Freitag, 22. September 2006

Ein Licht ist aufgegangen

Oh nein -nein - noch kein Weihnachten in Sicht und eine Erleuchtung im göttlichem Sinne hatte ich noch nicht und ich weiß nicht einmal, ob ich eine Erleuchtung will. Man sagt, der Erleuchtete sieht die Welt so wie sie ist, ohne die Verschleierung der eigenen Schönfärberei.

Und doch ist ein tieferer Durchblick vorteilhaft, wenn sich daraus ein eigenes klügeres Verhalten ableiten läßt.

Die kleinen Biester, sie beschäftigen mich ja zwei mal die Woche. Gnadenlos mit mir kommen sie zum Trainig und nach wenigen Minuten Lauf kommen ihre Gemüter in Wallungen und die esten Rangeleien sind nicht weit.

Einige haben einen ersten Hintergrund und andere wieder sind nur kleine Neckereien. Die kleinen kreischenden Mädels sind dafür eine gute Zielscheibe. Und so probieren die Kleinen mal hier und da einen "Hebel" bei einem kreischfreudigen Mädel aus und freuen sich auf die lautstarke Reaktion. Ich gehe dem Mädel nur den Hinweis: "Wenn du nicht mehr kreischt, dann lassen die Jungs dich in Ruh". Eine Kreischspezialistin haben wir in unserer Gruppe, doch sie hat schon gelernt und hält sich mit ihren schrillen Aufschrei zurück.

Doch die anderen merken noch nicht, dass sie ihr Verhalten geändert hat und glauben, sie hört schlecht und werden lauter. Doch das Mädel reagiert auch nicht darauf und so sinnen die Jungs nach einer neuen Methode, sich bei ihr Gehör zu verschaffen und drücken dabei noch mächtiger auf die Tube.

Gerstern - das Training ist beendet. Die Kleinen folgen mir mit den Sportgeräten. Sie müssen im Geräteraum verstaut werden. Der schmale Gang drängt die Kinder eng zusammen und damit drängen sich auch ihre erhizten Gemüter auf engstem Raum.

Ein Kleiner sitzt auf einem Rollbrett - das auch in den Geräteraum gehört - an der Spitze der Warteschlage. Er war schon vor den anderen da und deshalb unbeteilig am Zusammenschluß zum Chor, der sich spontan zusammen gefunden hat, um das kreischfreudige Mädel zu ärgern. Was ein einzelner Junge nicht mehr schaffte, soll jetzt im Chor erreicht werden. "Ella -Popella" brüllt es nun im Chor, dem sich jetzt mehr und mehr Kinder anschließen.

Im engen Gang hallt der Chor, der auch von mir nur noch schwer zu übertönen ist. Doch das Mädel - ich habe sie unauffällig im Auge - bleibt hart, zeigt keine Reaktion. Der Chor wächst an der Stimmenzahl und wird mit jeden Takt lauter "Ella-Popella".

Doch die brüllenden Jungs ernten keinen Erfolg, Ella lächelt und hält ihren begehrten Kreischton zurück. Dann plötzlich springt der Kleine von seinem Rollbrett auf und gibt Ella erst einmal einen kräftigen Tritt an ihr Schienenbein. Jetzt - endlich kommt der Aufschrei, auf den alle so lange gewartet haben. Der kleine nhat vollbracht, was der Chor nicht geschafft hat.

Wie ein Kreisel wende ich mich Kleinen zu, halte ihm am seinen kleinen nackten Oberarm nieder, er kann zum zweiten Tritt nicht mehr ausholen. Jetzt brüllt mir eine Wut wie ein Grunzen entgegen und wehrt sich mit Gegendruck.

Wir kämpfen mit der Kraft seiner Wut "Warum hast du Ella getreten?" frage ich brüllend und erhalte als Antwort wieder ein Grunzen mit einem roten Gesicht, das von seiner - für mich unerklärbaren - plötzlichen Wut ausgeht.

Sein Oberarm ist dünn und zart und vom Gekröse seiner Neurodermities übersät. Ich lasse an Druck nach und der Kleine windet sich wie ein glatter Aal aus meinem Griff und verläßt unter Tränen die Szene und läßt mich mit einem Fragezeichen im Kopf zurück.

"Was war das? Warum hat der Kleine sich hart eingemischt, er war doch gar nicht am Chorgesang beteiligt"

Die Kinder versammeln sich umgezogen am Ausgang und warten auf ihre kleine Belohnung. Ich stehe am Ausgang mit einer Tüte Bonbon bereit und jedes Kind gräbt in der Tüte nach dem Leckersten.

Der Kleine kommt, ich biete ihm auch einen Bonbon an. Er lehnt ab und geht mit versteckten Tränen aus der Sporthalle. Er sieht innerlich verletzt aus.

Als es in der Halle ruhig wird, wirkt kleine Vorfall in meinem Kopf nach. In meiner Hand spüre ich noch das Kripeln vom Gekröse seiner Neurodermitis, da fällt es mir wie Schuppen von den Augen.

Der Kleine hat so eine "dünne Haut" das er sich vor keiner "Energie" schützen kann, die auf ihn einwirkt. Alles, was sich in seinem Umfeld abspielt, er kann sich davon nicht distanzieren, nimmt sie wie ein trockner Schwamm das Wasser auf in sich auf und wenn der Schwamm voll ist, spritzt es aus ihm unkontrolliert heraus.

Er kann nicht anders, er unterwirft sein Handeln dem Willen seines Umfeldes. Erklären kann er sein Handeln sich selber nicht und weiß auch deshalb auf die Frage "Warum" keine Antwort.

Was ihm bleibt ist die Flucht aus der Situation, die für ihn nur noch beklemmend wird.

LaWe

In den Wind geschrieben

hat Tränen aus dem Haus getrieben

alles muss raus

vermüllt bis zum...
Als braver Bürger trenne ich den Müll sorgsam, so wie...
Lange-Weile - 20. Aug, 13:27
Nostalgische Erinnerung
Als ich Federhalter, Feder sowie das kleine Tintenfass...
Lange-Weile - 14. Aug, 14:25
Für alle Sushi Friends
Beeindruckender Film, auf jeden Fall sehenswert. Hat...
sushi-friends - 11. Apr, 14:40
Hallo Lo.
..ja ich denke, er hätte sich gefreut, auch wenn mein...
Lange-Weile - 20. Aug, 08:50
Ein schöner Nachruf...
Ein schöner Nachruf...
Lo - 19. Aug, 12:46

Das Neuste von

Hallo ;-)

meine Randbemerkungen

Achja...
das wusste ich gar nicht. Diese Art feinsinnigen Humor...
abendGLUECK - 5. Mai, 09:48
wie makaber ;-) Bei...
wie makaber ;-) Bei uns wurde es ähnlich, aber anders...
abendGLUECK - 4. Mai, 08:13
Gegenmittel
Hallo Bo., gestern las ich über eine amerikanische...
abendGLUECK - 25. Apr, 11:03

Abendstimmung

Suche

 

Wer bist du?

Online seit 6739 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Albtraum
Alter Schwede
Betrachtung
Experiment
Fragen
Glücksliste
Kurzmitteilung
Musik
Nachklang
Rätsel
Spaß Ecke
Stadtbilder
Stöckchen
Tage im Fluss
Traumzeit
Witzecke
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren