Gedankenwandel
Sie sind Freunde oder Kumpels. Tagsüber nach der Schule und an den Wochenenden mit dem Skateboard unterwegs. Beide Einzelkind und ohne Väter. Sie zeigen sich sich cool, doch sind beide auf ihre Mütter wie kleine 10-jährige Jungs angewiesen. Und die Mütter? Arbeiten und arbeiten und arbeiten, damit Geld ins Haus kommt und das reiche Leben weiter gehen kann.
Gestern abend kommt mein Sohn nach Haus. Stellt mir eine Frage so nebenbei "Kann B. bei us 4 Monate wohnen?" Oh mein Gott, ist zu Hause was passiert, denke ich und wehre mich innerlich mit Händen und Füßen. Noch ein Rüpel zu Haus, der durch die Wohnung schleicht und das "Kinderzimmer" in ein Chaos verwandelt? Noch ein zentnerschwerer Junge, der morgens nicht aus den Federn will und Kraft meiner Stimme aus dem Bett geworfen werden will? Und ich sehe nicht nur die zusätzliche Arbeit, die sich über meinen Kopf auftürmt, ich sehe auch meine abendliche Ruhe, die den Bach runter geht und verneine nach dem kleinen Check der Negativliste sofort die leise Anfrage meines Sohnes innerlich wie äußerlich.
Heut früh hat sich die Frage doch noch nicht so beantwortet und über Nacht gearbeitet. Ich frage nach "Warum ist B. vier Monate ohne Mutter" "Sie muß in Hamburg arbeiten und kann nur an den Wochenenden nach Haus". Ich kann verstehen, Mutter will den Sohn nicht allein lassen und Sohn will nicht allein sein und fragt seinen Kumpel.
Naja - heut früh bin ich nicht mehr so strikt dagegen und sehe die vier Monate Unterkunft bei mir mit anderen Augen. Der Morgen ist doch klüger als der Abend. Beide sind sie Einzelkinder und haben für 4 Monate ein Geschwisterleben. Das ist doch was für beide, oder ? Sie lernen sich auf engen Raum zu arrangieren, das ist doch auch was, oder?
Der Kumpel hat meinen Sohn nach einer Unterkunft gefragt, also vertraut er mir auch.
Ich denke, ich sollte sie nicht enttäuschen und ihnen zeigen, dass mein freundliches Gesicht weiter reicht, als nur für eine nette Begrüßung.
Und so weicht alles verhärtetet auf, was gestern abend dagegen sprach und lasse die beiden Jungs im Zimmer meines Sohnes für 4 Monate hausen .
LaWe
Nagelprobe
die Zeit wird nun doch nicht kommen, denn die Arbeitsort der Mutterbleibt nun doch der Wohnort.
Doch schon die Frage nach einer 4 - montigen Unterkunft war eine Nagelprobe für mich.
Ich stellte fest, dass es sich für mich nicht so einfach mit "Was gehn mich andere Leute Sorgen an" abwimmeln läßt.
Gruß LaWe
Mir gehts so, daß ich immer alles Mögliche veranstalten möchte, um anderen die Situation angenehmer zu gestalten - besonders in solchen Notlagen. Und dann komm ich oft erst hinterher drauf, ob das auch Sinn macht, ob ich mich nicht selbst damit überfordere und dann mach ich manchmal fast die anderen für mein Anbieten verantwortlich. Meistens kann ichs aber rechtzeitig abfangen.
lg Kinker