Nur die Harten kommen in Garten

Sieht er nicht freundlich aus? Ein Kleinunternehmer meiner Stadt, der sich mit der Bratwurst durch die schwierigen Zeiten der letzten Jahre unserer Wirtschaft schlug.
Vor zwei Jahren sah ich ihn das erste mal. Das war im Winter vor zwei Jahren. Das war der Winter, als das Quecksilber im Thermometer unter 10 Grad Minus fiel. Die milden Winter der letzten Jahre hatte uns alle, was die Kälte betrifft, zu Minosen gemacht.
Auf dem Rostocker Boulevard stand die Kälte und lies alles klirren, was sich nicht schnell wieder in die Wärme zurückgezog. Die Menschen hasteten, eingehüllt in dicke, Mäntel, Schals und Handschuhen aneinander vorbei. Die Blicke waren auf das nächste Geschäft gerichtet, in der man sich wieder aufwärmen konnte.
Obwohl ein Kältefreak, war mir dieser Tag, als ich ihn das erste mal sah, auch zu klirrend. Mit Eisfüßen eilte ich durch die Straßen, um meine Besorgungen so schnell wie möglich zu erledigen.
Da sah ich ihn das erste Mal. Auf dem Kopf einen kleinen Sonnenschirm, der mit seinem Gestell über alle Köpfe ragte, die noch auf dem Boulevard liefen. Der Sonnenschirm auf dem Kopf paßte so gar nicht ins Blid der eisigen Kälte dieses Winter und vielleicht fiel er mir deshalb auf. Er trug einen Bauchladen mit sich rum, auf dem er die Bratwürste wendete.
Schon der Gedanke, ich sollte jetzt meine Handschuhe ausziehen, nach Geld in meiner Börse suchen, lies meinen Appetit auf eine Bratwurst wie die aktuellen Temperaturen unter Null sinken. Doch mit Respekt bewunderte ich seinen eiserenen Willen, auch in harten Wintertagen, wie an dem Tag, seine Bratwurst an den Mann zu bringen.
Den Bauchladen hat er inzwischen an den Nagel gehängt und gegen einen Stand ausgetauscht. Und wer sich das Bild genau ansieht, kann sehen, das er schon nach einen weiteren Mitarbeiter sucht.
Was geblieben ist, ist der Sonnenschirm und mein Respekt für seine Ausdauer.
Gestern faßte ich mir ein Herz und sprach ihn an. Ich wollte unbedingt hier über ihn berichten und bat ihn um ein Foto für meinen Blog.
Ich erzählte ihm von meinen Beobchtungen und meinem Blog und darüber, dass ich auch über Menschen meiner Stadt berichten wollte. Er war einverstanden und posierte so freundlich, wie auf dem Bild zu sehen, für meinen Blog und meine Leser.
Im Gespräch stellen wir fest, dass wir uns ja schon vor Jahren sahen. Damals trainierte ich mit seiner Bekannten im Kampfsport - Aikido - er saß auf der Bank und schaute uns zu, so wie ich ihn zuschaute..als er sich auf den Weg seiner neuen Existenz machte,

LaWe
Lange-Weile - 30. Jun, 10:30