Montag, 9. November 2009

Der Stein des Anstoßes

Nicht geklaut sind die Bilder, sondern selbstgemacht – direkt und frisch vom laufenden Programm. Die Liveübertragung zum 20. Jahrestages vom Mauerfall.

Beeindruckende Bilder – ich wäre gern dabei gewesen und leider hab ich nur den Rest der Liveübertragung gesehen. Zum Glück kam ich noch rechtzeig nach Haus und so konnte ich sehen, als der erste Stein gestoßen wurde und die Reise der fallenden Steine begann.

 

Der erste Stein wird angestoßen

 

und sie fallen und fallen

 

die Politik strahlt

 

ein Stein blockt - symbolisch für die Mauer der Armut und andere politische Mauern zwischen den Völkern

 

die Mauer ist gefallen

 

Freudenfeuer überall

 

strahlende Gesichter auch überall

Was ist mir von den nächsten 20 Jahre wünsche:

  • Arbeit für jeden
  • Ausbildung für jeden
  • ein friedliches Leben
  • eine gesunde Umwelt
  • ein gesundes Klima
  • eine sichere Zukunft für meine Kinder und Kindeskinder und deren Kinder usw.

LaWe

Heute vor 20 Jahren

In den Medien überschlagen sich schon seit Tagen die Berichte über den Mauerfall vor 20 Jahren und heut geht diese Berichterstattung in die heiße Phase. Reflektiert wird nur, was in die Zeit passt, alle anderen Eindrücke bleiben unerwähnt. Deshalb finde ich mich in fast keiner Berichterstattung wieder und sehe immer wieder mit Erstaunen zu, wie sehr viele unter dem System von damals gelitten haben.

Grundsätzlich möchte ich sagen, dass ich mich von vielen Vorkommnissen, die Menschenrechte verletzten und erst nach der Wende bekannt wurden, verabscheue und ich damals – grade weil ich darüber nichts wusste – in so etwas wie einer heilen Welt lebte. Mein Horizont reichte so weit, dass ich nur meine unmittelbaren Lebensbereiche überblicken konnte und in der gab es keinen wirklichen Widerstand gegen die Politik und wenn, dann ging er über kritische Worte nicht hinaus und die betrafen fast immer nur die Warendecke der DDR, die ja bekanntlich mehr als dünn war.

Mein ältester Sohn – damals 13 Jahre - empfand den Übergang von Ost nach West als Übergang von einem wohltemperierten Raum in eine Kühlkammer. Das erzählte er mir kurz nach der Wende und das, obwohl er das neue Land in dem er jetzt leben sollte, noch gar nicht kannte.

Mein jüngster Sohn war grade geboren und ich wurde am 9. November aus der Klinik entlassen.

Die Umbruchzeiten hatten damals meinen Kopf in Beschlag genommen und es gab keine Minute, in der sich mein Hirn nicht mit dem Konflikt unseres Landes auseinandersetzte. Ich hatte grade Frieden in meinem Leben gefunden und nun schwand der gesellschaftliche Frieden täglich mit rasanter Geschwindigkeit. Ich hatte Mühe in meinem Kopf die Ereignisse mit meinen aufkeimenden Ängsten abzugleichen. Ich erinnere mich, dass ich in schlaflosen Nächten in der Wochenstation fast vergessen hatte, dass ich grade eine Sohn  geboren hatte…so sehr nahmen die gesellschaftlichen Ereignisse mein gesamtes Innenleben in Beschlag.

Alle Zeitungsartikel aus der damaligen Zeit enthielten Hoffnungsschimmer dass der Sozialismus doch noch nicht am Ende ist – alle anderen warf ich weg. ja ich zerriss sie, so wenig konnte die Worte der Andersdenkenden ertragen.

Am 9. November kam ich mit meinen 5 Tage alten Baby aus der Klinik und aber kein Taxi, dass uns beide nach Hause fuhr. Der Vater bemühte sich vergeblich, ein Taxi zu rufen und ich wollte schon mit der Straßenbahn – das Baby im Arm – nach Hause fahren. Da kam mir die rettende Idee, ich könnte mich von meinen Kollegen nach Hause fahren lassen. Es klappte und so stand ich zu Haus mit einem Neugeborenen im Arm und nichts mehr war so, wie es vorher war. Die Regierungen der Stadt und des Landes waren zurück getreten und ich hatte meine Arbeit mehr.

Zum Glück war ich mit dem Baby beschäftigt und so erfuhr ich von den Ereignissen nur über die Medien, daran teil nehmen – egal auf welcher Seite – konnte ich nicht.

Abends zur vorgerückter Stunde, ich versorgte meinen kleinen Sohn grad – kam der Vater des Sohnes aufgeregt aus dem Wohnzimmer zu uns beiden: “Komm, dass musst du dir unbedingt ansehen” und dann lief er schon wieder aufgeregt ins Wohnzimmer zurück. Ich legte den Kleine zu Bett und wollte mit ihm fernsehen. Doch was ich sah, ertrug ich nicht. Glückliche und euphorische Menschen bestiegen die Mauer von Ost und West. Sie waren glücklich und ich unglücklich. Wie konnten sie alles wegwerfen, was viele Menschen vorher mühevoll aufgebaut hatten – es gab kaum noch Privateigentum, fast nur noch Volkseigentum. Doch das wollten die Menschen nicht – sie wollten ihre Freiheit, von der ich bisher nichts wusste. Eine Art von Freiheit, die ich mit ihnen nicht teilen konnte. Ich wollte nur noch mein Leben zurück, dass die Menschen von damals mit sich rissen.

Und all die Menschen von der anderen Seite, was wollten sie auf der Mauer, die uns bisher von ihnen fern hielt?

Die erdrückenden Massen stürmten nicht nur die Mauer in Berlin, nein sie drangen viel weiter vor. Sie drangen in mein Wohnzimmer ein, in meine heile Welt und zerschlugen alles, was ich mir bis dato erkämpft hatte. Mein Wohnzimmer war angefüllt mir euphorischen Menschen und es gab kein Platz mehr für mich. Ich fühlte mich erdrückt und an die Wand gepresst. Auch die Freude meines Freundes konnte ich nicht teilen. “Ist das nicht toll?” wollte er mich mit seiner Begeisterung mitreißen, doch ich war noch nicht so weit. Ich stand an der Wand und konnte nur noch einen Gedanken zulassen: “Wie komme ich hier raus?”

Der Fluchtgedanke war übermächtig und stand über jedes rationales Denken und ich erkannte zum ersten mal, wie die Andersdenkenden unseres Landes – das mir damals am Herzen lang – empfunden haben mussten.

Ich gab meinem Fluchtgedanken nach und floh in mein Schlafzimmer – meine Höhle und Zufluchtsort - nahm meinen Kleinen eng an die Brust und unter Tränen zog ich mir die Decke über den Kopf.

LaWe 

 

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