Thrill

“Da lohnt sich eine Reparatur nicht mehr. Für die Reparaturkosten können sie sich ein hochwertiges Gerät auch neu kaufen”  erhält man als Erklärung, wenn ein noch nicht altes technische Gerät stottert. Es wird entsorgt, als Elekro-Müll auf den Recycling-Hof gebracht – dort wird das unbrauchbare Ding kompetent entsorgt.

In dem Zusammenhang tauch ein mysteriöses Wort auf. Das Wort klingt fast wie obszön. Aber es klingt für den flüchten Hörer nur so und für den flüchtigen Merker ist das Wort vielleicht eine Eselbrücke, um diesen Begriff “Obsoleszenz” nicht zu vergessen, damit er bist zur Übertragung auf die Google-Suchleiste in den Gehirngängen verloren geht. Übersetzt wird der Begriff mit dem deutschen “Veralterung”, dabei will in dieser Gesellschaft niemand veraltern, sondern immer schön jung bleiben und an das eigene Ende schon gar nicht denken.

Die Wirtschaft geht damit ganz anders um. Die plant sogar die Veralterung und lässt ihre Produkte gerne schon vor der Abnutzung versterben und das nennen sie dann geplante Obsoleszenz. Material und Konstruktion sollen dafür sorgen, dass die Produkte ein geplantes Verfallsdatum bekommen. Am Beispiel eines Drucker lässt sich im inneren ein Chip finden, der sowas wie ein geheimer Zähler ist. Der bekommt eine Mindestzahl an Seiten oder Jahre zugewiesen.  Ist diese magische Zahl erreicht, dann streikt das alte Ding und druckt nicht mehr. Ein geheime Chip sorgt dafür, dass das System Drucker permanent abstürzt und kein gedrucktes Blatt mehr liefert. Ein neuer muss her.

Dazu gibt es zahlreiche andere Beispiele, wie in diesem Bericht von Arte  zu sehen ist.

Ich hab den Mund gar nicht mehr zu gekriegt und was ich sah, macht mir genau so eine Angst, wie alle die Berichte über den menschgemachten Klimawandel. Ich frag mich, wann der Wahnsinn endlich aufhört.

Achja – die 100-jährige Glühbirne, von der im Bericht die Rede ist, kann man hier sehen.

LaWe

Kinkerlitzch3n - 16. Feb, 10:11

Das alles war jetzt nicht sooo überraschend. Allerdings die Geschichte mit dem Drucker hat mich regelrecht schockiert. Dabei bin ich allein durch die Beschäftigung mit den Irrungen der Nahrungsmittelindustrie schon vieler Illusionen beraubt. *seufz*

Ich find das so schrecklich!

lg Kinker

Lange-Weile - 16. Feb, 13:13

Matrix

Hallo Kinker,

ja...die Ernüchterung kommst täglich näher. Mit jedem Bericht den ich sehe, der die wahre Realität enthüllt, komme ich mir wie Neo im Film Matrix vor. Das Bild der Realität sieht schlimmer aus, als ich es mir vorgestellt habe.
Wenn ich an die Nahrungsmittelindustrei denke, dann fällt mir nicht nur der Dioxinskandal ein, sonden auch die Tiere, die in der Käfighaltung leiden müssen und unter den ökonomischen Bedingungen, wie sie herrschen, keine Aussicht auf ein besseres Leben haben werden.

Achja....die Elektromüll wird verschifft und in Ghana auf einer Müllkippe abgegeladen. Der Müll wird als Gebraucht und verwertbar deklariert, doch das frifft nur für 20 % der "Ware" zu - der Rest ist Müll und liegt den Ghanern vor der Füßen.

Der Thrill nimmt noch lange keine Ende, weil dahinter nicht die Versorgung vieler Menschen die Strippen ziehen, sondern die Gier Einzelner.

Gruß LaWe

Kinkerlitzch3n - 16. Feb, 16:58

Je weiter man hinter den Vorhang guckt, umso weiter erstreckt sich das Feld der Gemeinheiten und Schurkereien.
Vielleicht sollten wir noch deutlich öfter innehalten und drüber nachdenken, ob das, was wir in dem Moment begehren, wirklich nötig ist.
Und ob wir nicht mit viel weniger Besitz und Möglichkeiten des Zeitvertreibs wesentlich freier und glücklicher wären. Ich vermute es und doch erliege ich so oft den Versuchungen der bunten Werbewelt in den Regalen.

