Am laufenden Band..

liefen am Wochenende die Grimms Märchen als Hörspiel von der CD aus dem Radio. Die Kleinen waren wieder da und sind Märchenstunden immer angesagt.

 

Die CD´s sind da super praktisch, denn jeder der Familie kann seinen Dingen nachgehen und da gab es für ´ne Menge zu tun. Und so hörte ich im Vorbeigehen mit. Seid die Gebrüder Grimm die Märchen zusammengestellt haben, wächst sicher jedes Kind mit den Märchen auf.

Was ich selber als Kind nicht wahr nahm, heut fällt es mir besonders stark auf. Die Märchen stecken voller Gewalt. Wenn auch das Gute immer siegt, doch bevor es soweit ist, schlägt das Böse mitunter extrem brutal zu.

  • da werden die Großmutter und Rotkäppchen oder die 7 Geißlein bei lebendigem Leibe gefressen
  • da wird dem Wolf der Bauch aufgeschlitzt
  • da soll das schöne Mädchen Schneewittchen getötet und Herz und Leber entfernt werden
  • da werden Hensel und Gretel über Wochen als Sklave gehalten
  • da soll Hensel anschließend von der kanibalischen Hexe gebraten und verspeist zu werden

Da wird vergiftet, erstickt, erschlagen ertränkt und weiteren zahlreichen Varianten am laufenden Band Mensch und Tier getötet.  Kaum zu glauben, als Kind hab ich dies nie so grausam wahr genommen, wie ich es heut empfinde.

LaWe

bonanzaMARGOT - 26. Jan, 14:50

kinder sind auf ihre weise auch ziemlich brutal. ich halte es für falsch, wenn man die brutalen und grausamen dinge von den kindern fern hielte. sie kriegen die ganzen sachen heute sowieso ziemlich schnell übers internet mit. kinder, ich erinnere mich an meine kindheit, hegen ein paar jahre lang eine ziemliche neugierde gegenüber gewalt und grausamkeit. (ich kann freilich nur für mich als jungen sprechen.) es erregte mich damals, wenn in filmen viel gequält und gestorben wurde. das war kurz vor der pubertät. ich denke, dass es eine hormonsache ist: das kind wird zum mann, entwickelt sexualität - dabei ist eine menge testosteron im spiel mit (wahrscheinlich) gewissen nebenwirkungen.
aber auch bereits als kleinkind besteht eine gewisse faszination an allem, was zerstört. was macht mehr vergnügen, als eine gebaute sandburg oder ein legohaus hernach wieder einzureißen?
auch ich las eine zeit lang gern märchen, gespenster- und horrorgeschichten. grimms märchen stellten da eher nur ein kleines kapitel dar. keine ahnung, ob ich die gut finden soll. sicher stellen sie einen volksschatz dar und sind eigentlich mehr als kindergeschichten.

kein märchen der welt kann den erziehungsberechtigten die verantwortung nehmen, den kindern vorzuleben, was moralisches und gutes handeln bedeutet, wie man gut von böse unterscheidet - und warum dies wichtig ist. die prinzipien eines guten und ehrhaften menschlichen handelns bekommt man von den eltern beigebracht, am allerbesten vorgelebt. märchen sind wie alle geschichten lediglich anschauungsbeispiele.

penes-eum - 26. Jan, 18:35

Dem letzten Absatz kann ich nur zustimmen. Kinder können sehr wohl unterscheiden zwischen Märchen und "ich hau Dir jetzt auf den Kopf", sicher gehört die Erziehung dazu, das vorgelebte Leben. Und um ehrlich zu sein wäre es mir bei vielen recht, sie würden Grimm vor- und rückwärts lesen, wenn sie überhaupt lesen würden, die Sprache lernen und leben...
bonanzaMARGOT - 26. Jan, 20:20

Wir werden in unserem Leben mannigfach entjungfert. Die schmerzhafteste Entjungferug dauert am längsten: nämlich dass es keine heile Welt gibt, und dass unter Umständen in deinem Freund der größte Widersacher schlummert. Wir müssen erleben, dass Brüder sich morden und Eltern ihre Kinder fressen.
Und: Das ist leider kein Märchen.
Mr. Spott - 26. Jan, 22:08

Nun frage ich mich doch, was meine Eltern falsch gemacht haben.
Ich hatte jedenfalls mehr Freude daran eine Sandburg oder komplizierte Konstruktionen mit einem Stabilbaukasten zu bauen als einzureißen. "Brutal und grausam" konnte ich nur sein, wenn andere aus Neid oder sonstigen Gründen versuchten, mir das zu zerstören.
Die Eltern haben mich wohl zu viel mit Märchen konfrontiert.
bonanzaMARGOT - 26. Jan, 22:30

Ich wusste sofort, Mr. Spott, seit ich Ihren ersten Kommentar las, dass Sie ein sehr netter Mitmensch sind. Ihre Eltern haben alles richtig gemacht.
Lange-Weile - 28. Jan, 10:52

Kampf zwischen Gut und Böse

Hallo Bo.,
ja..in den Märchen wird der Kampf zwischen Gut und Böse immer wieder durchgespielt und dabei bedienen sich die alten Erzähler menschliche Eigenschaften, die es immer noch gibt.
Vor ein paar Tagen kam wieder ein Bericht über Natascha Kampusch. Sie sollte zwar von ihrem Sklavenhalter nicht gefressen werden, doch versklavte ihr Entführer fast wie im Märchen von Hensel und Gretel.

