kein Zurück
Schon als Kind begriff ich schnell, das Leben geht nur vorwärts, niemals zurück. Bestenfalls kann man noch einmal zurück schauen, um sich alles was war, aus der Erinnerung betrachten. Die Erinnerung lässt Korrekturen am Geschehen zu. So kann es im Gedächtnis eine bessere Färbung an nehmen und vielleicht freundlicher erscheinen, als es in Wirklichkeit war. Das gelingt mir in einem gesunden Maße fast immer. Doch wenn es um Erschütterungen geht, die kein gutes Ende genommen haben, dann klappt die Beschönigung im Gedächtnisprotokoll nicht und so laufen diese unansehnlichen Erinnerungen irgendwie wie eine Wiederholungschleife durch meinen Kopf. Jedes Mal wenn ich in die Wendeschleife eintrete, dann trage ich einen Sack voller Hoffnung mit in die Kurve. So soll mir helfen, das Ende einen besseren Ausgang zu verschaffen, als es in Wirklichkeit war.
Mit der Hoffnung aus ein glückliches Ende sah ich schon …zigmal den Film “Die große Freiheit Nr. 7” und jedes mal stieg ich mit der stillen Hoffnung in den Film ein, dass der scheinbar raue Hannes seine Ilse bekommt. Doch sie entscheidet sich für einen anderen, einen der kein Seemann ist und Hannes, tröstet sich in seinem Liebeskummer mit der See “Meine Brau ist die See” und kehrt als Seemann wieder zu deiner Braut zurück. In dem Film werden die besten Männertränen von Hans Albers geweint, die dich je gesehen habe. Und genau aus dem Grunde hoffe ich jedes mal für eine gutes Ende für deine Liebe – die Ilse. Doch immer wieder entscheidet sie sich gegen ihn. Vielleicht nimmt der Film für ihn ein gutes Ende, wenn ich ihn zum 1.0000sten mal sehe?
Tragischer ist es, wenn es um Lebensläufe geht, die abrupt enden. Ich weiß nicht, wie viele Bücher ich über die Lebensläufe von Jim Morrison und Janis Joplin gelesen habe. Immer schlug ich die erste Seite des Buches mit der Hoffnung auf, dass sie das Teufelszeug von Heroin in diesem Buch nicht nehmen werden und ihr Leben weiter gegangen ist. Aber sie nehmen wieder das Heroin und sie sterben einsam in Hotelzimmer oder Badewanne. Und niemand kann sie zurück holen und mit ihnen ihr Gesang, der unsterblich geworden ist.
Ich las schon viele Zitate von Jim Morrison und hatte bei vielen das Gefühl, er hätte in meine Seele geschaut. Er brachte so manch wirren Gedanken von mir mit einer einzigen Aussage auf einen klaren Punkt.
Janis Joplin bewegt mich ähnlich. Mit ihrem rebellischen Geist und Anerkennung in der Familie und im Heimatort vorsuchte sie ihre Einsamkeit zu überdecken. Ihre Bluesstimme geht noch heut tief ins Mark. Und auch bei ihr, lese ich eine Biographie oder sehe eine Dokumentation über Janis Joplin, dann hoffe ich, dass sie am letzten Tag auf ihre ÜberDosis Heroin nicht zu sich nimmt.
Aber sie tat es doch, nahm das Heroin, dass sie auf der Straße kaufte und die 20zigfache Dosis hatte. Das Heroin brachten sie von einer Minute zur anderen um und niemand kann sie zurück holen.
Bittere Wahrheiten lassen sich auch in der Erinnerung nicht beschönigen oder eine andere Wende geben.
"Ich halte mich für ein intelligentes, menschliches
Individuum, mit der Seele eines Clowns, welche mich immer wieder dazu zwingt in den wichtigsten Momenten alles zu zerstören!"