Alterserscheinungen entwickeln sich .....nicht von selbst

Mit meinem Buch "Lebenskrisen als Entwicklungschancen" von Rüdiger Dahlke bin ich fast am Ende. Er beginnt bei der Geburt des Menschen und endet, wie kann es anders sein, über das Alter beim Tod des Menschen. Zwei unangenehme Themen, denen ich mich ungern widmen wollte. Also überlegte ich schon, ob ich das Buch vorzeitig zuschlage und für mich als beendet erkläre. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Doch entschloß ich mich, mich auch den unangenehmen Themen auseinander zu setzen. Und ? Es hat sich gelohnt, sich mit der Betrachtungsweise von Rüdiger Dahlke mit dem Alter - dem oder der Alten - auseinander zu setzen. Ich traf beim lesen seiner Beschreibung alte Bekannte, so, als hätte er gewußt, wer in meinem Umfeld lebte.

Rüdiger Dahlke lehnt sich dabei nicht an Vorbilder aus dem Leben, um über sie vielleicht her zu ziehen. Nein, er zählt den Archetypus Mensch auf und seine Betrachtungsweis ist ähnlich den Temperamenten zu verstehen. So gibt es nicht nur den reinen Choleliker, sondern dieses Temperament das herausragende seiner Persönlichkeit. In ihm steckt auch der Melankoliker oder Phlegmatiker.

Gestern arbeitet ich mich lesetechnisch durch das Alter. Es war spannend zu lesen, in welch ein Kautz Mensch sich im Alter verwandeln kann, wenn er sich zu sehr von seinem Selbst entfernt.

Die bekannten Archetypen Mensch sind

der alte Weise bzw. die alte Weise
Das sind zufriedene Menschen, die ihren Erfahrungschatz in Lebensweisheit umwandeln konnten. Sie haben in Laufe ihres Lebens alle Entwicklungsschritte nehmen können und stehen mit sich selbst auf einer Stufe.

Zu den alten Weise gehörte z.B der alte Narr, der in der Vergangenheit feingesponnen den König und seinem Hofstaat den Spiegel der Wahrheit vor das Gesicht halten durfte. Er hatte diese Narrenfreiheit, weil er in die Tiefe des Lebens schauen konnte.
Bemerkung von Dahlke: So ein Hofnarr würde heut dem Bundestag und den obersten Etage der Vorstände auch gut zu Gesicht stehen.

Doch wenn der Mensch nicht alle Entwicklungsschritte bewältigen konnte, dann spiegelt sich das auch in den Alten wieder.

Da gibt es z.B den Machtgeier
das Wort sagt es schon. Der Alte bzw. die Alte ist nicht in der Lage, die Macht aus der Hand zu geben.Obwohl den Zenit schon lange überschritten, bleiben sie verbissen an den Hebeln der Macht hängen.

Der schrullige,kautzige Alte ist der Entwicklung zum vollkommenen Narr stecken geblieben. Er hat sich eingesponnen und den Weg veroren.

Der alte Querulantund Nörgler eine wenige symphatische Figur des alten Narren, der alles weiß und zumeist nichts besser kann. Er ist chronisch unzufrieden. Er macht sich zum Narren in bitterstem Sinne.

Der Gleichmütige er nimmt die Dinge wie sie kommen - gerecht oder ungerecht - das ist für ihn nicht von Bedeutung.

Die gute Großmutter das sagt schon das Wort. Sie hat wieder zu ihrem Kind zurück gefunden.

Die dunkle Schwester der guten Grußmutter ist die alte Jungfer, das späte Mädchen, das immer noch auf ihren Prinzen wartet. Ein in die Jahre gekommenes Dornröschen, das resigniert hat.

Der gute Hirte das sagt schon das Wort. Er hat den religiösen Eiferer hinter sich gelassen und ist zum Weisheitslehrer geworden.

Der graue Alte geht gern als grauer Wolf durch das Leben geht, der von seiner Verbitterung zehrt.

Der alte Hagestolz ist unbeugsam. Er ist unversöhnlich und hart gegen sich selbst.

Dann ist da noch der alte Fuchs. Sein Persönlichkeitsbild wurde in der Krimiserie "Der Alte" , in dem er den Verbrechern das Fürchten lehrt, gezeigt.

Die alte Hexe oder bittere alte Jungfer. Sie sieht sich als Opfer der bösen Welt und wurde nun ihrer seits böse. Von eigener Bitterkeit vergiftet,verspritzt sie Gift.

Der alte Geizige ähnelt dem alten Machtgeier. Er will nicht wahr haben, dass er eines Tages all seinen Besitz auf Erden zurück lassen muß.

Der früher- war - alles - besser - Typ ist offensichtlich in alten Zeiten hängen geblieben und jammern vergangenen Zeiten und Chancen nach.

