AggressionsAbbau

Laut kreischende Stimmen eilen einem nicht alltäglichen Geschehen in der Öffentlichkeit voraus und Menschen, die an den verschiedenen Plätzchen zu Haufen stehen, sind sichere Vorboten - irgendwo in der Nähe läuft etwas.

„Es ist später Nachmittag und mein Weg führt mich noch schnell zum Supermarkt. Nur noch ein paar Einkäufe für das Abendbrot und dann ab nach Haus. Da höre ich ein Gekreische, das auf erhitzte Gemüter und lautstarke Auseinandersetzung schließen lässt. Die Leute, die sich an den Straßenecken versammeln, sagen mir stumm, da gibt es was zusehen.
Nach wenigen Schritten stehe ich ebenfalls am Rand des Geschehens, doch entschließe ich mich, am ihm vorbei zu gehen. Um in den Supermarkt zu kommen, muss ich einen kleinen Bogen darum machen und komme dabei fast in die Schusslinie, die für eine leere Schnapsflasche vorgesehen ist.

Zwei junge Frauen, von denen die eine eher einer großen dicken Nudel und die andere einem wild gewordenen kleinen Straßenköter ähnelt, haben sich im wahrsten Sinne des Wortes in den Haaren.

Der kleine Straßenköter springt die dicke Nudel an und doch ohne Chance, ihre Armlänge und den dicken Busen überwinden zu können. Immer wieder prallt sie an den langen dicken Armen und den vierfach dicken Busen der Nudel ab. Ab und zu gelingt es dem Straßenköter, einen Klatscher im Gesicht der Nudel zu landen, doch dann ist sie schon wieder vom dicken Busen abgefedert und auf Abstand gebracht.

Der Rückzug des Köters dauert nur ein paar Sekunden und schon setzt er zur nächsten Attacke an. Die dicke Nudel lässt die Attacke wieder am langen Arm verhungern. Das steigert die Wut des Köters und lässt den Pegel seiner Aggression weiter in die Höhe schnellen. Bald ist das Maß voll.

Für kurze Zeit sehe ich die Augen des kleinen Straßenköters. Die sehen kein Land mehr und sind nur noch fixiert auf die dicke Nudel, die mit ihren pinkroten Haaren wie ein schmerzhafter Stachel in ihren Augen wirkt.

Die beiden treiben es um eine Bank herum, auf denen zwei Männer sitzen, die sich an ihren Bierflaschen festhalten. Sie schauen dem Treiben wortlos und handlungsunfähig zu, bis der Köter nach einer leeren Flasche greift und sie drohend in die Luft hält. „Nu hör aber auf“ bäumen die Männer sich gegen den Straßenköter auf. Sie nehmen aufgeregt und nuckelnd einen großen Zug aus ihren Flaschen, die ihnen den nötigen Halt geben, um nicht von der Bank zu fallen. Und vielleicht ging es ja um ihr Goldstück, dass sie ständig in ihre Hose tragen und mit der Weiberschlacht steigerte ihren Wert.

Mit ihrem wirkungslosen Aufbegehren haben die Männer sich gegen den Köter stark gemacht und der jetzt das Wurfgeschoß wieder auf den Boden legt. Doch stiert der Köter weiter wie angestochen auf die pinkroten langen Haare, die im Specknacken der dicken Nudel zusammengebunden sind. Es ist nicht zu übersehen – der Köter ist fixiert und entschlossen, sich an der dicken Nudel festzubeißen

Das sieht nicht gut aus, sage ich mir und ziehe vorbei, so schnell ich kann. Doch kann ich mir einen Rückblick auf den Schauplatz nicht verwehren. Die Schaulustigen versammeln sich an jeder Ecke und debattieren darüber, warum die Kerle auf der Bank nicht in die Schlägerei eingreifen.

Die Zuschauer übersahen sicher, dass sie Männer schon alles getan haben, was in ihrer Macht lag.

