aus der Bahn geworfen

Wieder einmal müssen wir Erdenmenschen erkennen, dass wir auf der Erde nur winzige Wesen sind und verletzlicher sind, als wird glauben. Nicht nur die Naturkatastrophen können uns zusetzen, wie gegenwärtig in Japan. Das potenzierte Horrorszenario – unvorstellbar für meinen Kopf – spielt sich dort gegenwärtig auf mehreren Ebenen ab.

Die Elemente toben.

Erdstöße erschüttern Boden,

Wasser überschwemmt das Land und reißt Haus, Hof und Menschenleben mit,

Radioaktivität, die für die Menschen aus der Luft zur lebensbedrohlichen Gefahr wird.

Zu allem Unglück spuckt auch noch ein Vulkan zur Zeit Feuer.

Der Rest der Welt kann, außer Helfer und Hilfe ins Land zu schicken, nur zuschauen und sich fragen, was kann der Mensch noch ertragen ?

Die Technologie, aus Radioaktivität Strom zu gewinnen, wird den Japanern nun zu einer weiteren realen nachhaltigen Bedrohung und für uns stellt sich die Frage: “Wie sieht es mit der Sicherheit unserer AKW aus?” Nach diesem Erdbeben und seinen Folgen hat sich nicht nur die Erdachse aus seiner Position um 10 cm verrückt, nein, die Menschen in Deutschland – sicher auch weltweit - stellen sich Fragen, die vorher vielleicht so deutlich im Bewusstsein waren. “Wann werden unsere alten AKW bei abgeschaltet ?”

Nichts mehr ist, so wie es vor dem Beben war und Frau Merkel tritt die Flucht nach vorn an, lässt alle deutschen AKW auf Sicherheit überprüfen

>Meine Sensibilität hat sich gemeldet, schlägt aus, wie ein Seismograph während eines Bebens. Die harte Schutzschale der zeitweiligen Abgestumpftheit hat starke Risse bekommen. Mein Gefühl von einer relativen Sicherheit auf der Erde ist weg. Hinweg gespült, wie es der Tsunami mit den Häusern tat . Mit der Verschiebung der Erdachse haben sich Realitäten in mein Bewusstsein geschoben, die mir eine diffuse Angst machen und nicht nur im globalen Bereich. Auch im privaten Bereich können schlimme Ereignisse nicht weit sein.

Samstag Abend finde ich im Internet eine Nachricht über einen Horrorunfall in Hamburg-Eppendorf. Die Straßennamen sind mir bekannt. Dort lebt meine Tochter mit ihrer Familie. Die genannten Straßen liegen auf dem Weg zur Flaniermeile meiner Tochter, wenn sie einen Rundgang mit ihren Kindern macht.

Zum Glück finde ich bald eine Mail mit der Betreffzeile “Bin geschockt” von meiner Tochter in meinem Postkasten:

“Heute bin ich mit A.  und F.  draußen unterwegs.
Auf dem Spielplatz muss ich F. mehrmals daran erinnern, dass wir doch nun endlich loswollen.
Mein Plan war einen anderen Rückweg zu nehmen...
...als wir immer näher kommen, sehen wir eine große Kreuzung abgesperrt über die wir noch müssen. Alles voll Noteinsatzfahrzeuge, Feuerwehr, Polizei.
F. will gucken gehen und sieht aus der Ferne ein eingedrücktes Auto.
Ich will natürlich nicht gaffen und habe auch Angst vor Bomben oder ähnliches.
Wir schleichen uns davon. Ein Mann kommt uns entgegen und sagt, dass dort ein Auto in die Menschenmenge gerast sei und dass ich mit den Kindern dort nicht hingehen sollte.
Natürlich nicht, ich wollte nur nach Hause.”

Ich kann es nicht fassen, dass meine Familie nicht nur in der örtlichen sondern auch in zeitliche Nähe des Unfalls war. Sie hatten die Absicht, diese Kreuzung auf dem Heimweg zu passieren. Die oft anstrengende Bummelei meiner Enkeltochter hat meine Familie vielleicht davor bewahrt zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein.

Was dem einem sein Glück, kann dem anderen sein Unglück sein.

Und so riss der Horrorunfall vier Menschen in den Tod und verletzte 8 Menschen schwer, die zufällig an der Kreuzung standen. Für alle Betroffene, dem Unfallverursacher und in Folge der Angehörigen der Unfalltoten wird das Leben nicht mehr das sein, was es vor dem Unfall war.

Wie fühlt sich der Mensch, wenn er morgens aufwacht und er kennen muss, dass er über Nacht Haus, Hof und Familienangehörige durch Naturgewalten verloren hat ?

Wie fühlt sich der Mensch, wenn er morgens aufwacht und erkennen muss, dass er seine Familienangehörigen durch einen vermeidbaren Unfall seine Familienangehörigen verloren hat?

Wie fühlt sich der Mensch, wenn er morgens aufwacht und erkennen muss. dass sein leichtsinniger Fahrstil 4 Menschenleben gekostet hat?

Für mich unerträgliche Fragen.

Rückblickend in meinem Leben weiß ist, das schon eine dramatische Nachricht in meinen Gefühlwelt sich wie eine explodierte Bombe anfühlte mit dem nachhaltigen Gefühl, aus der Bahn geworfen worden zu sein.

LaWe

Kinkerlitzch3n - 14. Mär, 15:09

Hallo liebe LaWe!

Es ist tatsächlich schrecklich und unfassbar, was passiert. Immer wieder im Kleinen und von Zeit zu Zeit in riesigen Ausmaßen.
Und auch dort muss man wieder auf den Einzelnen reduzieren, will man nur ungefähr dem nachspüren, was die Menschen angesichts der Katastrophe empfinden.

