für immer verlassen
"Das ist mit K. letzten Sommer ja auch schnell gegangen” Ich traf nach ewigen Zeiten zufällig eine Bekannte auf der Straße. Wir hatten uns ein gutes Jahr nicht mehr gesehen. Und wie das so ist, bringt man sich auf die Schnelle über die Ereignissen der vergangen Zeit auf den Laufenden.
Ich erzählte vom dem fatalen Treppensturz meine Sohnes, den es nach 9 Wochen Reha erst wieder nach Hause brachte und am kommenden Montag zu seinem Arbeitsplatz bringen würde. Und meine Bekannte brachte mich über K. auf dem laufenden. Sie kennt K. vom Line-Dance und ich kenne K. seit 30 Jahren. K. wohnt im Nachbarhaus und war der Mann einer früheren Kollegin. Wenn K. und ich uns vorm Haus trafen, gingen wir nie an einander vorbei, ohne ein paar Worte zu wechseln. Wir hatten eines gemeinsam. Wir zogen mit unseren Familien in den damals grade fertig gestellten Wohnblock ein, der zum Teil noch Baustelle war. 30 Jahre teilten wir den selben Ausblick aus unseren Wohnungen
Fast alle Mieter von damals suchten schon das Weite. Neubaublöcke waren zu DDR Zeiten noch beliebt, nach der Wende versuchten sehr viele wieder in die Innenstadt zu komme. Nur K.und ich gehörten noch zu “Erstausstattung”. Wir hatten also eine gemeinsame 30 jährige Geschichte.
Auch wenn ich K. nicht persönlich vor dem Haus traf, ich wusste, wann er zu Hause war und wann nicht. Der fuhr seit einer gefühlten Ewigkeit den orange farbenen Transporter names “…Sonnenschein” , wie auf dem Foto zu sehen ist. K. brachte damit behinderte Kinder von A nach B.
Doch was geschah mit K.. Was ging im letzten Jahr mit ihm so schnell? Ich ahnte nichts gutes.”Du willst doch nicht etwa sagen…"? , Was ich ahnte aber nicht zu glauben wagte und schon gar nicht aussprechen, Sie bestätige mir. “Ja. es stimmt. K. ist letztes Jahr überraschend verstorben. Von jetzt auf Gleich, sozusagen” Das war wirklich eine Schreckensnachricht für mich, denn K. war ne ganze Ecke jünger als ich. Und das Schlimme für mich war, ich hatte es nicht bemerkt. Denn erst just in dem Moment, als ich von seinem Tod erfuhr, fiel mir auf, dass ich K. nicht mehr gesehen und schon gar nicht mehr gesprochen hatte und das der orangene Transporter auch nicht mehr auf dem gewohnten Platz stand. Mit einem mal begriff ich, K. war tot, . K. wahr schon vor einem Jahr gegangen. Das kann doch nicht wahr sein, aber es war so. Grade vor ein paar Tagen hatte ich Sohnemann mit einem Schmunzeln erzählt, wie K. sich eine Freundin nach der anderen aus dem Internet geholt hatte.
Weil ich K. schon so lange kannte, wusste ich auch einiges aus seinem Privatleben. Es war nicht einfach. Als ich seiner gedachte, fiel mir auf, das er im Grunde ein verlassenes Kind und später ein verlassener Mann war. Erst verließ der Vater die Familie, damals war er noch ein Kind.. Darauf hin stürzte die Mutter sich in Alkohol, vom dem sie Zeit ihres Lebens nie wieder weg kommen sollte. Nach seiner Familiengründung, aus dem 2 Kinder hervor gegangen sind, verließ seine Frau ihn. Kurze Zeit später brach seine geliebte Tochter den Kontakt mit ihm ab und verweigerte damit auch den Kontakt mit dem Enkelkind.
Seither bemühte K. sich um eine Partnerin, was im Internetzeitalter dem Single gar nicht mehr so schwierig ist, Datingportale gibt es ja genug und so sah ich K. immer mal wieder mit einer “Neuen” im Arm, sie wechselten aber immer. Die letzte Frau, von der er mir erzählte, war alkoholabhängig und K. glaubte, sie vor dem Untergang retten zu können. Und K. erzählte mir, wie traurig er war, weil seine geliebte Tochter eine Großmutter “mietete”, die auf ihr Baby aufpassen sollte. K. erfuhr darüber über das lokale Fernsehen. Damals startete man ein Projekt in der Stadt, bei dem Omas oder Opas auch sich um Kleinkinder kümmern würden, wenn die Jungeltern keine Zeit hatten. K. tat mir unendlich leid. Er war wirklich von allen verlassen worden, die zu seiner Familie gehörten.
Ich hoffe für K., dass er trotz alledem auf seine Weise glücklich geworden ist, denn ich erlebte ihn nie niedergeschlagen
Ruhe in Frieden
Hallo Lo.
Dir ein schönes Wochenende
LG La We