Schlüsselproblem
Es ist nicht das erste mal, dass ich auf ein Schlüsselproblem stoße. Insgesamt das 3. mal in meinem Leben und immer waren Hintergrund und der Ablauf ähnlich.
Ich bin die letzte, die das Haus bzw. den Dienstraum verlässt. Nach mir kommt erst der nächste Arbeitstag. Nach Stunden schießt mir eine zweifelhafte Frage wie ein Kugelblitz in meinen Kopf: “Hast du überhaupt abgeschlossen bzw. das Radio ausgemacht?” und das, obwohl ich es Jahre zuvor auch immer zuverlässig tat. Und jedes mal bohrt sich die offene Frage wie ein Parasit in mein Gehirn und weigert sich auch nach Ruhigstellung meine Gehirnwindungen zu verlassen. Sie nagen sich weiter durch alle Gehirnwindungen und die halbe Nacht und geben keine Ruhe, bis ich Klarheit hab, ob ich als Letzte auch wirklich alles pflichtgemäß hinterlassen habe.
Fall 1:
Einmal hatte ich mir per Telefon bis Mitternacht Klarheit verschafft, weil mir jemand bestätigen konnte “Alles klar, du hast das Radio im Büro ausgemacht” und konnte mich zurück lehnen und meinen verdienten Schlaf holen. Kaum war ich eingeschlafen, hörte ich die Feuersirene – sie war unmittelbar in meiner Wohnungsnähe – und mein erster Gedanke war, das Dienstgebäude brennt, weil ich vergessen habe, das Radio im Büro aus zu schalten. Gleich darauf folgte der beruhigende Gedanke, dass mir per Telefon bestätigt wurde, dass für mich alles roger war. Das Feuer brach wenige Meter von meiner Wohnung aus, Es war eine alte Baracke, sie brannte schon lichterloh, als ich neugierig aus meinem Schlafzimmerfenster schaute.
Fall 2:
Ein anderes mal ließ ich mich nach Mitternacht mit einem Taxi vorgefahren, hab selber überprüft, ob ich das Dienstgebäude – ich hatte es als Letzte verlassen - abgeschlossen hatte. Es war das Büro einer Immobilienfirma und lag im Erdgeschoß mit einer großen Eingangstür zur Straße. Kurz vor dem Einschlafen schoss mir wieder so eine zweifelhafte Frage wie ein Kugelblitz in meine Gehirnwindungen: “Hast du überhaupt abgeschlossen?” So plötzlich, wie der Kugelblitz in meinem Kopf eintraf, genau so schnell saß ich hellwach und aufrecht in meinem Bett und bot alle meine geistigen Kräfte auf, um ich daran zu erinnern. Doch dort, wo meine Erinnerung war, war nur ein schwarzes Loch. Meine persönliche Überprüfung ergab, ich hab die Räume ordnungsgemäß abgeschlossen und konnte beruhig schlafen gehen. Mein damaliger Chef fand das am nächsten Tag ungeheuer lustig.
Fall 3:
In einem Mehrgenerationshaus gebe ich eine Yogastunde pro Woche und das schon seid 2 Jahren. Weil ich an dem Tag die Letzte ich Haus bin, hat man mir den Schlüssel zum schafschließen ausgehändigt. Also muss ich nicht nur abschließen, sondern auch die Alarmanlage einschalten. Vergesse ich das, wird bis zu einem bestimmten Zeitpunkt Alarm in der Wach- und Schließgesellschaft ausgelöst und die rücken an, um nachzuschauen, was los ist. Der Einsatz kostet.
Nach der Yogastunde hab ich ca. 45 Minuten Straßenbahnfahrt vor mir, um nach Haus zu kommen. Noch bevor ich die Straßenbahn verlassen konnte, schlug der Kugelblitz wieder in meinem Kopf ein. “Hast du überhaupt scharf geschlossen?” Alle Abläufe vor und nach dem scharfschließen, konnte ich aus der Erinnerung rekonstruieren, jedoch nicht den entscheidenden Moment. Meine Felle schienen unwiederbringlich wegzuschwimmen, denn ich hätte vor dem Alarm das Gebäude nicht mehr erreicht. Das schwarze Loch in meiner Erinnerung lies sich auch nach intensivem Nachdenken nicht schließen.
Ich musste auf jeden Fall handeln, wollte ich mich über Nacht nicht einem nervenaufreibenden Höllentrip ausliefern.
Ich rief die Polizei an, sie suchten nach der Wach- und Schließgesellschaft, die für das Gebäude verantwortlich war und konnten mir wenig später auch die Telefonnummer nennen. Die Sicherheitsleute der Firma hielten sich nach meinen Notanruf jedoch bedeckt, denn ich gehörte ja nicht zu den Eingeweihten. Sie würden aber alles regel, dass zur rechten Zeit die Alarmanlage eingeschaltet werde. Ich war erleichtert. Eine Rückmeldung, ob ich das scharfschließen vergessen hatte oder nicht, bekam ich jedoch nicht.
Später stellte sich jedoch heraus – ich hatte auch an dem Abend die Alarmanlage ordnungsgemäß angeschaltet.
Ich habe mir dann ein kleines Notizbuch zugelegt.
Dort trage ich kurz mit Datum und Uhrzeit ein, wann ich die betreffenden Räume abgeschlossen und alle Vorrichtungen gesichert habe.
Und wenn mich dann wieder das dunkle Gedächtnisloch überfällt - Blick ins Notizbüchlein und alles ist wieder okay.
Ritual
das ist auch eine gute Idee...nur ein Zeichen in Buch machen oder ein ähnliches Ritual, was damit in Verbindung steht.
Gruß LaWe