je mehr sich auf einen "Gott" ausrichten, je mehr fühlt der Mensch sich nicht allein, denn er ist mit vielen auf einer Wellenlänge.

Ich denke, dass das eine Bestrebung ist, die dem Menschen inner wohnt und sich aus ihren Innersten auch nicht durch nüchterne Lebenseinstellung verbannen lässt.

Ich hab gestern Herr Brunner gegoogelt und fand eine Stiftungs-Seite von ihm. Auch in Wikipedia wird er erst mal als Bahnbrecher für Couragiertheit dargestellt. Ein neuer Olymp für einen irdischen Menschen ?

Gruß LaWe
Lange-Weile - 20. Jul, 12:56

Ängste

Hallo Bo.,

die Spiele tragen sicher zur Verrohnung der Jugendlichen bei. Ich hab mit meinen Sohn schon mehrmals darüber gesprochen. Er liebte ja die Ego shooter über alles. Aggressionen hab ich deshalb nicht bei im gespürt. Er hat eine gesunde Hemmschwelle. Er würde sich nicht mal trauen, seiner Oma gegenüber frech zu werden ;-).
Seiner Meinung leiten Gewaltspiele Menschen zur realen Gewalt über, wenn sie einen "Riss in der Schüssel" haben.

Ich denke auch, dass es eine Kombination aus vielen ist, wie Elternhaus und Schule.
Ich weiß z.B , dass es viel Mobbing unter den Lehren in der Schule gibt. Warum das heut so ist, weiss ich nicht. Das überträgt sich sicher auch auf die Jugendlichen - unbewusst. Es gibt nichts schlimmeres für einen Jugendlichen, die einen Schutzbefohlenen vor der Nase haben, der im innersten unehrlich ist. Junge Menschen spüren das, wenn jemand Wasser predigt und Wein trinkt.

Und die Eltern? Sie sind geplagt von Leistungsdruck der Arbeitswelt und oder der Resignation der Eltern, wenn die keine Arbeit mehr haben. Die Angst um die Existenz ist in den Familien immer präsent. Ich denke, dass macht die Jugend auch mit fertig.

Ich las vor längerer Zeit ein Buch über einen amerikanischen Professor. Es verlor seinen Job an der Uni. Es hatte seine Familie schon auf einen hohen Lebensstandard gebracht und der drohte nun in sich zusammen zu fallen. Er bekam aber keine gut bezahlte Professorenstelle mehr und so begann der schmerzliche Kampf für ihn, den Lebensstandard Stück für Stück zu mnimieren. Das hielt seine Frau nicht aus und verlorr mit seinem Arbeitsplatz seinen Lebensstandard und seine Frau und mit ihr auch die Kinder.
Er fand erst seinen Frieden, als er als Hausmeistern einen bescheidenden Job machen konnte und im einfachen Leben Fuß fassen konnte.

Ich denke, der Turbokapitalismus höhlt die Menschen im inneren mehr und mehr aus. Nicht umsonst sind jetzt viele seelisch krank.

Gruß LaWe
creature - 20. Jul, 22:59

wenn einer den "kapitalismus" kritisiert wird oft mit dem argument entgegnet der kommunismus sei noch schlimmer und überhaupt wäre man ein "linker".
als gebe es keine lösung ohne diesen beiden systemen.
ich seh als beispiel die bahn, es gab in england probleme als diese privatisiert wurde, es gibt bei euch probleme und bei uns ebenso, man vergisst die menschen, bei uns werden bahnhöfe gebaut die gleichzeitig ein einkaufszentrum sind, aber das klo, falls es überhaupt eines gibt, kostet, ich finds arg, leute kollabieren wegen der hitze in den zügen und der schaffner meint, sie würden sich das nur einbilden.
alte menschen stehen verwirrt vor den ticketautomaten und schaffen es nicht eine karte zu bekommen, das personal wird eisern eingespart, gleichzeitig steigen jährlich die preise....eine unendliche geschichte!
Lange-Weile - 21. Jul, 11:11

Wer soll das bezahlen?

Hallo Creature,
ich bin keine Besitzernatur, deshalb kam ich mit dem sozialistischen Gesellschaftssystem ganz gut zurecht. Auch meine Gesinnung passte in die Landschaft und daher geriet ich nicht so in Konflikte, wie viele andere. Das, was die Mächtigen des Landes alles taten um ihre Macht weiter aufrecht zuerhalten, erfuhr ich erst mit der Wende. Das war ein schmerzlicher Prozess der Desillusion.
Damals stand es mit der Wirtschaft nie zum besten. Kein Wunder bei der Isolation auf dem Weltmarkt. Ich denke, das Trotzki recht hatte, dass der Sozialismus nur global eine Chance hat und nicht partiell, wie in der Vergangenheit.

Nach 20 Jahren Kapitalismus, ich mir klarer denn je, dass es so nicht ewig weiter gehen kann. Die Probleme wachsen den Menschen jetzt auch global über den Kopf und mit ihnen die Preise, wie du als Abschluss in deinen Kommentar bemerkst.

Wer wird am Ende die Rechnung bezahlen?
Wie es die Finanzkrise wieder einmal gezeigt hat
Der kleine Mann ist immer dran

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 21. Jul, 11:27

ich finde es immer blöd, wenn menschen sich dem ein oder anderen gesellschaftssystem total zugehörig fühlen, und dann auch die regeln derart verinnerlichen, dass sie irgendwann total infiltriert sind, ohne es noch selbstkritisch wahrnehmen zu können. das gilt für die kapitalisten wie für die sozialisten. und es gilt für atheisten wie für gläubige.
wir brauchen eine menschliche gesellschaft, welche über allen ideologien, lebensanschauungen und religionen grundwerte und gesetze des zusammenlebens definiert. die modernen verfassungen demokratischer staaten sind dafür ein modell.
allerdings hat es der kapitalismus an sich, die politik und das demokratische freiheitliche system zu unterminieren - wer mehr geld hat, der kann die gerechtigkeit in seinem sinne verbiegen. der kapitalismus ist skrupellos, und er würde die menschen weitgehendst ausbeuten, wenn er die menschen nicht auch als käufer und kunden im markt bräuchte. insofern hat auch der kapitalismus als diktatur des geldes wie andere diktaturen seine natürlichen grenzen, denn wenn man das volk dauerhaft unterdrückt, ist das wie das absägen des astes, auf dem man sitzt.
es gibt kein gesellschaftsmodell, welches die menschen dauerhaft unterdrücken kann. der sozialismus hat dies schmerzhaft zur kenntnis nehmen müssen.
der kapitalismus ist erst langsam dabei zu bemerken, dass der mensch mit seinen grundrechten das eigentliche kapital einer gesunden gesellschaft bedeutet.

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