Aber man kann ja nur einen Schritt vor den andern setzen ...

Schönen Abend wünsch ich dir!
Kinker
bonanzaMARGOT - 16. Feb, 17:16

Da hast du verdammt recht, Kinkerlitzchen. In einer Welt voller Verführung muss man sehr oft gegen den sogenannten inneren Schweinehund ankämpfen. Ich bewundere Leute, die das besser schaffen als ich.
Ich hinke doch auf einigen Gebieten meinen Ansprüchen an die Gesellschaft in meinem Verhalten hinterher. Darum beinhaltet meine Gesellschaftskritik immer auch eine ordentliche Portion Selbstkritik.
Kinkerlitzch3n - 16. Feb, 17:40

Hey Margot!

Ich denke mir halt, wenn ich erstmal über die Information verfüge - und sobald man ein bissl was weiß, vermutet man schon eher auch woanders, das was schiefläuft - dann hab ich eh schon einen gewissen Vorsprung andern gegenüber.
Aber man ist dann auch in der Verantwortung.

Selbstkritik ist nie verkehrt - nur ausarten sollte sie halt nicht.

lg Kinker ... die plötzlich diese
Melodie im Ohr hat *lol*
bonanzaMARGOT - 16. Feb, 17:50

Was soll schon ausarten? Wir leben in einer Welt voller (menschlicher) Ausartungen. Und einige davon sind ziemlich grässlich.
Das Individuum kann sich niemals von der (eigenen) Verantwortung loslösen, selbst wenn man nur ein ganz kleines Rädchen im Getriebe ist.
Sicherlich muss man sich deswegen aber nicht mitverantwortlich für alle Schlechtigkeiten auf dieser Welt fühlen.
bonanzaMARGOT - 16. Feb, 13:10

obwohl man vieles schon im prinzip weiß, ist man dann doch schockiert, wenn man es z.b. in einer guten dokumentation aufbereitet bekommt.
dasselbe gilt z.b. auch für die massentierhaltung.
dass manche geräte sogar gezielt auf eine kurze lebensdauer hin manipuliert sind, halte ich für betrug - und der sollte auch als solcher geahndet werden.
der produktionskreislauf kann ja nur aufrecht erhalten werden, wenn ein mensch nicht nur z.b. einen drucker sondern zehn drucker in seinem leben benötigt und kauft. das ganze verhält sich wie eine fressmaschine, die am ende geld scheisst.
um geld zu scheissen, muss man sie füttern, und immer mehr füttern ..., d.h. es muss auf teufel komm raus produziert und gekauft werden. das ist der preis für die wachstumsideologie, der sich vorallem die kapitalistischen gesellschaften verschrieben. die quantität wächst, während die qualität sinkt. natürliche ressourcen und menschen werden dafür gnadenlos ausgebeutet. gerade aktuell die diskussion um die dumping-löhne.

wo soll das hinführen?
die optimisten und technokraten nennen es fortschritt.
ich sehe hauptsächlich eine entmenschlichung der gesellschaft sowie eine dramatische zerstörung der natur.

Lange-Weile - 16. Feb, 13:29

Abgründe

Hallo Bo,.

der Bericht war sehr gut und brachte mir die Bestätigung, die ich im Bauch schon wußte.

Vielleicht ein Eindruck, den ich kurz nach der Wende hatte, damals, als ich das erste mal eine westliches Kaufhaus von innen sah. Mit Kopfschmerzen verlies ich das Gebäude, weil mein Gehirn die Reiz- und Sinnesüberflutug nicht mehr verkraften konnte. Als ich das Kaufhaus verlies, fagte ich mich: "Wer soll das alles kaufen?" Damals dachteich noch als DDR-Bürger, der sein gekauftes Gerät 20 Jahre und länger hütete, denn er wußte nicht, ob er es nachkaufen. Die DDR-Wirtschaft wurde ihm Hinblick auf die Veralterung in dem Bericht übrigens positiv erwänt. Die Mangelwirtschaft zwang uns damals dazu, für die Ewigkeit zu produzieren. rotzdem war ich zwiegespalten und verwirrt und unter den Eindruck der eigenen Minderwertigkeit fragte ich mich: "Können die alle zaubern? Warum haben wir das nicht gekonnst? Sie sie um soo viel besser als wir? "

Grausig war auch der Blick auf die Müllhalden mit dem europäischen Elektro-Müll, der in Ghana abgelanden wird. Ganze Langstriche sind zugeschüttet worden. Wo soll das hinführen?

