Montag, 21. Februar 2011

Erleuchtung

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Diesmal sah sein Lächeln nicht so smart aus wie sonst, als er im Zimmer von Sohnemann verschwindet. Ich erhasch im Vorbeigehen sein Lächeln. Es sieht abgeschwächt und traurig aus. Er ist der einzige der Kumpels und Freunde von Sohnemann, der immer mit einem Lächeln an mir vorbei zieht. Von weiten oder wenn er auf der Couch sitzt kann ich sein lächelndes Gesicht auf Augenhöhe sehen, bin ich in seiner Nähe, muss ich mich mit meinem Oberkörper zurück beugen und den Kopf weit nach hinten lehnen, mit den Augen Richtung Decke sehen, damit ich sein Gesicht sehe.  Dabei ist er noch so jung und aus meiner Perspektiv doch schon ein 2,20 Meter Mann. Der große Kleine ist aber noch keine 18.

Wenig später kommt Sohnemann zu mir ins Wohnzimmer und flüstert mir ins Ohr mit weiten Augen ins Ohr: “Mutters, kann M. bei uns schlafen?. Er hat Stress mit seiner Mutter”.

Naja…in meinem Hinterkopf arbeitet es und ein alter Film spult sich ab. Ich denke an die Zeit zurück, als ich Sohnemann deutlich machen musste, wer das Sagen hat und wohin der Hase läuft. Denn er hatte sich vor lauter Hackenschlagen schon auf einer graden Straße verirrt und drehte schon die .zigste Runde nutzlos im Kreis. Damals entbrannte aus meiner Wut eine tatkräftige Aktion. Seine Zimmereinrichtung landete – soweit sie für mich tragbar war – aussagekräftig im Flur. Er musste drüber steigen, wollte er in sein Zimmer gelangen.. Diese deutliche Sprache nahm er mit einem Kopfschütteln zur Kenntnis und die Aussage fruchtete nicht. Erst als nach dem nächsten Ärgernis und meine damit einhergehenden Wut sein gesamtes Zimmerinventar vor dem Müllcontainer stellte, kam der erste erschrockene Blick in meine Richtung. In ihm spiegelte sich die Angst, dass die sorglosen Jungendjahre vorzeitig enden. Ich hatte die nötige Aufmerksamkeit  und wir hatten endlich eine Basis für eine Kommunikation und die Spielregel wurden nach meiner Vorgabe neu abgesteckt, damit die rote Karte nicht wieder in sein leer geräumtes Zimmer fliegt. M.. und Mutter werden ähnliche Sorgen haben, spekulier ich still und leise vor mich hin. Da kann ein Abstand nicht schaden. Nachdenken und überlegen - aus Mutter- und aus Sohnessicht.

“Ja..klar - kann er. Wenn du ihm dein Bett zu Verfügung stellst” Sohnemann ist erleichtert und M. vielleicht auch. Erst mal durchatmen und nachdenken kann nicht schaden.

Gestern – am Frühstückstisch - war sein Lächeln immer noch nicht ganz hergestellt. Er hat die typische Haltung einen großen kleinen Jungen, der den Halt verloren hat. Der Oberkörper hängt über den sitzenden Körper, sieht nachgiebig und kraftlos aus. und das lässt sein Lächeln noch trauriger wirken. Nach dem ausgedehnten gemeinsamen Frühstück zieht er wieder ab und kehrt in sein Kinderzimmer zurück. Er ist einer von 3 großen Jungs, die Mutter unter Kontrolle und im Griff behalten muss, keine leichte Aufgabe, kurz bevor sie Pflücke werden, potenziert sie sich noch.

Heut am Montag saß M. schon bei Sohnemann im Zimmer  als ich heim kam. Sein Strahlen kam mir schon im Flur entgegen und dabei hatte ich nur einen Seitenblick im vorbeigehen riskiert.. Nicht nur die Augen strahlten, sondern auch sein Kopf. Die Haare so kurz geschoren, dass die Kopfplatte im Schein der Deckenleuchte Glanz annahm. “Na..da hat Mutter dir wohl mehr als nur der Kopf gewaschen” denke ich insgeheim in meinen kleinen Kämmerlein meiner Denkstube. Ich lächel zurück und bin doch etwas erleichtert, dass ihm sein Lächeln wieder leicht über die Lippen kommt.

“Haben sie einen Flyer für ihre Yogastunden?” fragt er mich zu meiner Überraschung. Ich nahm an, dass er den Begriff “Yoga” gar nicht kennt oder kaum Notiz davon nimmt. Doch er nahm Notiz davon, doch warum das? Er erklärte mir, dass er seine Mutter überzeugen wollte, auch mal Yoga zu machen. So auf die Schnelle nannte ich ihm alle Termine vor Ort und die nahm er gedanklich erst mal mit nach Haus.

Es mag so ´ne Stunde vergangen sein, da kam bei mir eine Erleuchtung in den Sinn. Sohnemann hat bestimmt erzählt, dass ich nach Yogastunden immer entspannt nach Hause komme und falls es davor ein großes Problem zwischen uns gab, hatte es sich anschließend deutlich verkleinert und der damit verbundene Stress für ihn auch. Solch ein Puffer möchte sich sein Freund M. vielleicht auch schaffen. Wollte er heut damit den ersten Stein für das Fundament legen ?

Damit die Mütter bei den Kapriolen ihre pflücke werden Söhne entspannt bleiben, müssen die Söhne sich schon was einfallen lassen.

Ich bleib neugierig, ob sein Ansinnen Früchte trägt.

LaWe

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