in den Krieg ziehen

Die Vorbereitung der Männerparty von Sohnemann war schon gelaufen. Doch ohne Gardinenpredig wollte ich ihn nicht so ohne weiteres ziehen lassen. “Mutters – ich bin doch noch jung. Soll ich etwa zu Hause bleiben und die anderen ziehen ohne mich weiter?”

Klar, Sohnemann ist noch jung und will keine Feier auslassen. Da war ich in seinem Alter auch nicht anders. Doch er hat Epilepsie und darf seinen Geist nicht in Alkohol ertränken. Doch diese Litanei hörte er schon ..zig mal und rauscht die rauscht sicher an seinem Ohr vorbei. Deshalb setzte ich mit einer Angstgeschichte nach. “Glaub mir, an solchen Tagen wie diese ziehen tausende Männer wie die Soldaten in den Krieg und nicht alle werden nach Hause kommen” Dabei hab ich einige Schreckensnachrichten der letzten Jahre im Hinterkopf. “Entweder sie Ausnüchterungszelle oder  in die Klinik oder in den Knast  und wenn es ganz schlimm kommt, landen einige sogar in der Kiste” Auch das gab es in der Vergangenheit nach so einer nationalen Männerparty immer wieder.

Aber von solchen angeblichen Gruselgeschichten will ein junger Mann  so kurz vor dem Start in die Party nicht wissen. Sie wollen erst mal um die Häuser ziehen und dann nach Warnemünde. Das Wetter lädt dazu ja geradezu ein und schon ist verschwunden. Die Männerparty am Strand von Warnemünde ruft.

(Bildquelle – Klick Bild)

Am späten Nachmittag lese ich die Nachricht über den Vorfall in Warnemünde. Ein 45 –Jähriger wurde krankenhausreuf geschlagen. Am späten Abend kommt die Nachricht, das Opfer sei verstorben, die Täter flüchtig.

So wirklich kann ich nicht in den Schlaf kommen. Es ist schon Mitternacht vorbei, der Morgen graut schon, als sich endlich der Schlüssel im Schloss der Wohnungstür dreht und Sohnemann auf leisen Sohlen in seinem Zimmer verschwindet. Mit Hasenohren folge ich seinen Bewegungen, alles verläuft normal. Was auf den S-Bahnhof geschehen war, wusste er wahrscheinlich noch nicht mal..

Heut am Frühstückstisch. “Gestern waren die Leute aber echt agro drauf” (mit agro ist aggressiv gemeint) erzählte er mir. “Fast jeder besoffen und die S-Bahn fuhr unregelmäßig. Der Fahrplan wurde nicht eingehalten. Da waren die Jungs angepestet.”

Naja…dafür gab es ja vielleicht eine logische Erklärung.

Zum Glück hat man die Täter schnell gefasst und den Haupttäter schnell festgestellt. Angeblich gib es um Banalitäten, die zum Anlass für die Schlägerei mit tödlichen Ausgang genommen wurden.

Nun müssen eine Reihe von Männern die Konsequenzen für ihr Handeln tragen.Das macht das Opfer nicht mehr lebendig, doch für die Angehörigen wird es zumindest mit ihrer Bestrafung etwas Gerechtigkeit zurück bringen.

Vielleicht zieht auch die Stadt Konsequenzen und wird Alkoholverbot wie in Schleswig-Holstein am Himmelfahrtstag aussprechen. Könnte ja sein.

Und das, was ich am Morgen noch am Frühstückstisch so daher sagt, traf trauriger Weise für einen Mann ein. Auf blödsinnige Weise hat sie meine daher gesagte Annahme von – Knast – Klink – Kiste – als real möglich heraus gestellt.

LaWe

bonanzaMARGOT - 4. Jun, 17:45

da kann man oft nur hoffen, nicht zur falschen zeit am falschen ort zu sein. in der gruppe und alkoholisiert werden manche jugendliche zu gemeingefährlichen subjekten. es ist erschreckend, wie sehr dann die hemmschwelle zur gewalt sinkt.
der lebensfrust muss sehr hoch sein. die jungen leute sind verwirrt und überfordert in der heutigen multimedia-welt. sie bekommen oft nur druck, druck, druck ...
wenn dann das familiäre und soziale umfeld dazu noch schwierig ist, ticken einige aus. die leistungsgesellschaft mit ihrer materialistischen kälte fordert ihre opfer. viele ungünstige faktoren treffen aufeinander, und alkohol und drogen bringen das testosteron der jungen männer zum überkochen ...

Lange-Weile - 4. Jun, 23:35

Auswirkungen

Hallo Bo.,

das ist wirklich traurig, wie das am Donnerstag gelaufen ist. Die Gruppe der Angreifer waren der Polizei als Schläger schon bekannt. Schlimm.....nun gibt es wieder mal so viele traurigen Familien. Das Opfer war verheiratet und hatte 2 Kinder. Und auch die Angehörigen des Täters werden noch lange leiden. Diese Schande, die ihr Sohn über die Familie gebracht hat, werden sie nie wieder los.

Nun - ich denke auch, das alle die Faktoren, die du nennst, dazu beigetragen, dass die Jugend mehr und mehr verroht. Für die jungen Männer gibt es keine echten Bewährungsproben, an denen sie sich beweisen können. So versuchen sie auf fatale Weise sich selbst und anderen ihre Männlichkeit beweisen.

Die Gesellschaft bietet den jungen Männern nichts, was sie reifen lässt. Nur Kohle ist noch wichtig - sonst zählt nicht mehr viel.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 5. Jun, 09:24

es ist die mischung, die`s macht: langeweile, orientierungslosigkeit, minderwertigkeitsgefühle, drogen, alkohol, materialistische verführungen, mediale scheinwelten ...

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