Trinkgeld auf Druck

Das Geben und Nehmen sollte immer ausgewogen sein. So ist jeder zufrieden und es bleibt kein negatives Gefühl zurück. Und wer das Geben und Nehmen in Fluß bringen möchte, kann dies mit einer kleinen Geste, wie z.B. ein kleines Trinkgeld, auf den Weg bringen.

Darauf machte mich eine junge Frau aufmerksam, die einige Jahre in Amerika verbrachte und diese Philosophie als Mitbringsel mit nach Deutschland brachte. "Kleine Spenden bingen alles in Fluß" so empfahl sie. Ich glaube ihre kein Wort und probierte es selber aus.

Fortan gab ich trotz magerer Zeiten ein kleines Trinkgeld oder rundete beim Bäcker eine krumme Summe auf. Auch im Supermarkt lasse ab und an mal einen Betrag aufrunden. Doch geschieht mein bereitwilliges Geben nicht nach einer starren Richtlinie, sondern aus einem Gefühl heraus. Manchen Menschen müssen wirklich rackern wie die Kümmeltürken und bekommen dafür einen Hungerlohn ausgezahlt. Sie haben dann meinen Respekt und ich gebe, was ich kann, um auf meine Weise ihre Arbeit zu würdigen. Und für mich erschlossen sich neue Möglichkeiten, um für meinen Lebensunterhalt zu sorgen.

Doch gestern wurde ich, was das Geben und Nehmen betrifft, aus meinem Konzept gebracht. Nach einem gemeinsamen Einkauf mit Sohnimann zog es mich zum Chinesen in der Nähe. Ich wußte, es gibt dort ein Büfett-Essen zum Pauschalpreis. Doch mein Bargeld war alle und so überzeugte ich mich erst, ob Geldkarten akzeptiert wurden. Schon an der Eingangstür wurden dem Gast alle Karten - 6 an der Zahl - aufgezeigt, die man in dieser Lokalität akzeptierte. Mein Konto war gedeckt, ich konnte mich mit meinem Sohn auf das Büfett stürzen. Selbstbedienung das Essen und Getränkle auf Bestellung, die uns die Klellnerin brachte.

Nach dem Essen hielten wir nach ihr Ausschau "Die Rechnung bitte" baten wir. Kurze Zeit später kam sie mit dem Rechnung "Das macht 18.90 €" so stand auf dem Beleg und ich reichte ihr meine Karte: "Haben sie kein Bargeld?" fragte sie mich. Verwirrt antwortete ich:"Nein" und war im Zweifel, ob ich an der Tür den Hinweis auf die Karte nicht richtig gedeutet hätte, nahm an, dass man meine Karte nicht akzeptierte und gab ihr eine andere. Wieder fragte sie mich "Haben sie denn kein Bargeld?" dies mal etwas forscher, als vorher.

"Nein, ich hab hier die Karte, Draußen an der Tür stand dran, das sie diese Karte akzeptiern." Mürrisch zog die Kellnerin ab und kam mit dem Kartenleser wieder zurück und fragte mich :"Was soll ich eingeben" War damit der Geldbetrag gemeint? Ich sah noch einmal auf den Beleg - 18.90 € - "geben sie 19 € ein" erwiederte ich nachgiebig. Die Kellnerin stuzte und warte auf eine andere Ansage.

In meinem Kopf rattert es auf die Schnelle. Sie hat mir nur meine Schorlre an den Tisch getragen, kaum ein Gespräch, kaum Kontakt. mehr als aufgerunden auf 19 € kann ich nicht. Dann geht für mich die Bilanz von Geben und Nehmen nicht auf.

Die Kellnerin macht Druck - 19 € sind ihr zu wenig. "Oder machen wir 20 €" fragt oder sagt sie. Ich kann den feinen Unteschied dazwischen nicht mehr erkennen und doch da sind die Zahlen eingetippt. Ich schlucke noch einmal, bevor ich mein Einverständnis geben kann, doch das sind die Zahlen schon durchgerattert. Dann schlucke ich noch mal, denn es hat mich die Sprache verschlagen. Ich übernehme den Kontrollabschnitt über die Abbuchung von 20 € von meinen Konto.

Mit dem Gefühl, von der Kellnerin überrumpelt worden zu sein, verlasse ich das Restaurant nicht ohne den festen Vorsatz diese Lokalität nie mehr zu betreten.
LaWe

Iggy - 12. Dez, 21:17

das ist ja schon nötigung! ich glaube, ich hätte mich - bevor ich nie wieder dorthin gegangen wäre - bei irgend jemanden beschwert oder zumindest eine giftige bemerkung gemacht. ich bin im augenblick so garstig drauf, so gar nicht weihnachtlich. und das, obwohl ich gerne trinkgeld gebe. ;)

Lange-Weile - 15. Dez, 12:14

resolut

Hallo Iggy,
ja..die Kellnerin war sehr resoltut. Damit hatte ich auch nicht gerechnet und hat mich sprachlos gemacht. Nun, als zukünftigen Gast hat die Kellnerin mich leider nicht gewonnen und damit hab ich für mich einen Ausgleich gefunden...

Dir noch einen schönen 3. Advent

Gruß LaWe
rosmarin (Gast) - 12. Dez, 21:55

also ich bin auch leidenschaftliche trinkgeldgeberin und komplimentenmacherin.
aber die nummer zieht mir echt die socken aus. also da wäre ich stur geblieben.
schade, dass es dich getroffen hat..... ich finde, das hätte einen geizhals treffen sollen.
*kopfschüttelnd*

Lange-Weile - 15. Dez, 12:21

Hallo Rosmarin,

da bleibt dem Gast schonmal die Luft weg, denn Trinkgeld ist ja keine Pflichtangabe.
Wieviele Menschen arbeiten in beruflichen Positionen, die mit ihrem Fulltimejob weniger Gelld bekommen, als ein Hartz IV Empfänger und deren Arbeit nur wahrgenommen wird, wenn sie nicht perfekt ausgeführt wird.
Ich denke, eine Kellnerin arbeit nicht unter dem Mindestlohn.

Dir noch einen schönen 3. Advent

Gruß LaWe

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