Ein Betrug mit der planmäigen Veralterung kam durch Zufall ans Tageslicht. iPhone hatte die Batterien so konzipiert, dass sie maximal 90 Monate hielt, dann war sie unbraucbar. Ein Nachkauf einer Batterie war nicht möglich. Und der Kunde musste mein Ausfall seiner Batterie ein neues iPhone nachkaufen. Das war schon gesteigerte planmäige Veralterung.

Wenn ich medienmäßig noch mehr mit solchen Schweinerein konfrontiert werden, weiß ich nicht, was sich bei mir auslösen kann. Ich sehe einen Abgrund in mir selbst. Wielange sollen wir uns diese Betrügereien nicht gefallen lassen?

Wir - die kleinen Leute - kämpfen jeden Tag ums Überleben und sind deshalb auf die Billigprodukte angewiesen und andere stecken sich auf Grund dieser Tatsache die Taschen voll und verdrecken den Globus mehr und mehr.

Sooo..kann das nicht weitergehen - so nicht !!!

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 16. Feb, 13:42

nein!

- aber es geht so weiter. wie wir es bereits desöfteren thematisierten, ändert der mensch wahrscheinlich erst dann den kurs, wenn er vorm abgrund steht.
und dann kann es zu spät sein.

alles hat seinen preis - das vergessen wir leicht, wenn wir im wohlstand leben. wir haben uns wie faust vom teufel verführen lassen. und nun kommen wir aus diesem "teuflischen vertrag" nicht mehr raus.
die meisten menschen verfielen in lethargie oder in unbedingten fortschrittsglauben. zu sehr haben sie den materialismus und die bequemlichkeiten einer wohlstandsgesellschaft verinnerlicht.
die unangenehmen begleiterscheinungen schiebt man von sich weg - und womöglich aufkommende selbstkritik oder ein schlechtes gewissen werden durch vermehrten konsum niedergerungen. schließlich machen es ja alle so.
was man sich nicht alles kaufen kann! mephisto indes lacht sich ins fäustchen.
Lange-Weile - 16. Feb, 15:10

aus den Augen

Hallo Bo.,

ich glaube, wenn die Müllberge vor unsrer Tür bleiben und wir uns täglich mit aller Härte mit unseren Nachlass des Konsums auseinandersetzen müssen, dann wird zumindest von Verbraucherseite vielleicht eine Wahndlung zu erwarten sein.

Zur Zeit wird der Drecks und die Arbeit weit weit weg gebracht. Darin liegt der Trugschlusss und wenn ich denke, dass ich meinen alten PC-Bildschirm ordendlich entsorgen lasse, sehe ich nur das Fahrzeug, dass es abholt, doch was dann damit passiert, sehe ich nicht mehr . Darin liegt die Illusion der Entsorgung. Aber mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass es damit noch lange nicht erledigt ist.

Achja - ich sehe, dass die alten Dichter schon lange vor unserer Konsumsucht - die Voraussetzung für die Befreidigung der Geldgier einzelner - wußten, was uns erwarten wird. Der Pakt mit dem Teufel der nicht mehr zu lösen ist, es sei denn, es passiert ein Wunder. Aber dann wären wir in der Schlagerwelt gelandet, denn "Wundergibt es immer wieder" mit Katja Ebstein gibt es nur im schmalzigen Schlagerhimmel.

Gruß LaWe

bonanzaMARGOT - 16. Feb, 15:33

es gibt tatsächlich wunder. aber man sollte nicht auf sie vertrauen.
aus den augen - aus dem sinn ..., das klappt nicht nur bei der liebe sondern auch beim müll.

für sich selbst muss man angesichts dieser vielen "scheisse, die passiert" einen mittelweg finden, der einem nicht die ganze lust am leben raubt.
wenn man nämlich zu viel darüber nachdenkt, wie soll man da noch z.b. einen sonnenuntergang genießen? da sieht man nur die dampfenden schornsteine, kühltürme und strommasten ...

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