Wieder daheim und gereift
Eine Erleichterung ging durch die Menschen, die das Schicksal von Marco mit Bangen verfolgten. So auch ich. Der Jugendliche, im Alter meines Sohnes, war gezwungen, sich schon vor dem Erwachsensein mit den Schattenseiten des Lebens auseinander zu setzen und mußte sich Fragen stellen, die ein Jugendlicher in unserem normalen Alltagsleben kaum stellt. "Was kann, was muß ich aus dieser Situation lernen? Was kann ich mit ins Leben nehmen?"
Ich gebe zu, mit jedem Monat der Verlängerung der U-Haft für Marco fühlte sich mein Nationalbewußtsein - oder war es vielleicht der Stolz -angeriffen und löste eine Unzahl von kritischen Bemerkungen zum türkische Rechtssystem aus. Mein Vertrauen sank mit nach jeder verschobenen Tagung und verstärkte mein (Vor)Urteil zum Rechtswesen der Türkei.
Ich nahm meine Kamera, konnte nicht anders und nahm das Gesicht des Jungen während des Interwievs bei RTL von meinem Fernseher auf, der nach 247 Tagen in türkischer Untersuchungshaft noch immer ein Stück seiner jugendlichen Unbefangenheit bewahrt hat. Per Bildschirm konnte ich mich überzeugen, dass es Marco gut ging und er seine schwierige Situation besser gemeistert hatte, als ich hier in Deutschland annahm.
LaWe