Neigung

Wieder schwirrten die Kinder in die Halle. Anfangs läuft alles ganz ruhig und ausgeglichen. Doch mitdder ersten Erwärmung erhitzt sich nicht nur der Körperkern, sondern auch die Gemüter. Einige Kinder tragen verborgene Aggressionen in sich und diese schwabben dann unkontrolliert mit der Erwärmung über.

Da wird hier mal mit dem Fuß getreten oder den anderen mal heimlich angestoßen. Dann trudeln Beschwerden über Beschwerden bei den Trainern ein. Viel zu regulieren gibt es nicht, denn jeder hat sein Teil beigetragen.

Die Aufwärmung ist vorbei und Hochsprung ist schon im Gange. Die Kinder sitzen auf zwei Bänken und rutschen nach, wenn einer zum Hochspung geht und anschließend setzt sich das letzte Kind wieder an das Ende der Bankreihe.

Seit ein paar Tagen hat sich ein zartes Kind aus dem betreuten Wohnen zu unserer Sportgruppe gesellt. Es macht ihm Spaß und die ersten Hemmungen des Neuankömmlings sind gefallen und jetzt will er mitmischen, wie die anderen.

Als ich an das Ende der Bank schaue, sehe ich, wie der Zarte mit Anlauf die Kinder auf der Bank zusammenschiebt. Es sah so aus, als ob ein fahrendes Auto auf eine Reihe von parkende Autos rast. Die vorderen KInder fallen mit den Köpfen nach vorn und stoßen sich fast die Stirn an der Bank, auf der sie sitzen.

"HEEEEEEE" rufe ich ganz laut "WAS MACHST DU DAAAAA" dröhnt es dem Zarten vor mir entgegen.

Erschrocken hält der Zarte inne und rührt sich nicht mehr. Er steht wie zu eine Säule erstarrt vor und neigt den Kopf dabei ganz langsam ganz nach links. Es kommt kein Ton mehr aus ihm heraus und eine heftige Atmung, die ich undeutlich wahrnehme. "Oh mein Gott" denke ich, "was für ein armes Würstchen ? Was habe ich jetzt bei ihm nur ausgelöst.

Ich lege eine Hand auf die Mitte der Brust und die zweit e Hand auf den Rücken gegenüber und bitte ihn. seine Atmung tief und ruhiger zu machen. Es läßt sich auf meine Anweisungen ein und der Atem wird wieder ruhiger. Während dessen hebt sich ganz langsam der Kopf wieder aus der seitlichen linken Neigung.

"Oh mein Gott" denke ich "was ist auf den Kleinen nur schon niedergeprasselt, das er reflektorisch seinen Kopf neigt.

Lautlos stehen wir uns gegenüber. Kein Wort kommt über seine Lippen,als ich ihn anspreche.

Doch dann, angsam schwindet auch die Blässe aus seinem Gesicht und seine Starre löst sich auf.

"Ich habe Durst" sagt er. Wir gehen zu meiner Trinkflasche, er hat keine dabei. Ich spendiere ihm mein Wasser. Während desssen erkläre ich ihm, warum ich ihn laut daran hindern wollte, die Kinder weiter auf der Bank zusammen zu schieben.

Aber er mich verstanden hat, das weiß ich nicht.

Die nächste Sportstunde wird es zeigen


LaWe

Trackback URL:
https://langeweile.twoday.net/stories/1770850/modTrackback

In den Wind geschrieben

hat Tränen aus dem Haus getrieben

alles muss raus

Test
Test und das war es auch schon
Lange-Weile - 16. Aug, 14:56
vermüllt bis zum...
Als braver Bürger trenne ich den Müll sorgsam, so wie...
Lange-Weile - 20. Aug, 13:27
Nostalgische Erinnerung
Als ich Federhalter, Feder sowie das kleine Tintenfass...
Lange-Weile - 14. Aug, 14:25
Für alle Sushi Friends
Beeindruckender Film, auf jeden Fall sehenswert. Hat...
sushi-friends - 11. Apr, 14:40
Hallo Lo.
..ja ich denke, er hätte sich gefreut, auch wenn mein...
Lange-Weile - 20. Aug, 08:50

Das Neuste von

Hallo ;-)

meine Randbemerkungen

Achja...
das wusste ich gar nicht. Diese Art feinsinnigen Humor...
abendGLUECK - 5. Mai, 09:48
wie makaber ;-) Bei...
wie makaber ;-) Bei uns wurde es ähnlich, aber anders...
abendGLUECK - 4. Mai, 08:13
Gegenmittel
Hallo Bo., gestern las ich über eine amerikanische...
abendGLUECK - 25. Apr, 11:03

Abendstimmung

Suche

 

Wer bist du?

Online seit 7074 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Aug, 14:56

Albtraum
Alter Schwede
Betrachtung
Experiment
Fragen
Glücksliste
Kurzmitteilung
Musik
Nachklang
Rätsel
Spaß Ecke
Stadtbilder
Stöckchen
Tage im Fluss
Traumzeit
Witzecke
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren