Gehirnwäsche

Mehr als 20 Jahres meines Lebens hab ich als Raucher verbracht. Nach einer kurzen Eingewöhnung mit leichten Schwindelgefühl konnte ich in den nächsten Jahren kräftig durchziehen. Ich vertrat den Standpunkt :”Der Raucher weiß wenigsten, woran er später gestorben ist”. Der makabere Umgang mit der Gefährdung der eigenen Gesundheit stand auf der Tagesordnung. Nach jeder Partynacht begrüßte ich den nächsten Tag nicht nur mit Kopfschmerzen und leichter  oder mittelschwerer Übelkeit, sondern auch mit kräftigen Abhusten, denn der Zigarettenkonsum stieg gewöhnlich rapide mit dem Alkoholspiegel im Blut an.

Nach 20 Jahren Raucherleben hatte ich vergessen, wie mein Leben vor dem Rauchen aussah.

Ich konnte mir nicht mehr vorstellen, dass es auch ein Leben ohne Zigarette gab.

Ich konnte mich an ein rauchfreies Leben nicht mehr erinnern, so sehr ich mich auch bemühte mich auch körperlich daran zu erinnern. Es gelang mir nicht mehr. Das Raucherleben überlagerte sogar meine Kinderjahre, die Zeit, in der ich nicht mal an eine Zigarette dachte. Die letzten Jahre waren geprägt von dem Drang zum Rauchen und je mehr ich am Tag mein Rauchen – am Arbeitsplatz war rauchen verboten – einschränken musste, je intensiver zwang mich mein Körper, die “Ausfallzeit” nachzuholen, bis ich eines Tages die letzte Zigarette ausgeraucht und ausgedrückt im Aschenbecher ablegte, ohne mir einen neue anzustecken.

Nach der letzten Zigarette leitete ich ein neues Leben in Freiheit für mich ein.

Im Rückblick entpuppten sich meine Raucherjahre als selbst geschaffenes Gefängnis, aus dem ich mich nur mit meinem Entzug befreien konnte.

Nach dem Entzug von Nikotin – der mehr auf die Gewohnheiten und Rituale im Zusammengang mit Zigaretten gerichtet war – sah ich die Dinge plötzlich komplett anders und der Schlachtruf der Raucher “Der Raucher weiß wenigsten, woran er gestorben ist” kam mir so was von blöd vor, das ich wegen meiner zurückliegenden Dummheit nur den Kopf schütteln konnte.

Nach einem Rückfall war der Schlachtruf wieder mein Schlachtruf und ich wunderte mich, warum ich die Dinge plötzlich wieder anders sah. Ich hatte das Gefühl, als würde der Nikotin nicht nur meine Lunge verteeren sondern auch einen Angriff auf meinen Kopf starten und ihn einer Gehirnwäsche unterziehen.

Der zweite Entzug gab mir die Bestätigung, ich unterlag wieder einer Gehirnwäsche durch Nikotin und ohne Nikotin im Blut reinigte sich mein Gehirn von dem Schlachtruf und fand ich wie schon mal absolut dumm.

Warum ich mich an diese Entzugs-Episoden noch einmal erinnere?

Dieses Bild – ich machte es in einer Grünanlage nahe eines Jugendclubs - hätte ich als Raucher weniger kritisch gesehen, als heut nach mehr als 10 Jahren rauchfreie Lebenszeit.

Ascher

LaWe

bonanzaMARGOT - 14. Okt, 13:08

gratuliere! eine sucht verdreht einiges im kopf. bleibe weiterhin standhaft. genieße die lebensqualität ohne zigarette.

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