Schlaflos in Rostock

Es kann die plötzliche Sommerhitze der Grund dafür sein oder es gibt andere Gründe dafür. Jedenfalls hab ich heute Nacht kein Auge zugetan. Schlaflos lag ich in meinem Bett und die Hand an meine rechte Schläfe gepresst. Damit wollte ich den Innendruck der Migräne ausgleichen. Aber so einfach lies sie sich dann doch nicht vertreiben. Zusätzlich trieben düstere Gedanken in meinem Kopf ihr Unwesen. Sie ließen sich weder im Liegen auf der rechten Seite, noch auf der linken Seite, noch mit dem Kopf nach oben im Bett, noch mit dem Kopf ans Bettende gelegt abschütteln.Sohnemann hat mit einer laufenden Sticksäge in der Hand wieder einen epileptischen Anfall auf Arbeit bekommen. Es lag krampfend am Boden, als man ihn fand. Damit hat sich sein Praktikum vorzeitig beendet. Mutter und Tochter müssen ein neues Verhältnis zueinander aufbauen. Das alte hat sich aufgebraucht. Hat sich als nutzlos und nicht mehr tragfähig erwiesen. Ich fühl mich gelähmt und die Starre will sich mit alten Mitteln nicht lösen. Alle bisherige Lebenserfahrung will nicht greifen, ich muss nach neuen Wegen suchen.

Nur im Sitzen verschwanden all die bedrückenden Gedanken zu den letzten Ereignissen fast widerstandslos wie die Migräne. Sie pochten nicht mehr wie wild an meine Schläfe. Beim leisesten Anflug von Müdigkeit wollte ich all die nächtlichen Quälgeister überlisten.  Aber diese Nacht ließen sie einfach nicht locker. Quälten mich im Kopf und in meiner Seele. Es ist schon 5 Uhr durch.

Nun sollte der Fernseher alles vertreiben, was mir die Nacht verhagelte. Mit einem frisch gebrühten Kaffee sah ich mir bei Arte “Das Böse – Warum Menschen Menschen töten” an. Irgendwie passte dieser Bericht in meine niedergeschlagene Stimmung. Dem Bösen ist  sehr schwer auf die Spur zu kommen, so stellten die Wissenschaftler und Psychologen fest. Es verstellt sich so perfekt, dass Außenstehende es nicht erkennen. Das Böse hat keine Emotionen, kein Mitgefühl. Alles ist ausgelöscht und mit neuem Verhaltensmustern überschrieben. Alles hat seinen Ursprung in der Kindheit, fasst ein Wissenschaftler zusammen.

Nach dem Bericht bin ich schlauer. Ich überlege, ob ich auch mal so richtig böse sein kann. So in die Enge gerieben, vielleicht? Vielleicht würde sich das Böse in mir entfalten können. Aber das wäre eher eine Ab- oder  Notwehr und keine vorsätzliche Handlung aus der bösen Seele heraus.

Ich kann, so glaube ich, nicht wirklich böse sein, höchstens auf meine Schlaflosigkeit, die mir den Nachtschlaf geraubt hat. Mittlerweile ist es 6 Uhr durch und ich kann mir frische Brötchen holen. Also werde  ich mir frische Brötchen holen und für den Rest des Tages so tun, als wäre nichts geschehen. Als hätte ich die Nacht im Tiefschlaf verbracht und das Hin- und Herwälzen war nur ein böse Traum

Die schon aufgeheizte Sommerluft strömt in mein Schlafzimmer. Das wird ein heißer Tag. Der Frühnebel steigt von den Wiesen auf und bringt die Natur in ein erfrischendes Licht

