no bomb
Nach Kindertraining und vor Yoga bleibt mir noch etwas mehr Zeit, die ich mir um die Ohren schlagen muss. Der Hunger meldet sich zu Wort. Großes Essen kann ich mir dann nicht reinschieben..aber ein kleiner Snack mit Kaffee, das ist vor der Yogastunde noch vertretbar. Die Bäckerei ist in einem Einkaufcenter und wird von vielen Kunden nach dem Einkauf genutzt. Sie ist zu einem beliebten Treffpunkt für viele geworden. Fast alle Plätze sind besetzt, Ich muss mich zwischen die Gästen quetschen und habe gleich 2 Gespräche als ungewollter Zuhörer in meinen Ohren.
Rechst von mir Opa, Mutter und Kind. Der Kleine – er mag 4 oder 5 Jahre alt gewesen sein - wunderte sich laut darüber, warum er gleich 2 Opas und 2 Omas hatte. Mutter erklärte ihn die Zusammenhänge verwandtschaftlichen Beziehung, wer zu wem gehört und warum er zu den Omas und Opas auch noch Onkel und Tante hatte. Ob der Kleine alles verstanden hatte, weiß ich nicht.
Links von mir saß ein älterer Herr, der seinen großen Einkaufswagen neben sich gestellt hatte. Der Platz zwischen unseren Tischen ist damit ausgefüllt. Der Mann ist so breit wie der Tisch, hat keine Körperspannkraft mehr. Sei Arm liegt auf dem Eikaufwagen, er schien angewachsen zu sein. Die Körperfülle hat ihn seine Männlichkeit versinken lassen. Warum haben nur wenige Männer im Alter noch eine männliche Ausstrahlung? Sind sie müde geworden, Männer zu sein?
Atemlos kommt seine Frau dazu. Sie hat das selbe körperliche Format, die Stühle sähen unter ihrem Allerwertesten wie Kinderhocker aus. “Ich hab viel zu viel gekauft und dazu noch Sachen, die ich gar nicht kaufen wollte” Auf den kleinen Kaffeetisch legt die einen Berg eingepackter Waffeln, weißt als Entschuldigung auf den Fleischsalat hin, den sie besonders gern mag. Sie lässt sich erschöpft auf die Bank neben ihren Mann sinken und belegt den nächsten Tisch mit ihrer Körperfülle.. Er zeigt wenig Anteilnahme an ihrer Erkenntnis, wahrscheinlich ist er es schon gewohnt. Er hatte sich aus dem ganzen Einkauf ja rausgehalten, denn der neben ihm stehe Wagen ist noch leer.
Meinen Kaffee habe intus und das Franzbrötchen ist in meinen Schlund verschwunden . Die Mädels vom Yoga werden auf mich sonst warten müssen, wen ich mich jetzt nicht auf den Weg mache. Mein Rucksack, den ich immer bei mir habe, wenn ich unterwegs bin, steht unter dem Tisch, der Einkaufbeutel neben mir. Gedanklich sage ich meinem Rucksack Bescheid: “Ich stelle nur das Geschirr weg und dann hole ich dich” Den Einkaufbeutel nehme ich schon mit. Gedanklich gehe ich das Yogaprogramm noch mal durch und weiter, mache mich auf den Weg. Nach 5 Minuten wundere ich mich, warum meine Schultern so leicht sind. Klar, da muss ich mich nicht wundern, da hängt ja auch kein Rucksack dran, “Shit..jetzt hab ich ihn doch unter dem Tisch stehen lassen” und eile schnell zurück. “Den wird sich hoffentlich keiner unter den Nagel gerissen haben und wenn, wir er enttäuscht sein, denn außer ein Klangschale wird er nix wertvolles vorfinden. Zum Glück ist der Schlüssel zum Gebäude mit Sicherungsanlage, in der die Yogastunde stattfindet, in meiner Handtasche”
In Windeseile stürme ich zur Bäckerei. “Da ist sie ja schon” sagt der ältere Herr. Neben ihm sitz ein alter Seebär, wie er im Buche steht, Das Gesicht zerfurcht..tiefe Falten von der Sonne auf dem Wasser für immer eingebrannt. Alles alles passt zu seinem groben Hautfurchen im Gesicht. Die Nase, der Mund und die noch immer lebendigen Augen. Die weiße Seemannsmütze trägt er mit Stolz. Ein Fotograf hätte seine wahre Freude an diesem Charaktergesicht. “Oh..ja..ich hab´s eben auch gemerkt. Hab meine Rucksack vergessen” Erleichtert finde ich ihn noch am Boden stehend, wie ich ihn abgestellt hatte “Na…wir haben noch ein bisschen gewartet und hätten ihn dann abgegeben. Wer weiß, hätte ja auch eine Bombe drin sein können” “Oh..daran hab ich jetzt aber gar nicht gedacht. Ohje..das hätte aber einen Schrecken hier auslösen können” Aber die beiden sahen zum Glück alles gelassen und gaben mir noch eine Chance, rechtezeitig den Rucksack persönlich abzuholen. So schnell ließen sie sich nicht beeindrucken.
Man kann an diesem Reaktionen wieder erkennen, welche Spuren Kriminelle bei uns Menschen hinterlassen. Ein harmloses und vergessenes Gepäckstück kann einen Polizeieinsatz auslösen.
LaWe