Ausbruch mit Einbrüche (3)

Mir bleibt fast der Mund offen stehen, als ich von der zugespitzten Situation erfahre und sehe das erste mal eine erste Gefahr für ernsthafte Eskalation, der mein Sohn nicht gewachsen ist.

Doch wie sage ich es der Oma, die auf Wahrheiten und dem Blick auf die eigenen Ängste mit einem Asthma-Anfall reagiert.......

....und doch muß ich das Gespräch führen. Das Enkelkind ist mit der Situation überfordert und sucht nach Distanz. "Noch nie hab ich solch eine Wut gespürt" sagt er mir aufgeregt. "Sogar meine Kumpels hab ich angeranzt und ihnen am liebsten bei jeden Wort eins auf die Nase gegeben".

Ich sah, mein Sohn wure von einer Tonne Wut überrollt, die ihn selbst überraschte und nicht mehr zu kontrollieren war, würde er an den Ort des Konflikts zurück kehren.

Der Oma war ihre eigene Wut über die Veränderung ihres Enkelkindes nicht bewußt "Das war doch nur ein leichtes Streicheln seiner Wange" antwortete sie mir auf meine Frage, was geschehen war. Das Gespräch, wie so viele andere Gespräche zuvor, verlief im selben Schema. Mit großen Aufwand schildere ich bildhaft die Entwicklungsstufe eines 16 jährigen und Oma hört zu. Bestätigt hier und da mal einen Satz und dann wieder Schweigen. Ich bin voller Hoffnung - jetzt hat Oma verstanden, verstanden, dass ihr Enkelkind sich auf den Weg ins Erwachsensein machen muß und wir Frauen - Mutter und Oma - im Wege stehen. Er muß zu seinen Kumpels und sich anschauen, wie sie sich so durch das Leben schlagen. Und wenn uns die Kumpel nicht gefallen, dann ist es unsere Sache. Wir mischen uns da nicht ein, ohne Kommentrund ohne Wertung. Er braucht Erfahrungen, damit sich seine Unterscheidungsfähigkeit für Freund und Feind schärfen kann. Jetzt noch ist die Zeit seines Lernens und wenn er scheitert, sind wir mit auffangen an der Reihe. Auffangen ohne den Vorwurf "Hättest du nur auf mich gehört..."

Oma hört schweigend zu und sagt nichts. Dann sagt sie doch etwas und beschließt unser klärenden Gespräch mit den Worten "Ja, aber laß den Jungen nicht fallen". Der Satz war gering in der Lautstärke, denn ihr Asthma ist immer dabei, doch bei mir kam er wie ein Donnerschlag an. Wieder einmal hab ich in den Wind geredet und die Situation nicht entschärfen können. Oma erkennt nur ihre Maßstäbe, kann mit anderen nicht messen um sich von Stand der Dinge ein Bild zu machen. In Mutters Händen verkommt ihr Enkelkind und mahnende Sätze wie "Es geht doch um das Kind" sollen mich zu Umkehr zwingen.

Der kaukasische Kreidekreis bleibt weiter zwischen Mutter um Oma unsichtbar bestehen und das Enkelkind in der Mitte. Ich erinnere mich an einen Satz seines Vater "Laß dir von meiner Mutter nicht alles aus der Hand nehmen" Doch erkannte damals den Sinn der Aussage nicht. Ich sah, daß Enkelkind ging gern zu Oma. Da gab es immer was zu naschen und der Lieblingskuchen stand immer auf dem Kaffeetisch.

Jetzt, Jahre später klang der Satz in meinen Ohren wie ein lautstarkes Echo. Oder sprach der Vater zu uns aus dem Jenseits? Die Spannung steigt weiter an. Das Enkelkind will nicht mehr zu Oma und ich kann es nicht mehr verantworten.

Hamburg-011Er ist zu jung um in die Lücke für den verstorbenen Vater zu springen, auch wenn er seinem Vater wie aus den Gesicht geschnitten ähnlich sieht und in seiner Körpersprache wie sein Vater ist.

Er ist zu jung und unerfahren, um sich mit Oma´s Ängsten vor den Verlassenwerden und Alleinsein auseinander zu setzten.

Sein Leben ist jetzt seinen Freunden und seinem Spaß gewidmet. Das ist die freie Welt eines 16 jährigen, dort gehört hin.

