Donnerstag, 20. September 2007

das letzte Wort

Die Trainingsstunde hatte es wieder in sich. Lange Kerle und kleine Frau - im Kampf der Muskelkräfte wäre sie - ich - wohl chancenlos. Doch nicht die Kraft soll entscheiden, sondern der Geist, der mit Eleganz den angreifenden Gegenüber in eine Rotation bringt, dass ihn zwar nicht das Hören und Sehen vergeht, doch auf jeden Fall um sein Gleichgewicht bringt. Das wirft ihn aus seiner geplanten Umlaufbahn und bringt ihn am Ende immer zu Fall. Damit ist der Angriff beendet und seine Angriffsenergie hat sich verpufft.

Doch wer sich auf die Angriffsenergie des Gegenüber einläßt, darf selbst nicht hippelig werden oder gar die Nerven verlieren, sondern mit einem Lächeln den Angreifer die Hand reichen um sie dann als Hebel für den Weg auf die rotierende Umlaufbahn zu nutzen. Jetzt ist der Angreifer seiner eigenen Angriffsenergie ausgesetzt und erlebt sie als schwarzes Loch in seinem Leben.

Das Beherrschen dieser Technik verlangt nach regelmäßigen Üben, sonst wird aus dem freundlichen Blick des Verteidigers ein verbissener Kampf, der in einem erstarrten Krampf endet.

Deshalb tippel ich zweimal die Woche in die Trainingshalle und "schlage mich mit den großen Kerlen" rum. Aber sie müssen sich auch mit mir rumschlagen und damit ist der Trainingsspaß perfekt.

Der Trainer überwacht, das die Regeln eingehalten werden und die Abläufe der Angriffs - oder Verteidigungstechnik exakt ausgeführt werden. Wer lange übt, der erkennt schon vor dem Angriff die Absicht des Gegenüber und das nicht nur in der Trainingstunde.

Ohne es wirklich zu wissen, erspüre ich die Absicht des Gegenübers schon vor der Umsetzung. D.h, was der Körper tun wird, entsteht im Kopf und wird von ihm vorbereitet und das - man nennt das feinstoffliche Wahrnehmung - kommt als Vorabinformation bei mir als Vorahnung an, d.h. ich habe für die Entscheidung, in den Konflikt einzutreten oder nicht, einen Bruchteil von einer Sekunde Zeit. Und sich aus dem Konflikt rausziehen ist einer der Möglichkeiten.

"Du bist ängstlich" sagt mein Trainer, wenn er mich bei meinem Vorausweichmanöver erwischt.

"Nee, bin ich nicht" protestiere ich und gehe in Gedanken all die Mutproben meines Lebens durch. "Die Latte meiner Mutproben ist länger, als er sich denken kann" grolle ich in Gedanken vor mir hin.

Doch mein Trainer läßt mein Widerspruch nicht gelten. "Doch, du hast Angst" setzt er nach und mein Groll steigert sich. Warum glaubt er mir nicht, dass ich keine Angst habe. Ok, ich bin kein Held, aber unterkriegen lassen hab ich mich auf keine Fall. Wenn mir das Wasser bis zum Halse stand, zeigte ich allen meine Zähne, die auch mal um sich beißen konnten.

"Ich bin vorsichtig" verbesserte ich meinen Trainer. "Das ist was ganz anderes als Angst" und glaube damit aus der Nummer zu sein.

"Nein, das ich keine Vorsicht, das ist Ängstlichlkeit" hält er wieder gegen.

Na gut ich korregiere mich und suche nach einem neuen Begriff für meine angebliche Ängstlichkeit und erinnere mich an einem alten Begriff, der regelmäßig in einem Schulzeugnissen wiederkehrte.

"Ok, dann bin ich eben zurückhaltend" lenke ich ein.

"Na siehst du" sagt mein Trainer "du bist zurückhaltend, weil du ängstlich bist".

Das ist ja ein dicker Hund - warum versteht er mich nicht. Ich bin zurückhaltend, weil ich erst einmal die Lage peilen muß, um mir einen Überblick zu verschaffen und ich bin vorsichtig, weil ich nicht mit Anlauf in den offenen Konflikt hineinrennen will.

Mein Trainer und ich bleiben an der Stelle stehen, jeder bei seinem Standpunkt, jeder bei seiner Auffassung.

Ach und es macht ja so einen Spaß mit dem Trainer über die unterschiedlichsten Ansichten mit einem Schmunzeln zu streiten.

"Naja, wenn du meinst, ich bin ängstlich, OK. Aber glauben tu ich es dir noch nicht"

Ok..ich hatte mal wieder das letzte Wort, aber das letzte Wort darüber ist sicher noch nicht gesprochen...
LaWe

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