Mittwoch, 23. Oktober 2013

ich lebe gesund

In der Regel kreisen meine Gedanken in der Gegenwart, ab und zu gleiten sie über eine Zeitschiene in die Zukunft oder auch Vergangenheit. Das Gute am beweglichen Geist ist, es bedarf für die Zeitreisen keinen Körper.

Vor ein paar Tagen kam mir eine frühere Kollegin in den Sinn, von der ich seid der Wende nicht mehr gehört hatte. Damals ging sie grade in Rente, sie musste sich in der fremden Arbeitswelt, die auf uns Ossis mit der Wende zurollte, keinen Platz mehr erobern. Wie aus dem Nichts kam sie in meine Erinnerung. “Ob A.  noch lebt?” Wohl eher nicht, denn es sind ja schon mehr als 20 Jahre seid dem vergangen.

Ich war vor mehr als 20 Jahren ihre Nachfolgerin am Arbeitsplatz. Sie wollte kürzer treten und ich wollte mich in der Firma neu etablieren. Ihr damaliger Chef wurde mein Chef und er schien mir sichtlich erleichtert. Ihr Redefluss hatte ihn auch schon mal an die Wand gedrückt. Da kam ihn so eine schüchtern Frau, wie ich damals war, ganz recht.

A. war immer stolz auf ihre Gesundheit. “Ich lebe gesund” ihr Leitsatz, zum Leid ihres Mannes, der den Satz schon nicht mehr hören konnte und auch mein Chef von damals ertrug den Satz nicht mehr. “Ich war in meinen Leben noch nie krank” und bestätigte sich und uns damit, dass ihr Leitsatz richtig war. Doch dann das entsetzliche für A…sie wurde krank und hielt wie unter Schock den ersten Krankenschein ihres Lebens in der Hand. Die  Betriebsärztin hatte ihn ihr ausgestellt. Ihrem Schockgesicht zu urteilen, hätte es eine Todesnachricht sein können, aber es war nur ein Infekt, der sie für ein paar außer Gefecht setzte. Ich sehe A. heute noch mit ihren geschockten Gesichtsausdruck und dem Krankennschein in der Hand auf der großen Treppe der Firma stehen. Alle Kollegen schmunzelten etwas – ein Infekt, weiter nichts.

Doch dann sollte eine echte Schocknachricht heimsuchen und sie fast in die Knie zwingen. Ein diffuser Schatten auf der Lunge. Es könnte ja etwas harmloses  sein, etwas aus Nachkriegszeiten, aber es konnte es wirklich gefährliches sein. Damals bekamen auf den Schlag 3 Mitarbeiter eine Krebsdiagnose und diese Unsicherheit übertrug sich auf alle, auch auf die Betriebsärzten. Sollte A. Lungenkrebs haben? Im Ausschlussverfahren wurde geprüft, ob der diffuse Schatten auf der Lunge von A. ein dunkler Schatten ist, der sich über ihr Leben stülpt? 14 Tage verbrachte A. in der höllische Wartezeit und dann A. wurde erlöst. Es war eine harmlose alte Geschichte aus der Nachkriegszeit, die ihren Schatten bis in die Gegenwart warf. A. konnte unbelastet in die Rente gehen und ihr Leben weiter gesund leben.

Im Bus, den ich gestern für meine Heimreise nutzte, waren kaum Fahrgäste. “Lass uns hier sitzen, wir steigen ja sowieso gleich aus” Eine bekannte Stimme mit bekannter Melodie, ich drehte mich zur Stimme um. Die Silhouette der alten Dame war mir auch bekannt, nur die Haare, die sind grau. Mein Blick blieb so lange an der Frau hängen, bis auch ihr Blick mich traf: “Hallo AAAa…?” rief ich erfreut aus. “Hallo IIIr…” ihre Antwort. Wiedersehensfreude nach über 20 Jahren. Wer hätte das gedacht Zwinkerndes Smiley 

A…war fit wie ein Turnschuh. “Wie geht es dir , A..? “ fragte ich sie. “Mir geht es gut, Ich lebe gesund und mache jeden Tag Sport. Guck, wie schlank ich bin” A. zeigt auf ihre Figur.  Zu ihrem Leidwesen ist ihr Mann schon vor Jahren gestorben und auch unser gemeinsame Chef hat vor vielen Jahren schon das zeitliche gesegnet. “Ich bin schon 85 Jahre” klar, denn damals vor 20 Jahren ging A. grade in Rente.

A. ist nicht nur körperlich sondern auch geistig fit und… sie ist immer noch die Alte,  hat an ihrem Leitsatz nichts geändert. Sie macht mich neugierig: "Was machst du für Sport, A..?” frage ich sie. Vielleicht hat sie ja ein Patentrezept für körperliche Fitness , die vor Altersgebrechen schützt. “Och..ich mache jeden Tag nur etwas Gymnastik, das ist alles” wahrscheinlich ist weniger mehr und dass aber kontinuierlich. A..ist der lebende Beweis dafür.

Für unsere Wiedersehensfreude und kurzen Austausch bleibt nur wenig Zeit, an der nächsten Haltestelle muss A.  schon aussteigen. Mit dem Finger zeigt sie auf den Wohnblock, der in Sichtweite kommt.

“Da ohne ich. Besuch mich mal und lass und von alten Zeiten reden” sagt sie zum Abschied und dann war sie schon wieder mit ihrer Begleitung weg. Tolle Frau..dachte ich mir so. Ob es mit dem Besuch klappen wird?

LaWe

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