Rückzug mit Rückkehr

Der unsichere Grund meines letzten Eintrages wollte so gar nicht in meinem Inneren ruhen - d.h. ich fühlte mich schlecht. Ich fühlte mich so schlecht, als hätte ich eine gute Bekannte in die Flucht geschlagen.

Meine Gedanken sprangen hin und her, konnten ihren Mittelpunkt nicht finden. Doch ganz langsam pegelten sie sich ein und kamen zu einem Ergebnis, der eine alte Geschichte noch einmal zum Leben erwachte.

Das ist MEIN Trainer, das heißt, er war bis vor 17 Monaten mein Trainer. Wir arbeiteten 6 Jahre auf der Matte zusammen. Er war der Clown. ich war sein Spiegelbild und clownte zurück. Die Belebung der lustigen Gemüter war befreiend und erfrischend in einem. Die schwierige Arbeit an den Techniken und die beängstigen und schweißtreibenden Würfe wurden zu einer leichten Hürde.

Der Spaß an der Sache bringt eine beschwingte Leichtigkeit, mit der sich Berge versetzen lassen.

Doch dann traf mich ein manipulierter Biß aus dem Hinterhalt, mir blieb nur die Flucht. In der Gefolgschaft meines Trainers gab es verdeckte Ängste, er war mit ihr verwoben.
Um mein Gesicht zu wahren mußte ich gehen, so zog ich mit Tränen mein Lächeln zurück, verließ die Matte und meinen Trainer.

Seit dem suche ich nach ERSATZ für meinen Trainer und glaubte ihn in der Bekannten zu finden. Sie hat viel auf dem Kasten und ist ergeizig in ihrer Perfektion, jedoch unsere Spiegel verkrampfen sich. Jeder sieht nur des anderen Zerrbild, eine Konvergenz lies sich nur über meinen persönlichen Rückzug erreichen. Ihre Platzanspruch ist groß und doch ihr Grund ist unsicher.

Mein innerer Rückzug von ihr ist vollzogen - meine Fühler sind zusammengerollt, ich stelle fest - es gibt KEINEN Ersatz für MEINEN Trainer und ich stelle fest - ich habe den Ort unserer Trainingstunden trotz meiner Abwesendheit nie verlassen.

Momentan fühle ich mich losgelöst und frei schwebend

Wie nur finde ich den Weg wieder zurück ?
LaWe
Dr.Lecter - 20. Feb, 02:37

Nein, Ersatz gibt es niemals für die Menschen und Situationen die uns lieb und teuer geworden sind. Zurück bleiben Melancholie und Erinnerungen an denen wir uns weiden. Bedenke das die Zeit unwiederbringlich ist. Und der Abschied fällt so unglaublich schwer. Die Orte, Menschen und Gefühle leben in uns fort. Sie entwickeln sich weiter als wäre alles noch so wie es einmal war. In uns selbst führen wir tausend Leben. Alles was wir verloren haben ist dort noch lebendig. Und doch: wenn wir die seltene Chance erhalten an etwas verlorenes anzuknüpfen müssen wir allzu oft feststellen dass das in uns weitergelebte Szenario mit der Wirklichkeit nichts gemeinsam hat. Und somit stellt sich die Frage ob Du den Weg zurück wirklich finden willst. Unsere Erinnerungen, Träume und Hoffnungen sind tief in uns drin meist besser aufgehoben.

Lange-Weile - 24. Feb, 11:10

Reise - Reise

Hallo Dr. Lecter,
hättest du einen langen weißen Bart, würde ich behaupten, du bist ein weiser Mann. Aber statt dessen hast du eine"n Dr.-Titel und das sagt mir, du hast deinen Kopf nicht in Lotto gewonnen ;-).
Deine Sicht auf die Dinge gab mir den wichtigen Hinweis darauf, dass das Zusammenspiel zwischen den Menschen mit der Zeit in eine Wendeschleife gerät, die dagewesenes neu entstehen läßt und wirklich neues kann nur entsthen, wenn das Alte dort bliebt, wo es ist - in der Vergangenheit.
Ich habe den ersten verbalen Kontakt mit meinen Tranier wieder aufgenommen. Warum? Das weiß ich noch nicht - vielleicht will ich klar Schiff machen oder ich suche nach neuen Ufern oder vielleicht auch beides ;-).

Gruß LaWe
Sturmkrähe - 20. Feb, 11:22

ja...

...da kann ich Dr. Lecter nur zustimmen...Ersatz ist niemals möglich, aber Du kannst Dich auf einen neuen Menschen und damit auf eine neue Beziehung einlassen, sie wird anders sein aber das ist ja kein Nachteil sondern das schöne am Leben...das bedeutet natürlich auch ein Risiko und ein "sich öffnen" aber es lohnt sich in den meisten Fällen und es wird Dein Leben sehr bereichern...

lg,
Sturmkrähe

Lange-Weile - 24. Feb, 11:25

Zauber des Neuanfangs

Hallo Strumkrähe,
vielen Dank für deinen Hinweis zur Neugier auf Neues. Ich bin immer offen für neues, weil Neues für mich stets ein belebendes Element ist und mich bei der Stange hält. Meine Natur - ich unterliege immer dem Zauber des Neuen.
Aber auf der anderen Seite bin ich auch anhäglich und Menschen, die ich für mich autorisiert habe, vermisse ich dann irgendwann in meinem Umfeld.
Von mir autorisierte Menschen haben mich in meinem Wesen erkannt und versuchen nicht, ihr eigenes Wesen aufzupfropfen um mich zu ihrer Kopien zu machen. Das käme für mich einer Selbstentfremdung gleich.

Gruß LaWe
ChaosLady - 24. Feb, 07:40

Mit dem Verlust, der nicht zwangsläufig Tod heißen muss, von Menschen, die uns etwas bedeuten, in unserer unmittelbaren Umgebung, geht eine Ordnung verloren, die uns scheinbar wichtig ist. Und mit dieser Unordnung auf der emotionalen Ebene verändert sich der Blick, der Blickwinkel, mit dem wir andere und auch uns selbst betrachten. Und so führt diese Unordnung als Beginn einer Veränderung manchmal zu derartigen Irritation und auch Erkenntnissen über uns selbst. Und genau daraus entstehen dann häufig, mit der Gabe der Selbstreflektion, wohl neue Bedürfnisse ;-) Diese Lehre habe ich aus ähnlichen Lebenssituationen gezogen. Für mich ;-)

Lange-Weile - 24. Feb, 11:33

gibt es ein System der Ordnung?

Hallo Chaoslady,
"Nicht Ordnung schafft Leben, sondern das Leben schafft Ordung" schrieb Antone de Saint-Exupéry. Und vielleicht ist eine gewissen Unordung von Nöten, damit ein unerholtes Ordnungssytsem zerschlagen und einem neuen Platz machen kann.
Ich habe mich schon oft gefragt, warum scheinbar ein in den geordneten Bahnen gelebtes Leben plötzlich aus den Gleisen geworfen wird, ohne dass man es aufhalten kann.
Mit dieser Erschütterung beginnt eine neue Betrachtung der Vergangenheit.

Gruß LaWe

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