Er soll frei von den Ängsten der Erwachsenen - sie zu bewältigen steht nur in ihrer Macht.

Seine eigenen Ängste werden ihn eines Tages auch anspringen und sie zu bewältigen steht nur in seiner Macht.

Der Weg für meinen Sohn ins Leben soll frei sein - frei von dem schlechten Gewissen, dass er hat seine Oma sitzen lassen.

Doch Oma leidet sehr unter dem Entzug von ihrem Enkelkind, doch diesen zu bewältigen liegt nur in ihrer Macht..........

LaWe
Eschenfee - 29. Aug, 22:07

Ich wünsche Dir viel Kraft für das Gespräch mit der Oma. Er ist jung und unerfahren, Dein Sohn - das stimmt schon, aber er hat jetzt die Chance an und mit euch zu lernen, wie man mit Ängsten umgehen und Lösungen dafür finden kann ... Lieben Gruss :o))

Lange-Weile - 30. Aug, 12:51

Gehen und Kommen

Hallo Eschenfee,

danke für dein treues Lesen.
Ja, mein Sohn erfährt jetzt sehr viel über Ängste. Er hat sie auch selber gespürt, denn die Angst seiner Oma hat sich auf ihn übertragen. Er wird mit all dem konfrontiert, was auch sein Vater in seinem Alter durchlebte.

Lösungen sind zu finden, wenn die Selbstreflektion funktioniert. Dann lassen sich auch eigene Verhaltensmuster erkennen, die unbewußte Morive haben.

Ich kenne Oma´s Fähigkeit loszulassen. Sie steht fast auf null und daraus entwickelt sich der Hang zum Klammern und die Konflikte, die zu tiefen Gräben führen.

Doch das Leben nimmmt, woran der Mensch sich am hefitgsten klammert, oder es bringt zurück, was ich los lassen kann. D.h läßt OMa ihr Enkelkind ziehen, wird er sie auch wieder besuchen. Das ist die Aufgabe, die Oma jetzt lernt.

Gruß LaWe
Sturmkrähe - 30. Aug, 09:33

...da ist ja eine Menge passiert bei Dir...
ich weiß, dieser Weg ist sehr schwer und steinig, Dein Sohn macht ähnliches durch wie ich mit meiner Mutter damals...die immer dachte sie könnte ohne mich nicht sein, die aus mir das machen wollte was sie nie war und immer das Gefühl hatte für mich Sorge tragen zu müssen...ich hab mich sehr schmerzhaft aus ihren - von ihrem Standpunkt aus liebenden - Armen befreit und nach langer Funkstille (in der ich sehr hart mit meinem Gewissen gekämpft habe und oft das Gefühl hatte sie im Stich gelassen zu haben) haben wir wieder zueinander gefunden, weil sie gelernt hat mich gehen zu lassen damit ich bleibe und ich mich dadurch wieder ihr öffnen konnte...

Ich wünsche Deinem Sohn, Dir und Eurer Oma dass ihr einen Weg findet mit dem alle glücklich sind, auch wenn ich weiß dass es sehr kompliziert ist, weil die Erwachsenen ein bisschen loslassen und zurücktreten müssen...

alles Liebe,
Sturmkrähe

Lange-Weile - 30. Aug, 13:01

Schablonen

Hallo Sturmkrähe,

das schlechte Gewissen kann wirklich zu einer kurzen Leine werden. Zum Glück hast du sie lösen können und damit den Weg für Mutter und Kind wieder frei machen können.

Deine Schilderung läßt sich schablonehaft auf das meines Sohnes und auf das seines Vaters legen.
Er schaffte den Absprung von seiner Mutter damals nicht und darunter litt er bis zum Schluß. Er wollte, das Mutter sein Leben absegnete, zu ihm sagte : "Ich bin mit dem was du machst einverstanden". Doch das erhielt er von ihr nie und sie bliebt er bis zum Schluß von seiner Mutter abhängig und war in dem Konflikt so stark hineingewachsen, dass es sein Leben bald ausfüllte.

Der Haltemechanismus, der bei seinem Vater gelang. sollte nach seine Tod auf seinen Sohn übergehen und daraus entwickelte sich dieser kaukasische Kreidekreis.

Aber wir sind auf dem Weg der Besserung und das Ziel ist die erneuerte Beziehung, die du in deinem Leben verwirklichen konntest ;-)

Gruß LaWe

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