Das alte Waschweib wäscht die schmutzige Wächse anderer Menschen in aller Öffentlichkeit. Sie ist auch als alte Klatschbase bekannt. Über andere herziehen, als sich selbst zu entwickeln, dass ist ihr Muster.

Der alte Globetrotter kennt die Welt besser als sich selbst. Er weigert sich, alt zu werden, und hat das Ausziehen um das Fürchten zu lernen, zum Trip gemacht.

Der alte Clochard ist zum Strandgut des Lebens geworden und flüchtet vor dieser Erkenntnis in den Alkohol.

Der geile alte Bock ist das klägliche Überbleibsel des ewigen alten Jünglings, der keinen eleganten Ausweg oder Abgang aus dem Leben gefunden hat, aber auch nicht von seinem Muster lassen wollte.

Die fertig geliftete Dame ist das weibliche, ebensfalls mit dem Leben nicht fertig gewordene Pentand des geilen geilen Bocks.

Ohja - das war eine interrassente Auflistung der möglichen Erscheinungsbilder meiner Selbst im Alter.

Hier und da erkannte ich Tentenzen und Neigungen in mir selbst, die mich, würde ich sie hartnäckig verfolgen, genau auf einer dieser möglichen Punkte bringehn würde.

Wir Erwachse sagen den Kindern und Jugendlichen, wenn sie sich nicht an die Norm halten "Kind, was soll aus dir werden?"

Doch wenn ich mir die lange Liste der Erscheinungsbilder des Alters ansehe, sehe ich mich noch an der vielfachen Kreuzung stehen und mir die Frage stellen "Frau, was soll aus dir werden, wenn du eine Alte bist?"

Dann antworte ich mir erst einmal selbst

"Auf keinen Fall eine alte Hexe oder Jungfer. Nein, das auf keinen Fall."

Also entscheide ich mich für eine alte Weise. Das hört sich doch schon viel melodischer an.

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg, oder doch nicht???
LaWe

creature - 16. Sep, 15:26

die zeit vergeht schneller als einen lieb ist und eines stelle ich fest, weise alte gibts nicht viel!

Lange-Weile - 16. Sep, 20:59

Jugendwahn

Hallo Creature,

ja..es ist so. Den klassischen alten Weisen gibt es nur noch selten. Das iist dieser Menschenschlag um den sich die jungen Menschen gern versammeln.
Doch der Jugendwahn der Gesellschaft hinterläßt seine Spuren, denn alt zu sein ist in unserer Zeit gilt als wenig atrraktiv.

Auf der anderen Seite hat es sicher auch etwas mit den fehlenden Entwicklungsschritten zu tun, das heißt, der eine oder andere hängt seiner Jugend nach, ober zieht sich verbittert aus dem Leben zurück.

Den Machtgeier des Aters erleben wir heut noch im Könighaus von England. Königin Elisabeth ist nicht bereit, ihrem Sohn Prinz Charles das Zepter - auf das er sich schon seit 30 Jahren vorbereitet hat - in die Hand zu geben. Er geht als Dauerprinz in die Geschichte ein und seine Söhne haben niemals eine wirklich Oma gehabt. Denn dafür hat sie keine Zeit - sie hält ja noch das Zepter in der Hand.

Und ich hoffe nicht nur für mich, dass ich alle richtigen Ausgänge aus dem Leben finde, damit mein Leben in das Wesen der weisen Alten auch münden kann :-)

Dir noch einen schönen Sonntagabend
Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 5. Jul, 13:58

ich weiß nicht, ob man für sich einfach entscheiden kann, wie man mal wird - das hat auch mit den alterserkrankungen zu tun, gerade bei demenz.
sicher ist gut, wenn man immer in der gegenwart sieht, wer man ist, und wer man sein will, denn dann schafft man die besten voraussetzungen, seinen vorherrschenden charakteren auch im alter treu zu bleiben.
die angst vor tod und krankheit kann man sich nicht wegdenken. die gehört zum leben dazu. wir dürfen hoffen, dass wir einen sanften tod haben werden, und dass wir auf dem weg dorthin von krankheit und leid möglichst verschont bleiben. viele menschen wenden sich darum gott bzw. einer religion zu. oder sie nehmen einen fatalistischen standpunkt ein. es ist nicht einfach zu entscheiden, mit welcher lebenseinstellung man glücklicher ist, und welche lebenseinstellung zu einem passt; denn es geht um glauben ..., und wie sagt man so schön: glauben ist gut, kontrolle ist besser!
ich denke rational, aber konvers dazu fühle ich, dass es noch eine andere welt als die der logik, der ratio, der kausalitäten gibt. ungern lasse ich mich von einem vorgefertigten glauben befruchten - da hakt meine ratio ein: "warum denn gerade diesen glauben und nicht einen anderen", fragt sie mich. Ich entschied für mich, dass ich lieber für mich im nebel wandele, als irgendwelchen haltegriffen, die mir angeboten werden, zu vertrauen. ich werde einsam sterben. das weiß ich wohl. und es wird schwer. aber ich gehe diesen weg zuende, weil es der aufrichtigste ist.

