Magie des Alters

“Da wirst aber ganz schön alt aussehen” sagt man, wenn man vorrausschauend den schwachen Moment eines Menschen bildhaft darstellen will. “Alt aussehen”, was sich nicht nur im Gesicht widerspiegelt, sondern auch  in der Gebrechlichkeit.

“Alt aussehen” wie das klingt..fast wie “Lebra” oder so. Zumindest werden die Alten in der Wirtschaft so behandelt. Sie werden von der Wirtschaft eines Tages als verbraucht ausgespuckt und auf die einsame Insel der “alt Menschen” ausgesetzt. Nur wenigen gelingt es, diesen Weg zurück zu finden.

“Alt aussehen”…wer will das schon. Und da steigt wieder die Wirtschaft ein und bietet massenhaft teure Crem´s an. die ein Falten freies Gesicht versprechen. Man nennt sie magische Creme.”Träumen sie auch von einer magischen Creme?” wird im Werbespot gefragt. “Eine Creme, die sie jünger aussehen lässt, eine Creme, die ihre Falten verschwinden lässt, eine Creme, die nicht zu teuer ist?” war die magische Frage. Welche Frau würde da nein sagen? Klar..sie will faltenfrei alt werden und dass möglichst preiswert. Der Glaube, das es funktioniert, lässt den Blick verklären und man sieht sich wieder in jugendlicher Frische.

“Sie sehen ja viel jünger aus” ist ein beliebter Satz, der wie Öl runter geht. Und dann wird man 2 oder 3 Jahre jünger geschätzt, wie es tatsächliche Alter. “Gut gehalten” ein Schulterklopfen für die mit dem Alter ringenden Seele. In 2 oder 3 Jahren wird man immer noch jünger geschätzt und trifft die scheinbare Altersangabe der Realen Alter vor 2 oder 3 Jahren. Im Grunde nix gewonnen, nur vorweg geschoben und nachgezogen.

Wir wollen alle alt werden aber nicht alt aussehen. Ich auch nicht..da mache ich keine Ausnahme und wenn ich morgens verschlafen in den Spiegel schaue, dann besser nur bei Dämmerlicht. So lässt es sich aushalten, die Veränderung des einmal so jugendlichen Aussehens. Alles ist vergänglich..auch die Definition von Alt?

In 30 Jahren, so schätzt man, werden die Menschen in 2 große Klassen geteilt. Der Schnitt die Altersklasse 50 Jahre. Dann wird die Anzahl der über 50ig Jährigen genau so hoch sein, wie die Anzahl der unter 50ig Jährigen. Die Gesellschaft wird älter, weil die Menschen älter und weniger Menschen geboren werden.

Die Bezeichnung als Senior wird im Sport schon für die 40ig Jährigen angewendet. Dann bin ich jetzt schon eine “Superseniorin”

Doch die Frage bleibt grundsätzlich für mich noch nicht beantwortet.

Wann ist der Mensch wirklich alt?

Wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hat und sich alt fühlt ? Wenn er alt aussieht? Oder wenn er am Leben nicht mehr wirklich Teil haben kann und  in seiner Wohnung auf den Tod wartet, weil es nichts mehr gibt, was er noch erleben möchte? Ahnungsloses Smiley

LaWe

nömix - 21. Mai, 12:26

»Alt ist man dann, wenn man an der Vergangenheit
mehr Freude hat als an der Zukunft.«
(John Knittel)

Lange-Weile - 21. Mai, 12:38

Input

Hallo Nömix,

oh..das ist ja schön gesagt. Also sollte man sich immer noch Input im Leben leisten, damit die Gegenwart im Mittelpunkt des Lebens bleibt.
LG LaWe
bonanzaMARGOT - 21. Mai, 13:41

ja, das kann ein kriterium sein, nömix. schönes zitat.
es gibt in meinen augen aber auch junge menschen, die schon verflixt alt wirken - und das nicht, weil sie mehr an der vergangenheit als an der zukunft freude haben, sondern weil sie kaum eigene geistige initiative entwickeln.
bonanzaMARGOT - 21. Mai, 13:28

selbst die meisten bewohner im altenheim sagen:"alt sein ist nicht schön". das sagen sie, nicht weil sie häßlich geworden sind, sondern weil schon der einfache tagesablauf, - weil die einfachsten täglichen verrichtungen zur qual werden, - weil sie abhängig von hilfe werden (die sie sich nicht aussuchen können), - weil sie eingeschränkt auf einen kleinen lebensraum dahinvegetieren müssen, - weil sie angst vor dem nahenden tod haben (obwohl sie ihn sich oft herbeiwünschen).
ich finde alte menschen nicht unbedingt häßlich. aber sie sind halt nicht mehr sexy. jedenfalls in meinen augen, da ich (noch) etwas jünger bin.
wenn eines tages durch die demografische entwicklung in unserer mitteleuropäischen gesellschaft ca. zwei drittel der menschen über sechzig sein werden, wird sich auch das gesellschaftliche bild der attraktivität eines menschen hin zum alter verschieben.
ich finde es in jedem alter gut, wenn menschen auf ein gepflegtes äußeres achten. den jugendwahn gab es schon immer. nur hat man heute eben sehr viele medizinische und kosmetische möglichkeiten, diesem wahn nahrung zu geben. und da dahinter eine ganze industrie steckt, wird natürlich eifrig damit geworben.
letztlich ist es eine frage des geldbeutels und des selbstbewusstseins, ob man sich auf eine solch künstliche und rein äußerliche verjüngung einläßt. es gibt menschen, die sich das viel kosten lassen ...