Die Geldgierigen fressen die Kleinen mit Haut und Haar , wie im Märchen "der Wolf und die sieben Geißlein", wenn ich an die Finanzkrise denke. Und so lassen sich sicher noch viele aktuelle Beispiele bringen, in denen die bösen Eigenschaften der Märchenfiguren immer noch ihren Raum finden.

Als Kind haben mich meine Gerechtigkeitsgefühle vor dem Bösen im Märchen abgeschirmt, denn am Ende siegte ja immer das Gute und das Böse bekam seine gerechte Strafe.

Und wie im Märchen hoffe ich heut auch immer darauf, dass die Grechtigkeit immer wieder ihren Weg findet, doch bevor es soweit ist, muss das Gute einen dunklen und schweren Weg gehen.

Ich wünsch dir noch eine gute Restwoche

Gruß LaWe
creature - 28. Jan, 11:36

moderne märchen;
superman, batman, spider man, avatar, etc.
das gute gewinnt immer, ich würde mich schlecht fühlen aus einem film rauszugehen wo das böse siegt, obwohl ich mir schindlers liste nicht nochmal ansehen muß, zu grauenvoll das ganze, oder der film gandhi, da gings auch brutal zu und ich erinnere mich das in der pause fast alle depremiert waren.
Mr. Spott - 26. Jan, 22:53

Die echten Bösen

CD´S halte ich nun zwar nicht für praktisch, weil ich Vorlesen besser finde, aber das ist ja nicht immer machbar und in dem Fall haste wieder recht.
Ansonsten habe ich als Kind die Märchen auch nicht als Horrorgeschichten (Ausnahme Froschkönig) empfunden, sondern Lehren von Gut und Böse darin erkannt.
Und wenn man jetzt alle Gräueltaten fein säuberlich auflistet, um damit Märchen mies zu machen, so halte ich langsam diese Leute für die wahren Perversen.

bonanzaMARGOT - 26. Jan, 23:10

Pervers sind nette Menschen, deren Moral aus Zuckerguß besteht, und die wie im Märchen Mehl fressen, um hernach, nachdem sie sich eingeschlichen haben, die Großmutter zu verspeisen.
Lange-Weile - 28. Jan, 11:04

Surrvival

Hallo Mister Spott,

abends bin ich immer dran, wenn es darum geht, Geschichten zu erzählen. Da sind Mutter und Vater froh, wenn sie mal eine Pause haben und nicht verlesen müssen.

Wenn ich erzähle nutze ich nur die Gestalten aus den Märchen und lasse sie als Freunde meiner Enkelkinder agieren. Da ist Schneewittchen die beste Freundin meiner Enkeltochter und sie gehen gemeinsam durch den Zauberwald. Und damit die Spannung bleibt, ende ich jeden Abend mit einem "Cliffhänger". Sie kommen in eine schwierige Lage und am nächsten Tag überlegt sich meine Enkeltochter, wie sie aus der schwierigen Lage kommen könnte. Sie macht mir einige Vorschläge und dann erzähle ich an nächsten Abend an dieser Stelle weiter ;-).

Die CD´s laufen nur, wenn ich Putzen oder Essen kochen muß.

Die Greultaten finden in den Märchen statt und sie lassen sich auch nicht schön reden. Aber es sind eben Greultaten, die die Menschen im realen Leben auch machen und wir werden ja täglich über solche Greultaten in den Medien unterrichtet.

Was ich mit meinen Beitrag aber sagen wollte, dass ich die Greultaten aus den Märchen heut anders erlebe als damals als Kind. Ich bewegte mich damals nur in einem Spannungsfeld, dass durch die Geschichte erzeugt wurde und erlebte die Erlösung am Ende der Geschichte. Das heißt, ich nahm die Erkenntnis mit, dass es sich im Leben immer wieder zu Guten wenden kann. Das Ausmaß der Greultaten in den Märchen konnte ich als Kind gar nicht überschauen und nachvollziehen. Tod, Krankheit und Verderben gab es eben nur im Märchen, während das Leben, mein beschützes Leben, unverletztbar schien.

Ich wünsch dir noch einen schönen Tag

Gruß LaWe

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