LaWe

bonanzaMARGOT - 26. Jul, 08:37

ich kann mir auch nicht vorstellen, dass du richtig böse sein kannst.
aber merken wir immer, wenn wir böse agieren? manches verhalten kommt auch unabsichtlich böse bei unseren mitmenschen an.
ich glaube, dass niemand, von ein paar verrückten abgesehen, wirklich böse sein will. oft werden wir zu bösen handlungen verführt oder z.b. im krieg und in anderen ausnahmesituationen gezwungen. wobei es menschen gibt, die ihr verhalten wenig kritisch reflektieren und damit sehr leicht von bösen mächten intrumentalisiert werden können. oft machen wir auch böses aus angst und feigheit.
hinzu kommen die zwei treuen begleiter des bösen: ignoranz und intoleranz. dagegen graben toleranz und weltoffenheit dem bösen meist das wasser ab. ein aufgeklärter, weltoffener geist ist für das böse weniger empfänglich.
ich bin mir sicher, dass es keinen einzigen menschen gibt, der nicht mal böse in seinem leben war. auch jesus oder buddha oder mohammed und die vielen anderen heiligen und propheten machen da keine ausnahme. bestimmt nicht.
und aussterben wird das böse sicher nie. ich weiß auch gar nicht, ob das anstrebenswert wäre, in einer welt ohne das böse zu leben ... wie würde eine welt ohne das böse aussehen?
wichtig ist, dass wir dem bösen etwas gutes entgegensetzen, welches letztlich die oberhand gewinnt, welches im leben für uns mehr gewicht hat. und wichtig ist, dass wir immer mutig genug sind, gegen das böse zu streiten, und dass wir intelligent und lebenserfahren genug sind, das maskierte böse zu enttarnen - überall auf der welt und vorallem bei uns selbst.

lawe, es tut mir leid, dass dein sohnemann diesen rückschlag erlitt. epilepsie ist eine scheiß unberechenbare krankheit.
und es tut mir leid, dass es in deiner beziehung zu deiner tochter kriselt. wir werden immer wieder zurückgeworfen im leben. und wir wissen nicht warum. und es gefällt uns gar nicht. ganz und gar nicht.
das böse passiert manchmal wie eine krankheit oder ein unfall - ganz ohne sinn, ganz ohne einen besonderen grund. so ist das leben. einfach gesagt. aber was soll man dazu sonst sagen? wir müssen es ertragen, wie es kommt.
vielen hilft es, wenn sie an einen gott glauben.
ich weiß nicht. ich kann es nicht. ich kann mir diesen gott nicht vorstellen.

Lange-Weile - 27. Jul, 01:36

verborgene Angst

Hallo Bo.,

ein wenig Boshaftigkeit könnte mir vielleicht auch gut zu Gesicht stehen. Sie kann hilfreich sein, sich gegen Bedrängnis zu wehren. Das Böse, welche im Filmbeitrag untersucht wurde, hatte einen Dauerplatz im Herzen dieser Menschen. Sie sind sozusagen unheilbar, können vom Bösen auf Zeit ihres Lebens nicht davon befreit werden. Töten Menschen aus Lust oder Frust und was es sonst noch für Beweggründe gibt. Auch nicht über Therapien und so bleiben sie, solange sie leben, eine Gefahr die Gesellschaft. Sie werden dann die sogenannten Wiederholungstäter. Echt gruselig, man kennt sich auch unter dem Namen Psychopathen.

Ich bin im Grunde nicht böse, d.h. aber nicht, dass ich auch mal böse sein kann. Aber der Schaden, der dabei entsteht, hält sich in Grenzen und Menschen kommen dabei sowieso nicht zu Schaden ;-).

Sohnemann hat sich wieder berappelt - zum Glück. Das hätte schief für ihn ausgehen können. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes im mit einem blauen Auge davon gekommen. Jetzt wird sein Medikamentenspiegel untersucht. Ist er zu niedrig, dann hat er wieder geschlampt. Wenn lange Zeit nichts passiert, dann denkt er vielleicht, alles ist gut. Er kriegt den Anfall ja selber nicht mit und kann es nicht wirklich nachvollziehen, wie sich sein Anfall für seine Mitmenschen anfühlt.

Ich denke, das meine Tochter mit ihrem "Rempler" eine unheilbare Wunde berührt hat. Ihr Bruder hat ja vor mehr als 10 Jahren mit bösen Worten und ohne Vorwarnung und Abschiedsworte der Familie den Rücken zugekehrt, Wahrscheinlich hat sich tief in meinem Herzen eine Angst aufgebaut, seine Schwester wird es irgendwann auch so machen.

Nach dem Verschwinden meines großen Sohnes hoffte ich ja viele Jahre, dass er den Weg zurück findet. Doch unter der Hoffnung auf seine Rückkehr war ein Schock begraben, der immer noch unter Druck steht. Manches ist eben schwer zu ertragen.

Meine Tochter und ich kommunizieren wieder, doch - zumindest, was mich betrifft, muss ich nach neuen Wegen suchen und die Beziehung auf eines Fundament setzen.

Ich hoffe, du hattest eine ruhige Nachtschicht

LG LaWe

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