nun werde auch ich alt. ich werde mich damit auseinandersetzen müssen. geistig und seelisch. ich halte lieber den schmerz des älterwerdens aus, als dass ich mich unters messer lege. dieses hinausgeschiebe ist mir zuwider. die politik macht es genauso ... das hinausgeschiebe wurde zum gesellschaftlichen usus.
wir verleugnen die wahrheiten und flüchten uns in scheinwelten. aber können die wirklich glücklich machen? ich bezweifle das.

Lange-Weile - 21. Mai, 15:44

in Würde verfallen

Hallo Bo.,

es gibt bei Wordpress einen Blog, der nennt sich "Alt werden ist nix für Weicheier" - ich würde sagen, treffend gesagt. Das ist wirklich nichts für Weicheier.



Der Verfall beginnt jeden Tag ein bisschen früher .. harter Tobak- auch in der Technoszene wird das Thema behandelt.

Ich glaube, das das Altern zu einem Problem geworden, weil der Jungendwahn sich verstärkt hat. Die Wirtschaft kann einen jungen Menschen besser ausbeuten, weil er leistungsfähiger und oft noch unkritischer ist und alle Energie in seinen Job steckt.

Anders in anderen Kulturen, in denen das Alter einen Ehrenplatz bekommt. Der Mensch ist weise geworden und kann seinen jüngeren Menschen in Leben eine Orientierung geben.

Andere Kulturen besuchen auch regelmäßig ihre Ahnen an einer ausgesuchten Stätte und sehen darin die Wurzeln ihres Dasein´s.

Nur in der sogenannten zivilisierten Welt versucht man die Alten, das Alter zu verdrängen. Aber auch wir müssen schlussendlich ins Gras beißen.

Ich frage mich, warum manche Menschen altersbedingt schon so zeitig verfallen und zu einem Pflegefall werden. In meiner Familie musste ich mich damit nicht auseinander setzen, weil niemand von meinen Ahnen so hinfällig war, das er gepflegt werden musste. Aber auf der anderen Seite lebten wir örtlich so nah beieinander, dass niemand von den alten wirklich allein war. Ständig schaute jemand bei ihnen rein. Die Kinder, die Enkelkinder und die Urenkel. Sie blieben bis zum letzten Tag mit ihren Familien verbunden.

Deshalb denke ich, dass der Pflegebedarf heut auch deshalb so hoch ist, weil die Familien arbeitsbedingt weit im Land zerstreut sind und so die Nähe der Familienangehörigen nicht mehr umsetzbar ist.

LG LaWe

bonanzaMARGOT - 21. Mai, 16:11

auch weicheier werden oder müssen alt werden.
den jugendwahn mache ich nicht dafür verantwortlich, dass das alter derart negativ gesehen wird. die jungen leute werden doch immer bekloppter. nein. das alter ist einfach ein scheißdreck. nur in seltenen fällen bewahren alte menschen eine positive lebenseinstellung - bedingt durch wohlstand und/oder einem genbedingten positivismus, bzw. einer gehirnwäsche durch religion und weltanschauung.
die jungen menschen wollen jung bleiben. auf ewig. natürlich bleiben sie das nicht. ich erinnere mich noch gut an meine eigene jugend, als für viele meiner altersgenossen das thema alter und tod tabu war. und wenn ich damit anfing, winkten sie ab ...

leider wollen viele alte den lauf des lebens auch nicht kapieren/akzeptieren.
sie bewahren sich die debilität der jugend. (ich meine damit jetzt nicht, dass alle junge menschen debil sind. die alten, die es besser wissen sollten, sind viel bescheuerter ... (ich meine aber jetzt nicht, dass ich alle alte menschen für bescheuert halte).)
gut, das wäre also geklärt.

wir müssen uns damit abfinden, dass die familie nicht mehr denselben stelllenwert hat wie vor zig jahren. die gesellschaft verändert sich ständig.
es geht darum, dass die gesellschaft übergeordnet zu einer art familie wird.
wir müssen die schäfchen einsammeln, die entliefen. und wir müssen uns um sie sorgen - ganz egal welche lebensumstände sie in die einsamkeit oder hilfsbedürftigkeit trieben. wir müssen uns entscheiden, ob wir die menschlichkeit für eine zukünftige (globale) gesellschaft anstreben, oder ob wir uns in der zukunft von willlkür, barbarei und arschloch-diktatoren beherrschen lassen. dazu zähle ich auch die kapitalisten-arschlöcher.

das alter ist eine normale sache - falls man überhaupt alt wird. das sage ich als altenpfleger. schön reden tu ich das alter nicht, weil es nicht schön ist. aber ... jeder muss sich am besten schon vorher klar machen, dass das leben nunmal eine einbahnstrasse ist. "exit only".
etwas schwarzer humor tut dabei ganz gut.

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