Donnerstag, 22. Februar 2007

ungelenkt umgelenkt

14.30 Uhr stürmen die Kleinen die Sporthallen. Wir - zwei Trainerfrauen - machen unsere Socken schon mal scharf. Man kann ja nie wissen, was uns die nächsten 90 Minuten bringen werden. Schon zu oft wurden aus den zahmen Lämmchen kleine Reißwölfe, die sich gegenseitig die Beine ausreißen wollen.
Es genügt oft schon ein mißglücktes Augenrollen und die Verwandlung der Kleinen nimmt ihren Lauf.

Heut:

Ein Kleiner - er kommt aus dem betreuten Wohnen - geht hoch wie eine Rakete, wenn ihn im Moment seines erhitzten Gemüts jemand berührt. Die Bedrohung seiner Selbst ist ein seinen Augen perfekt und aus der kleinen Hand wächst eine dicke Faust, die er schon mal vorsichtshalber ausfährt, damit ihm niemand zu nahe kommt. Nach wenigen Sekunden hat er seinen Feind im Visier, der im nächsten Augenblick schon seine Rache spüren soll.

Das ist der Moment, in dem in einschreite und seine Faust in Verwahrung nehmen muß. Seine Fluchworte gegen seinen Feind ergießen sich sinnbildlich wie Gift und Galle über meinen Körper, doch seine Faust bleibt in meiner Verwahrung. Er klebt an mir, während sein Feind sich schon mal wieder über alle Berge gemacht hat und im fröhlichen Sportspiel mit anderen Kindern verwickelt ist.

Der Widerstand des Kleinen bäumt sich auf, will über meinen Kopf hinauswachsen. Doch standhalft halte ich weiter seine geballte Faust in Verwahrung. Aus seinem blassen Gesicht sprüht eine ungebändigte Wut, die aus seinem Mund schäumt "Den schlag ich zusammen" faucht es aus ihm in vielfacher Wiederholungschleife.

Jetzt halte ich nicht nur seine Faust, sondern auch schon den wütenden Körper des Kleinen in Verwahrung. Wir sind verzahnt und nichts kann uns trennen.

"Du bist wütend" ich versuche ihn zu bändigen.

"Den schlage ich zusammen" und er zerrt und ringt nach seiner Freilassung.

"Ich halte dich solange, bis deine Wut vorbei ist" schwöre ich dem Kleinen, dessen Wut schon überschäumt. Die Augen fixiert auf den Punkt, an dem sein Feind stand.

Er will sich befreien und zerrt an mir. Ich hänge an seinem dünnen Arm, den ich mühelos mit meinen Fingern umfassen kann. Unsere Hosenböden polieren den Parkettboden der Halle.

Der Kleine verwandelt seine Wut in Kraft und zieht mich mit seinem dünnen Arm und schmächtigen Körperbau über den Boden.

Seine aufgestaute und abgestandene Wut entläd sich. Ich liege wie ein hilflloser Käfer auf dem Rücken, seine geballte Faust liegt noch immer in meiner Hand. Er zieht mich auf den Rücken liegend durch die Halle, laut bestaune ich seine Kraft, die mich über den Boden bewegt. Nach jedem Staunen von mir schwillt seine schmale Brust und bald ist der Feind vergessen.

"Jaaaaa - ich bin stark" er steht im Glanz seiner Worte und er zieht mich weiter auf den Rücken liegend durch die Halle.

Die Wut ist verflogen und er schwebt bis zum Rest der Trainingsstunde auf den fliegenden Teppich seiner Kraft.
LaWe

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