Zufällig ist mir am Samstag ein Buch in die Hände gefallen, dass zu den Bestsellern des letzten Jahres zählt. In "Vier minus drei" beschreibt eine junge Frau, wie sie nach einem Verkehrsunfall mit dem Verlust ihres Mannes und ihrer beiden Kinder weiterlebte. Sie hat einen ungewöhnlichen Weg der Trauer eingeschlagen und schreibt sehr offen über ihre Gefühle und Gedanken.
Das Buch hat mich sehr betroffen gemacht, denn es zeigt das, woran man nicht denken will und was uns doch allen jederzeit widerfahren kann.
Und dass man danach weiterleben kann und muss.

Ich wünsche mir, mehr im Augenblick leben zu können und das Wichtigste überhaupt, die Beziehung zu meinen Lieben pflegen zu können, deren Pflege so leicht in die Selbstverständlichkeit abrutscht und in den Anforderungen des Alltags untergeht.

Alles Liebe,
Kinker

Lange-Weile - 17. Mär, 00:28

wie geht´s weiter ?

Hallo Kinker,

ja..solche Lebensläufe sind wird dramatisch und man kann vieles nur erahnen, wenn man Ähnliches nicht erlebt hat. Unvorstellbar, dass eine 4-köpfige Famile auf eine Reise geht und nur einer kommt an, die anderen sind weg. 3/4 der Familie - wie kann man da weiter leben?

Aber es geht für einige doch weiter, wie dein Querverweis auf das Buch zeigt. Solche Bücher machen Betroffenen sicher Mut.

Wie es im Japan mit dem angeschlagenen Atomkraftwerk weiter gehen wird, wissen jetzt nicht mal mehr die Wissenschaftler. Erkennbar ist, dass weltweit die Angst vor den Atomprojekten ansteigt, sogar China hat alle auf Eis gelegt. Diese reale Gefahr kann niemand mehr übersehen und ich hoffe, dass auch alle die, die glauben heimlich eine Atombombe zu bauen und selber mit heiler Haut davon zu kommen, werden spätestens jetzt wissen, dass das ein Irrwitz ist.

Solches Ereignis wie in Japan wird an den Menschen nicht spurlos vorbei gehen und die Sensibilität um ein vielfacher erhöhen.

Wenn ich die Bilder von Japan sehen, kommen mir die Tränen wie von selbst in die Augen. Die Menschen im "Land des Lächelns" haben ihr Lächeln verloren und zeigen ihre Gefühl offen vor der Kamera. Ihr emotionales Schutzschild nach außen ist aufgebrochen und in jedem Gesicht sieht man - trotz ihrer Diziplin - ihre Verletzlichkeit.

Wir Menschen sind verletztlich - leider haben viele das vergessen und leider braucht es immer noch dramatischen Ereignisse, die dies bewußt machen.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 15. Mär, 16:54

2011 nimmt langsam fahrt auf.
ich hoffe, die deutschen machen den atomausstieg wahr. der merkel traue ich nicht.
ansonsten: eine schreckliche nachricht jagd die andere, während bei uns das leben in den üblichen bahnen läuft. im altenheim wird weiter gestorben. die brötchen beim bäcker schmecken immer schlechter. ein liebeskummer löst den nächsten ab. nach dem winter kommt der frühling ...
wir werden so schnell nicht zur ruhe kommen.

Lange-Weile - 17. Mär, 00:47

Vielschichtiges Trauerspiel

Hallo Bo.,

nach diesen Ereignissen komme ich um das markante Datum im nächsten Jahr nicht mehr rum. Am 21.12.2012 soll ja laut Nostradamus und andere Zukunftsvisionen alter Kulturen .

Die dramatischen Ereignisse nehmen in der Anzahl und Dichte zu. Wenn ich bedenke, dass sie Schreckensbilder der Überschwemmungen in Pakistan noch gar nicht so lange zurück liegen.

Aber ich denke und hoffe, dass die Schweirigkeiten mit den Atommeilern die Menschen so weit sensibiliesiert hat. Jetzt ist ja noch ein Hind und Her, aber die Menschen haben Angst bekommen und glauben nicht mehr an die Sicherheit, die ihnen immer wieder versprochen wird. Noch sind die Probleme im KKW noch nicht ausgestanden. Ich mag ganr nicht weiter´denken, was passiert, denn das schlimmste passiert.

Und wenn ich bedenke, sie sehr wir in Deutschland von Atommeilern umzingelt sind, wird mir Angst. Bis jetzt haben sie ja schon einige KKW abgehängt, aber das soll ja nur vorrüber gehend sein. Die Mitarbeiter der KKW sind geknickt, weil sie sicher damit ihren gut bezahlten Job verlieren. Das ganze artet zu einem vielschichtigen Trauerspiel aus.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 17. Mär, 14:30

lieber traurig als verstrahlt oder tot.

wenn ende 2012 wirklich die welt untergeht, bin ich echt sauer. nämlich bis dahin habe ich festgeld auf der bank liegen, mit welchem ich 2013 eine kleine weltreise machen wollte.
Lange-Weile - 18. Mär, 13:58

Sauerbier

Hallo Bo.,
wenn dies alles nicht so traurig wär :-( , aber deine letzte Bemerkung reißt mich doch noch zu einer lustigen Randbemerkung hin "Dann wird dir statt einer Weltreise nur noch Sauerbier bleiben" ;-)

Gruß LaWe
bonanzaMARGOT - 18. Mär, 19:18

sauerbier?

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