Samstag, 30. September 2006

Messer in den Rücken

Wie jeden Dienstag und Donnerstag warten die kleinen Biestervor der Sporthalle auf mich und ihr Trainingsprogramm. Diesmal ist Warm- und Wettlauf geplant.

Schon beim Warmlaufen erhitzen sich die ersten Gemüter, denn die Erwärmung läuft über einen Zeitvergleich der zuvor gewählten Mannschaften. Nach wenigen Minuten laufen im Hallenlärm bei mir die ersten Beschwerden wegen der Unfairnis der anderen Kinder bei mir ein. Von der Beschwerde machen bevorzugt die Kinder Gebrauch, die mit Regeln nichts am Hut haben. Andere Kinder wieder regeln indessen nach ihrem Ermessen und bestrafen nach allen Seiten den anderen schon mal während des Spiels mit leichten Tritten. Das zieht abermals laufende Beschwerden bei mir ein und das Spiel von Sport und Klagen steigert sich, bis die wirbelnde Luft aus den Kindern raus ist.

Nach der großen Erwärmung steht der erste Wettkampf auf dem Plan. Die Mannschaften treten an und erwarten fiebrig auf das Startzeichen. Erhitzt und laufbereit springt jedes Kind wie ein kleiner Husky ungeduldig an der Leine. Der Wettkampf erhizt die Gemüter weiter und zwischen den kleinen Biestern kommt es zu Rempelein während der Wartezeit auf den Start des nächsten Läufers. Oft reichen reguliereden Blicke von mir und sie ziehen sich von allein aus dem Strudel der vibrierden Hallenluft.

Doch eine Kleine will sich nicht mehr einkriegen und reagiert auf meine Order nach sportlicher Disziplin unkontrolliert, glaubt sich im Recht. Das sie die Aufbauten für den Wettkampf mit Fußtritten aus der Bahn schießt, ist für sie in Ordnung und die Maßregelung von mir dafür höchst unfair.

256168118_c350de887eBeleidigt und kreischend verläßt sie die Sporthalle und das Training und nimmt mir damit Möglichkeit für die Aufsíchtspflicht, die ich während des Trainings für das Kind habe. Mein Bemühen, sie mit Worten aufzuhalten scheitert. Ich halte sie am Arm zuück und weise darauf hin, dass sie die Sporthalle erst zum Trainingsende verlassen darf. Das Mädchen übertönt jedes meiner Worte mit Kreischen. Mein Einfluß auf sie scheitert an ihren schrillen Tönen wie an einer Mauer. "Dann geh, ich rufe heut abend deine Eltern an" und entlasse mit die diesen Worten die Kleine aus dem Training und meiner Aufsicht.

Die Mannschaften kämpfen weiter um den besten Platz. Sie geben ihr bestes und sie geben ihr letztes. Nach der 4. Staffel haben sie die Wettkämpfe gut über die Runden und ihre Zwistigekeiten unter Kontrolle gebracht. Dampfend und schwitzend folgen sie mir in den Geräteraum und holen sich ihre Lieblingsgeräte für das freie Spiel, das sie am Ende der Trainingsstunde erwartet. Jetzt spielen sie miteinander in holder Eintracht. Vergessen, die Regelverstöße des anderen, vergessen, die heimlichen kleine Fußtritte.

Doch dann kommt die kreischende Kleine wieder zurück. Ich freue mich, sie hat sich wieder eingekriegt. "Frau H." ruft sie mir schon von weitem entgegen. "Ich habe meinen Vater mitgebracht. Ich hab ihm erzählt, dass sie mich geschlagen haben" und schon schießt ein wutentbranntes Vatergesicht auf mich zu. "Sie haben meine Tochter geschlagen. ich will mich bei der Verwaltung beschweren". Ich falle aus allen Wolken und brauche etwas, bis ich mich auf die neue unerwartete Situation einstellen kann. Die Kleine schildert noch einmal unter Tränen, wie ich sie geschlagen hab, zeigt dabei an ihren Oberarm.

Die wütenden Augen des Vaters sind auf mich gerichtet, er spricht gebrochen deutsch und ich weiß nicht, welche meiner Worte er versteht, doch er hört mir zu als ich ihm erkläre, dass seine Tochter aus meinem Verantwortungsbereich geflüchtet sei und sich den hinteren Gängen der Sporthalle versteckte. Seine Wut auf mich steht nicht mehr auf so festen Beinen, wie anfangs, das Klagelied seiner Tochter hört sich kläglicher an. "Aber Frau H. hat mich hier angefaßt" - zeigt dabei abgeschwächt auf ihren Oberarm.

Ich erkläre noch einmal dem Vater, dass ich meiner Ausichtspflicht gegenüber seiner Tochter und den anderen Traininigskindern nicht sichern kann, wenn sie die Halle uberstürzt verläßt.

Nicht mehr so ganz überzeut vom Klagelied seiner Tochter verlassen Vater und Tochter die Halle.

Mir wird klar, die Kleine hat mir das "Messer in den Rücken" gerammt, weil ich ein Telefonat bei den Eltern angekündigt hatte......
LaWe

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