Nachdem das starke Geschlecht einsah, dass ihr herzhaftes Eingreifen nicht wirklich was brachte, ziehen sich auch auf die Rolle der Zuschauer zurück, sitzen wie zu Haus auf ihrer Couch mit einer Bierflasche in der Hand in der ersten Reihe und schauen dem aufregendem Treiben, das vor ihrer Nase stattfindet, schaulustig zu.

Der nächste Angriff des Köters auf die pinkroten Haare gelingt. Er zwingt die dicke Nudel mit einem Opferwurf auf den Boden. Jetzt liegen beide – gegenseitig die Haare ziehend – unzertrennlich am Boden. Sie haben sich fest verbissen und niemand kann sie trennen bevor sie sich gegenseitig blutig geschlagen haben. Es sei denn, es geschieht ein Wunder.

Zum Glück finde ich das Wunder in meiner Handtasche.

Ich wählte 110 auf meinem Handy und habe schnell die Notrufstelle am Apparat. „Hier am Supermarkt schlagen sich zwei Frauen. Sie machen auf mich den Eindruck, dass sie aus der Schlägerei erst herauskommen, bevor eine von beiden Krankenhaus reif ist“. „Wir sind gleich da“ wurde mir versichert und ich machte erleichtert meine Einkäufe.

Als ich kurze Zeit später wieder aus der Supermarkttür sehe, hat die Polizei der Verbissenheit bereits ein Ende gesetzt und die beiden getrennt und dabei vielleicht die eine vor einen Krankenhausaufenthalt und die andere vor einer Straffälligkeit gewahrt.
LaWe
rosmarin - 8. Aug, 13:34

tja..... was lernt man daraus? also ich lerne: 1. männer sind auch nicht mehr das, was sie mal (in den alten hollywoodschinken) waren und 2. man sollte immer einen grossen eimer mit kaltem wasser mit sich führen.
feix

Lange-Weile - 8. Aug, 14:38

Lebenswert

Hallo Rosmarin,

Ja, die Männerwelt hat in manchen Schichten hat schon sehr gelitten - wenn man das Schauspiel betracht - und sie sind nicht in er Lage, sich selbst in ihren Wesen zu erkennen.
Auf jeden Fall brachte die Schlägerei wieder Leben in ihr armsesliges Leben und der Gesprächstoff darüber wird sich noch lange halten.

Ich las mal in einem Buch - gelangweilte Menschen spüren sich in einer Schlägerei wieder mit Haut und Haar. Deshalb finden sie dem Weg daraus nur sehr schwer und lassen erst wieder von einander los, wenn der andere nicht mehr kann.

Gruß LaWe
rosmarin - 9. Aug, 00:35

das mit dem "spüren" klingt weise... ja hat was
Lange-Weile - 9. Aug, 12:58

Spürsinn

Hallo Romarin,

ja..durch die unkontrollierte Reizüberflutung und Übersättigung, die die heutige Lebenweise mit sich bringt, spüren viele Menschen sich innerlich nicht mehr. Die Reize von außen sind zu stark und übetönen jedes Innenleben.

Das trifft sehr häufig auf die Jugendlichen zu, die in der Übersättigung und Reizüberflutung aufgewachsen sind. Daraus erklärt sich auch, warum sie so tödliche Spiele wie S-Bahn-Surfen lieben. Die Lebensgefahr, in die sie sich bewußt bringen, erzeugt eine umfangreichen Gefühlsschwall, der ihnen eine überdimensionale Selbstwahrnehmung beschert.
Dies tun sie - so der Verfasser - weil sie sich einfach langweilen. In ihren Augen gibt es nichts, wofür sie kämpfen müssen. Der Tisch ist gedeckt und ihr Überleben gesichert. Sie müssen nicht um ihr nacktes Überleben mehr kämpfen.

So bringen sie sich auf die Weise der tödlichen Spiele ihr Leben in Gefahr.

Gruß LaWe

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