Freitag, 7. August 2009

stiller Zecher

Als ich gestern mit der Straßenbahn durch die Stadt fuhr, flielen mir die zahlreichen angetrunkenen Männer auf. Am frühen Abend ist das ungewöhlich, doch konnte ich mir erst gar keinen Reim darauf machen. Doch dann dämmerte es mir und der Einfall fiel mir wie von selbst in den Schoß - es ist ja wieder Hanse Sail in Rostock.

Für die meisten ist die Sail eine Attraktion der zahlreichen vorbeifahrenden Segler - für andere kann die Sail auch zu Trinkerfestspielen ausarten und der Eintrunk der angetrunkenen Männer soll an diesem Tag nicht der letzte für mich gewesen sein.

Es war schon lange Mitternacht vorbei, als mein Sohnemann mich fragte, ob ich den Betrunkenen unter dem Fenster gehört hätte. Wegen der Hitze halte ich meine Fenster z.Zt. geschlossen und deshalb war es in meinem Raum still und ohne Geräuschkulisse von außen.

"Nee, ich hab nichts gehört. Wer war das denn?"

"Das war der Herr XXX - der hat wohl seine Schlüssel vergessen und kommt nicht rein" Herr XXX ist ein junger Mann mit einem Pitbull und wohnt schon seit ein paar Jahren in unserem Haus. Er ist immer nett und macht einen bescheidenen Eindruck auf mich. Ich weiß jedoch nicht, ob er Lebenspartnerin hat, die ihm vielleicht die Tür öffnete.

"Und wo ist er jetzt?" frag ich bei Sohnemann nach.

"Na, noch vor der Tür" antwortet er und scheint sich mit dem Zustand des jungen Mannes irgendwie verbunden zu fühlen. Ich schau aus dem Fenster und seh quer über den Eingangweg eine menschliche reglose Gestalt am Boden liegen.

"Der schläft seinen Rausch aus und steht dann wieder auf" sagt Sohnemann nüchtern. Naja - so nüchtern sehe ich es auch, doch kann ich jetzt nicht zu Bett gehen und den jungen Mann einfach auf dem Weg liegen lassen. Was soll ich nur jetzt machen?

Tausend Fragezeichen in meinem Kopf. "Laß ihn doch liegen. Der steht wieder auf, wenn er wieder nüchtern ist" rät Sohnemann mir. Aber ich kann ihn nicht einfach liegen lassen, aber abschleppen kann ich ihn auch nicht.

Jetzt ist guter Rat teuer - oder auch nicht?

Ich nehm das Telefon und rufe die 112 an. Immer wieder das selbe, wenn es um Rettungsmaßnahmen geht, dann weiß ich nicht sicher, welche Nummer die richtige ist und mit dieser Nummer lande ich bei Rettungsnotdienst.

"Wenn der Mann betrunken ist - und davon haben wir während der Sail sehr vleie - dann ist er bei uns nicht richtig. Wir müssen unsere Einsatzfähigkeit für lebensbedrohliche Fälle frei halten." Wo der Mann Recht hat, da hat er recht. "Was soll ich denn machen?" frage ich ratlos nach. "Ich kann ihn doch nicht einfach so liegen lassen" erkläre ich dem Mann vom Rettungsdienst meine verzwickte Situation. "Oder soll ich die Polizei anrufen?" schlage ich vor.

"Ja, machen sie das. Gehen sie zu dem jungen Mann und prüfen sie, ober er noch ansprechbar ist. Wenn nicht, dann bringen die von der Polizei in eine Ausnüchterungszelle."

Es ist schon 2 Uhr vorbei, als ich vor die Tür gehen und zu den reglosen Mann auf den Gehweg gehe. Er liegt auf der Seite, jedoch mit dem Gesicht nach oben und schnarcht, was das Zeug hält. "Herr XXXX ...hören sie mich?" frag ich zaghaft nach. Aber Herr XXXX schnarcht weiter - laut und ohne Ende. Ich werd lauter, er jedoch bleibt davon unbeeindruckt. Meinen Gedanken, ihn in meine Wohnung zu schleppen und ihm auf den Boden schlafen zu lassen, verwerfe ich. Den kriege ich niemals in Leben hoch.

Doch ihn so einfach liegen lassen?

Das kann ich auch nicht und ich wähle den Polizeiruf 110 und bekommen auch gleich jemand an die Strippe. Ohne wenn und aber lassen sie sich die Adresse und meinen Namen geben. "Die Streife ist gleich da" .

Ich bin erleichtert und warte In der Wohnung auf die Polizei, die wenig später auch schon vorfährt. Ich gehe zu ihnen und erkläre ihnen die Situation. Die beiden Polizisten - sie tragen schnicke Sonneruniformen - nehmen den jungen Mann unter die Lupe und suchen nach seinen Papieren. Es bestätigt sich, dass der junge Mann Bewohner unseres Hauses ist und sie beginnen mit dem Weckszenario. Nach mehrmaligen Anrunfen mit Namen und rütteln kommt der junge Mann zu sich, will sich aber wieder gleich auf die Seite drehen und weiter schnarchen.

"Herr XXXX - aufstehen!!! Sie können hier nicht schlafen, müssen in ihr Bett, damit sie morgen wieder fit für die Hanse Sail sind" und damit hat der eine Polizist einen wichtigen Schlüsselsatz genannt und ein paar Augenblicke weiter steht er auf seinen wankenden Beinen und schwankt zur Eingangstür.



Doch er kommt nicht von der Stelle und ich bitte die beiden Männer von der Polizei, dass sie ihn in seine Wohnung begleiten, damit er sein nächstes Nickerchen im Rausch nicht auf der Treppe im Haus absolviert, denn immerhin muß er noch 3 Stockwerke nach oben.

Die Polizei - dein Freund und Helfer - begleiten den jungen Mann in die Wohnung und ich kann mich beruhigt zu Bett legen - es ist bereits schon 3 Uhr früh.

Später fiel mir ein, dass ich vor Jahren schon mal persönlich einen stillen Zecher abgeschleppt habe.

LaWe

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