Lange-Weile - 5. Jul, 14:31

Evolution

Hallo Bo.,

das war wirklich ein sehr alter Eintrag, doch ich erinnerte mich heute wieder daran.

Es ging darin nicht um rationale Entscheidungen, die einen Weg aufweisen. Es geht dabei um die Entwicklungen, die der Mensch nehmen muss, um zu einer Reife zu gelangen, die später sein Dasein im Alter prägt. Als junger Mensch durchlaufen wir Klassenstufen - von der 1. bis zur 10 oder 12 oder 13 und am Ende macht der Mensch eine Reifeprüfung.

Die klassischen Schulklassen verschwinden danach aus dem Leben des Erwachsenen, doch es bleibt nicht aus, dass er weitere Stufen erklommen werden müssen. Die Berufsausbildung wäre die nächste, aber auch menschlich gesehen gibt es viele Stufen.

Viele Naturvölker haben dafür Rituale eingeführt, die den Menschen Reifeprozess bewusst machen, so der Sprung kopfüber , die Beine sind an einer Liane festgebunden, in die Tiefe der Jungs. Wenn dieser mutigen Sprung gewagt haben, dann gehören sie fortan zu den Männern, die auch Waffen tragen dürfen und mit auf die Jagt müssen.

Wer diesen Sprung nicht wagt, kann z.B. nicht erwachsen werden ;-)

Ähnliche "Sprünge" müssen wir in unseren Leben immer wieder machen, damit wir die nächste Stufe unserer Entwicklung bzw. Reife erreichen können.

Bei uns ist es die Jungendweihe oder Konfirmation, dessen beabsichtigtes Ritual jedoch im Kommerz unter gegangen ist. Die Jugendlichen lassen sich trotzdem von den Lehren nicht sie`tzen, sie wollen lieber noch Kinder bleiben ;)

Man sagt hier zu Lande auch oft: "Der Mann muss ein Kind zeugen, einen Baum pflanzen und ein Haus bauen" Das klingt etwas hochtrabend, aber trifft es. Was die Evolution des Menschen betrifft, geht es nur weiter, wenn Nachkommen (Kind) gezeugt werden, die ein Dach (Sicherheit) über den Kopf (Haus) bekommen und ernährt (Baum) werden können.

Mehr braucht es nicht, um Mensch zu sein, wenn es um die Evolution geht. Alles, was wir uns als Menschen darüber hinaus schaffen und erhalten, ist Luxus. All die Bildung, die wir uns zusätzlich aneignen, ist Luxus im Sinne der Evolution. Wir brauchen weder Raketen noch TV´s oder Handys oder Gar Religionen um die Evolution weiter zu erhalten. Das alles entspringt unseren EGO..das mehr will, als nur da zu sein. Wir sind umgeben mit unserem Komfort schon fast lebensuntüchtig geworden, wie Hauskatzen, die ohne den Menschen nicht überlegen können. Nur einige wenige vielleicht, aber die meisten doch eher nicht.

Die Aufrichtigkeit entspringt auch den EGO mit seinem Intellekt, das sind in seinem Wesen gern von den anderen abgrenzen will, auf die Entwicklung des Menschen von Kind zum alten Menschen hat es nur so viel Einfluss, dass es in den Entwicklungsprozess eingreifen kann, vielleicht sogar dafür sorgt, dass ein Stillstand eintritt und man beendet sein Leben als alte Jungfer ;-)

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 5. Jul, 14:44

natürlich entwickeln wir uns im leben ständig weiter. manchmal entwickeln wir uns auch zurück. wir gewinnen und verlieren. wir gehen wege zielbewusst, aber manchmal scheitern wir mittendrin. es gibt meiner meinung nach keine patentlösung - schon gar nicht eine aufgeschriebene.
jeder muss das für sich individuell ausklabustern. jeder durchwandert alleine den irrgarten leben.
ich scheiße auf die evolution - entschuldige - sie brachte mich zwar hervor, aber ich schulde ihr nichts. ich muss keine kinder zeugen, wenn ich das nicht will. sowieso verschwinde ich auf meinem wohnort erde in der gaußschen glockenkurve. bei siebenmilliarden menschen sollten wir uns eigentlich nicht als menschen sorgen über die evolution bzw. über nachfahren machen. wären wir nur nicht so kulturell engstirnig und nationalistisch ...
ich muss auch keinen baum pflanzen und kein haus bauen. obwohl, ein baum wäre ganz okay. aber häuser und wohnraum gibt es doch genug! der mensch verbaut gerade den gesamten planeten!

meine aufrichtigkeit kann gar nicht vom ego losgelöst sein. wie denn? niemals kann ich mit sicherheit sagen, ob mein weg der richtige ist.
es spricht allerdings einiges dafür.

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