Kurzer Ausflug….
…wie das klingt. Aber jede auch noch so kurze Reise in die Stadt ohne Absicht, ist für mich schon so etwas wie ein Ausflug. Ich habe dann auch die Zeit nach rechts und links z u schauen, kann mich über das eine oder andere wundern. So wie z.B. über das neue gesellschaftliche Leben im unserem Wohngebiet. Auf dem Weg zur Straßenbahn geht man an ein paar kleinen Lokalitäten vorbei.. in denen schon seid Jahren ein Kommen und Gehen der Inhaber war, aber längere Leerstände gab zu meinem Erstaunen nie.
Vor einiger Zeit bezog eine Gruppe von Motorradfahrer einen ehemals kleinen Verkaufsraum. Heute sah ich die geballte Ladung, vielen von den Mitgliedern waren mit ihren Familien gekommen, trafen sich zu einem Sommerfest. Alles sah sehr familiär aus, sogar eine Springburg wurde für die Kinder aufgestellt. Trotzdem ging ich rasch vor bei, die schweren Maschinen und die Lederjacken mit den bekannten Schriftzügen flößten mir Respekt ein
Mit flinken Füßen eilte ich vorbei. Aber ich wollte auch die Straßenbahn erreichen. Ihr Fahrgeräusch war schon zu hören.
So ganz ohne Absicht war der Ausflug heute dann noch nicht, denn einiges stand noch auf meinem Einkaufzettel. Etwas, was ich auf keinen Fall vergessen wollte. Schon des Öfteren kam ich aus einem Geschäft mit einem Einkauf der nicht geplant war, aber das, was ich eigentlich kaufen wollte, war nicht dabei. Die Warenflut nimmt mir die Konzentration, lässt mich abdriften. Was das betrifft, das wünschte ich mir, ich wäre ein Mann.
Nach dem Einkauf rief ich Sohnemann an. Ich wollte ihm noch etwas Mutterliebe in Form von Nussriegeln vorbei bringen. Ich nahm an, er wäre auf Arbeit, in dem Fall hätte ich die Packungen Nussriegel in seinen Briefkasten geworfen. Aber er hatte noch frei, würde erst später zur Arbeit gehen. “Wo bist du zur Zeit?” wollte ich erfahren. “Im Wald” sagte er.. “Im Wald” wiederholte ich…Spaßvogel. Immer diese Späße, die die Söhne so gern mit den Müttern machen “Wo bist du? Ich will dir nur kurz etwas vorbei bringen” “Im Wald” bekam ich wieder zur Antwort. Die Antwort war kein Spaß. “Ich bin in den Wallanlagen” Die Wallanlagen liegen mitten in der Stadt und sind nur ein paar Minuten von meinen aktuellen Standpunkt entfernt. “OK - ich bin gleich da”.
Es braucht nur wenige Schritte in die Grünanlage und schon ist der Stadtlärm verschwunden, Man glaubt, man hält sich auf dem Lande auf. Sohnemann saß auf einer Bank, wie er gesagt hatte und neben ihn eine junge blonde Frau. Sie hatte ihre Beine angezogen, ihre Füße auf der Bank und saß Sohnemann zugewandt. Ich erinnerte mich an die Worte meiner Freundin: ”Du besetzt die weibliche Seite an deinem Sohn, solange er noch bei dir wohnt” Sohnemann lebt seid 3 Monaten in der Innenstadt und führt sein eigenes Leben. Heute war es deutlich zu sehen, es hat sich etwas entscheidendes in seinem Leben geändert.
Die Absicht, mit Sohnemann gemeinsam die Thüringer Bratwurst auf der Bank zu verspeisen, verwarf ich deshalb, die weibliche Seite an ihn heute war besetzt. Also übergab ihm nur die Riegel und die Bratwurst, die er am Abend essen wollte, drückte ihn, sagte meinen Klassikersatz ”Pass auf dich auf” und machte mich schnell wieder auf den Heimweg.
..beschleunigte meine Schritte wieder. Diesmal trieb der Hunger an und ich wollte schnell nach Haus.
La We