Ich reise oft von HRO nach HH und zurück. Die Strecke kenne ich auswendig und in der Regel setze ich mich in eine Ecke, zieh mir meine Jacke über den Kopf und tauche in meine Gedanken oder in ein kleines Nickerchen ab. Das Gemurmel der Fahrgäste und das Schnurren der Bahn ist die passende Hintergrundmnusik für meinen Halbschlaf.

Heut aber saß ein Unterhalter im Abteil, der sich ohne Scheu mit jedem unterhielt, der sich zufällig in seiner Nähe auf einen Platz setzte. Seine Stimme hörte sich gläsern an die Worte klangen zitternd und gedeht, so als brauchte er für jedes Wort die doppelte Zeit, als der Rest der Welt. Doch das machte ihn auffälliger und er fiel zwischen dem Gemurmel auf. Seiner Unterhaltung konnte sich in Abteil niemand entziehen.

"Ich fahre jeden Tag zur Reeperbahn" sagte er "aber das hat mich auch nicht jünger gemacht"

Neugierig auf den Mann geworden drehe ich mich um. Da sitzt ein alter Mann, dessen Gesicht in ein Jahrhundert geschmiedet ist. Neben ihn junge Leute, die er über die alten Ost-West- und Wendezeiten aufklärt. Alte und neue Witze fließen am laufenden Band über die Gleise wie der Zug, in dem wir sitzen.

"Wie heißt die Stadt, in der es zu Ostzeiten alles gab?" Die jungen Leute wissen keine Antwort, ich auch nicht und bin gespannt auf die Lösung. Die läßt nicht lange auf sich warten "Na Honnecker hatte doch immer gesagt - in Kürze wird es alles geben"

Seine Witze bewegen sich weiter durch die deutsche Geschichte und werden aktueller "Warum stehen so viele Leute bei Hatz IV Schlage?" Wieder weiß nienamd eine Antwort und der alte Mann muß sich die Antwort allein geben "Weil sie alle auf Hartz V und Hartz VI warten" sagt er cool.

Doch dann muß der allte Mann mal aufs Klo und bewegt sich an mir vorbei. Seine Arme und Beine sind steif und er bewegt sich wie eine Marionette, die keine Gelenke hat. Steif und unbenholfen kommt er wieder vom Klo und an mir vorbei und empört sich "Kaputte Toiletten haben se hier, aber an der Börse spekulieren"

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LaWe