Überraschungseier
Mein diesjähriges Osterfest steht ganz im Zeichen der Überraschungseier. Nein, dass sind nicht die, die man im Supermarkt für 59 Cent kaufen kann, obwohl sie, was den Inhalt betrifft, auf jeden Fall wie die bekannten Eier eine Überraschung bereit halten.
Aber der Reihe nach. Weil zur Zeit meine Telefonleitung wegen fehlerhafter Umstellung meines Anbieters schon seit fast 2 Wochen tot ist, reichen wir uns das Hany mit dem billigsten Tarif zu. Erst heut morgen verlangte ich das Telefon von Sohnimann wieder zurück, was ich ihm gestern abend gab. "Ich hab´s nicht, du mußt es haben!" antwortet er. "Das kann nicht sein, du hast es" entgegne ich.
Wir sind zum Osteressen eingeladen und können uns mit dem Handy nicht lange aufhalten. Obwohl - es rumort im meinem Magen, dass das Handy so plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Auf dem Weg zum Osteressen lenke ich mich vom Thema Handy ab und mache ein krasses Foto vom Frühling und Winter.
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Von Ostern |
Schön, wie durch das zarte Grün die Sonne auf den schneebedeckten Boden vordringt. Ein Osterspaziergang im Schnee, ich fühle mich ein wenig besänftigt. Doch es rumort weiter, weil mein Handy so plötzlich von der Bildfläche verschwunden ist.
Wir kommen an, bei Oma, die uns zu einem Ostermittagessen eingeladen hat. Leider etwas spät, weil die Handysuche uns aufgehalten hat, doch nicht zu spät, Oma ist nicht böse.
Oma ist Asthmatikerin und hat heut mehr als sonst mit der Luft zu kämpfen. Die Atemnot macht ihr zu schaffen, doch sie kennt das schon, wir kennen das schon und jeder von uns weiß, dass wir nicht helfen können, wenn es schlimmer wird. Es geht, das sieht nicht gut aus, vielleicht geht es aber doch und ist nur eine vorübergehende Krise. Doch Oma wird unruhiger, versorgt sich mit Spray, beugt sich nach vorn, beugt sich nach hinten, läuft umher oder stellt sich lehnend an den Stuhl. Ich sehe skeptisch zu, kann nicht beurteilen, wie fortgeschritten des Asthmaanfall ist.
"Nein, es bringt nichts, ich muß den Notarzt rufen" sagt Oma zwischen Mittags- und Kaffeetisch und außer Atem entschlossen und drückt den Notknopf, den sie ständig bei sich hat. Ich bin erleichtert, dass sie diese Entscheidung gefällt hat, denn in der Vergangenheit hat sie viel zu lange damit gewartet.
Der Rettungsdienst kommt und versorgt Oma mit einer krampflösenden Spritze. Die Überlegung, ob in die Klinik, oder nicht, entscheidet Oma. "Nein, es geht schon wieder, ich möchte nicht in die Klinik" Als es Oma etwas besser geht und die Werte wieder stimmen, verabschiedet sich der Rettungsdienst noch mit den Hinweis: "Aber wenn es nicht geht, dann rufen sie noch mal den Rettungsdienst!"
Doch Oma erholt sich wieder und es reicht sogar noch für das geplante Kaffeekränzchen. Ich nutze die Zeit umd mache ein paar Fotos von Oma´s Osterdeko auf dem Balkon. Sie steht noch im Schnee und das Blumenwasser ist vereist.
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Von Ostern |
Nach dem gemeinsamen Kaffee geht es mit Oma zum Glück weiter aufwärts und wir - Sohnimann und ich - verabschieden uns.
Kaum sind wir vor der Tür und ein paar Meter von Omas Wohnung entfernt, leitet mein Sohn ein Gespräch mit großen Worten ein. Mir schwant nichts gutes. "Ja, ich wollte dir das vorhin nicht sagen, sonst hättest du dich aufgeregt" beginnt er mit dem Gespräch. Und mit "Aber reg dich jetzt nicht auf" setzt der das eingeleitete Gespräch fort und erzählt mir, dass er gestern Nacht wenige Meter vor unsere Haustür von zwei Besoffenen überfallen und zusammengeschlagen wurde. Bei der Gelegenheit haben sie ihm das Handy abgenommen. "Ich wollte noch weglaufen, hab es aber nicht mehr geschafft. Zum Glück hatte ich ein paar Bier getrunken und bin gleich hingefallen. Sie haben noch einmal nach meinem Kopf getreten, doch mich zum Glück nicht verletzt."
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Von Ostern |
Ich bin sprachlos und entsetzt, dass es meinen Sohn so getroffen hab. Erst letzten Sonntag mußte ich einen Notarzt für ihn rufen, weil er einen Epileptischen Anfall im Bad hatte, und mit fast 1,90 m Körpergröße zwischen Waschbecken und Klo, voller Blut und zuckend vor mir lag. Mit diesem Schreck noch in den Knochen kommt heut der Bericht von Überfall und gestohlendem Handy dazu.
Ich reagiere wie unter Schock und sage nur: "Das Handy, das Handy, das Handy", verstehe mich selber nicht, warum ich nur ans Handy und nicht an den verletzten - zum Glück nicht körperlich - Sohn denke. Ich mache Vorwürfe: "Was wolltest du so spät noch auf den Straße" oder "Warum kommst du nicht mit zum Kampfsport!" meine Vorwürfe wollen kein Ende nehmen. Ich treibe meine Sohn fast an die Tränen. Zum Glück kriege ich mich wieder ein und finde wieder zu mir zurück. "Jo.. ich bin verletzt, weil Fremde dich zusammengeschlagen und bestohlen haben. Ich möchte die Typen selber kurz und klein schlagen und reagiere mich nur übers gestohlende Handy ab" . Wir finden wieder zusammen und Sohnimann verspricht mir, ab nächste Woche wieder mit mir zum Kampfsport - Aikido - zu gehen.
Nachdem ich mich wieder entspannt habe, sehe ich, dass meine Schwester mich mehrmals auf mein anderes Handy erreichen wollte. Dann muß es dringend sein. "Kannst du nicht einmal meine Sohn anrufen ?" bittet sie mich. "Warum, was ist denn passiert?" frage ich zurück. "Seine Freundin ist heut ausgezogen. Gestern war noch alles Friede Feuer Eierkuchen, heut ist alles zu Ende". Ich weiß, dass mein Neffe an diesem Mädel mit ganzen Herzen hing und nun sehe ich ihn in ein großes Loch stürzen.
Damit haben sich für mich heut mehr als genug Überraschungseier geöffnet und doch muß ich jedes Ei mir einverleiben und verdauen.
ruhiger Fluß
ja..an dem Tag sah alles ganz bunt aus. Zum Glück hat sich aller wieder eingerenkt und die Tage fließen wieder ruhig dahin.
Dir noch ein schönen Wochenende
Gruß LaWe