Donnerstag, 10. Juli 2008

Körpersprache

Als ich mich in meinen Stadtteil niederlies, hatte ich das Gefühl, dass ich mich wie mit feste Baumwurzel mit diesem Fleckchen Erde verbunden hatte.

Das liegt nun schon mehr als 20 Jahre zurück und mein Gefühl von damals hatte mich nicht betrogen, obwohl die Mieter in meinem und den Nachbarhäusern bis auf wenige Ausnahmen sich mehr als einmal umgeschlagen haben.

Doch mit den wenigen die blieben bin ich hier älter geworden und so wie sie vielleicht an mir habe ich an ihnen die Veränderungen mit den Jahren beobachtet. Damit meine ich nicht das veränderte Aussehen, das das biologische altern mit sich bringt, sondern auch die Körpersprache, die mehr über einen Menschen verrät, als nur das Alter und das Aussehen.

Damals wie heut ist sie die graue Maus, die eher scheu und mit gesenktem Blick durch die Straßen geht. Vielleicht schaut sie nach unten, weil sie sich von der Welt abschirmen will, vielleicht schaut sie aber auf den Boden, weil sie sich nicht schön findet und sich für die Aussehen schämt.

Ich sah einmal - das liegt schon viele Jahre zurück - einen aufgerichteten und mutigen Blick von ihr. Damals suchte ich eine Mitstreiterin für gesellschaftliche Arbeit im Wohngebiet. Ihr Blick verriet mir: "Ich hätte Lust. Ich würde es machen" und auch auf meine erste Nachfrage bestätigt sie mir, was ich in ihren Augen sah. Aber damit hatte sich ihre Mitwirkung schon erschöpft und ich sah sie fortan wieder nur mit gesenkten Blick.

Die Jahre sind ins Land gegangen und die scheue Frau hat nach vielen Jahren einen Mann an ihrer Seite. Neben den stemmigen Mann wirkt sie klein und zierlich, obwohl ihr Körperumfang nicht von Pappe ist. Die typische Figur einer Frau im älteren Semester.

Sie geht noch heut mit gesenkten Haupt an der Seite eines Mannes, der in meinen Augen ein Arte von amerikanischen Freizeitmachtcho darstellt. Breitbeinig und drahtig im Gang führt er im Freizeitanzug seinen Hund spazieren, der wie sein Herrschen wie ein Kraftpaket aussieht - so in der Art eines Staffordshire Terrier - und sie ähneln sich auch in den Haarpracht. Kurz und knapp liegen sie Haare am Kopf. Sie begleitet ihn, wenn er mit dem Hund Gassi geht.

Während er in seiner Kraft strotzt, tippelt sie wie ein Häschen mit gebläkten Zähnen nebenher. Mit einem Seitenblick erfasse ich fast fassungslos den Gesichtsausdruck der Frau. "Flescht sie die Zähne?" frag ich mich. Sie bemüht sich den Mund zu schließen, doch nach einem kurzen Moment öffnen sich wieder die Lippen und die Zähne kommen zum Vorschein. Ich erinnere mich, das ich unbewußt bei größter mentaler Anstrengung mit geöffneten Lippen mir die Luft zum Atmen durch die Zähne zog.

Vor ein paar Tagen sah sie wieder. Diesmal war sie mit Gassi gehen dran und schon von weitem konnte ich das weiße ihrer Zähne sehen. Als ich ihr näher kam, sah der Mund größer aus als sonst - die scheue Frau kann mit dem Zähnefletschen nicht mehr aufhören.


LaWe

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