Schmerzpunkte sicher treffen
Noch bevor ich in der Sporthalle in Aktion komme, werde ich schon mal in den ewig langen Gang der Halle gerufen. Die Hallenwartsfrau ruft nach mir, denn den Konflikt, der sich vor ihren Augen abspielt. kann sie mit Ordnungsrufen nicht mehr in den Griff gekommen.
Also eile ich schnell aus dem Trainerzimmer und sause um die Ecke, direkt auf den Lärm zu.
Zwei Jungs haben sich in der Wolle, dass es nur so raucht. Einer von ihnen schreit, als hätte man seinen Kopf auf einen Hackblock gelegt. Doch als ich seine Gestalt sehe - assoziiere ich einen Stier mit geschwollener Brust. Sein Brustkorb hat er vorgeschoben und die Arme sind explosiv in der Zurückhalte, als würden sie sich in jedem Moment in 2 Baseballschläger verwandeln.
"Gib mir meine Brille wieder" kreischt der Junge, während seine geschwollene Brust seinem Rivalen zugewand ist. Doch der denkt nicht daran, die Brille wieder rauszurücken und das Geschreie des anderen nimmt kein Ende.
"Gib mir meine Brille zurück"
Der Schrei gleicht einer Verzweiflung. Ich muß reagieren und Ruhe in den Konflikt bringen, wenn ich die Trainingsstunde beginnen will.
Die Lage ist klar - einer hat dem anderen die Brille weggenommen und damit hat der Brillenstehler die schlechtesten Karten überhaupt. Doch weigert er sich, die Brille rauszurücken. Besteht darauf, als wäre es sein Recht, die Brille in seinen Besitz zu nehmen.
Während ich den brustgeschwollenen Stier in seine Schranken weise, nehme ich mir den anderen zur Brust.
"Rück die Brille wieder raus"
"Nein" widersricht er meiner Aufforderung.
Doch er kommt aus Kasachstan und ich weiß nicht, ob er das Wort "Rück" richtig deuten kann.
"Gib A.... die Brille wieder zurück" fordere ich den Jungen auf, dessen Gesicht mehr als durchsichtig aussieht. Seine zerbrechliches Aussehen läßt Mitleid in mir aufsteigen, doch dafür ist der nicht der richtige Zeitpunkt und ich bestehe auf meine Aufforderung "Gib die Brille wieder zurück"
Nach dem verbalen Kraftakt und der Übermacht des Trainers in meiner Person rückt der Zerberchliche die gestohlene Brille mit pumpenden Atem wieder raus. Dabei fließen die Tränen, als hätte er den Kampf seines Lebens verloren.
Doch damit ich die Jungs voreinander schützen kann, muß ich einen von ihnen aus der Halle verweisen. Es liegt nahe, dass der Brillenstehler die Halle verlassen muss.
"Geh jetzt nach Haus und überlege was du gemacht hast" fordere ich ihn auf.
"Nein, ich gehe nicht" widersetzt er sich wieder meiner Aufforderung. Standhaft krallt der Zerbrechliche sich an der Tür fest, während der Stier seine Brille erst einmal in Sicherheit bringt. Er verstaut sie in seine Tasche, die in der Umkleidekabine steht. Ich weiß, dass er immer sehr aufgelöst reagiert, wenn jemand an seine Brille kommt.
Ich beginne das Training mit dem Rest der Gruppe, während der Zerbrechliche auf den Gang in den Sitzstreik geht und sich nicht mehr von der Stelle rührt. Die Hallenwardsfrau hat ein Auge auf ihn und ich kann das Training ohne den Streit zwischen dem Stier - er kommt aus der Ukraine - und dem Zerbrechlichen zu Ende führen.
Nach dem Training verlassen alle die Halle, nur der Zerberchliche will nicht gehen. Er steht an der Tür und sieht mich verstohlen an. Einen Blick von ihm bekommen ist so selten wie Regen in die Wüste. Doch heut sieht er mich an und ich sehe das als eine Bitte - er möchte mit mir sprechen.
Ohne etwas dagegen einzuwenden läßt er sich von mir in den Umkleideraum führen und wir unterhalten uns in Ruhe.
Er - erst 9 Jahre alt - bricht wieder in Tränen aus, obwohl ich noch gar nichts gesagt habe.
Nach vorsichtigen vortasten in die Beweggründe eines 9 jährigen wird die Ursache für den lautstarken Konflikt sichtbar.
"Ja, wenn er meine Eltern beleidigt?" der Zerbrechliche zeigt verbal auf den anderen mit der geschwollenen Brust.
"Tut dir das weh, wenn jemand deine Eltern beleidigt?"
"Ja" bricht er wieder in Tränen aus.
Dann wird mir klar, was sich zwischen den Jungs abgespielt. Jeder kennt den wunden Punkt des anderen und setzt den Daumen zielsicher auf den Punkt. Wähend der eine in die Luft geht, weil seine Eltern ihm heilig sind - "Vick deine Mutter" ist er Treffersatz - wird der andere hilflos, wenn er seine Brille nicht mehr hat.
Sie provozieren sich bis zur Weißglut und wer zuerst die Nerven verliert ist am dransten.
Vom Brillenträger perfekt eingefädelt und das Ziel - seinen Erzfeind aus der Sporthalle zu vertreiben - wurde erreicht. Was die beiden wirklich miteinander auszufechten haben, kann ich nur ahnen
LaWe
Also eile ich schnell aus dem Trainerzimmer und sause um die Ecke, direkt auf den Lärm zu.
Zwei Jungs haben sich in der Wolle, dass es nur so raucht. Einer von ihnen schreit, als hätte man seinen Kopf auf einen Hackblock gelegt. Doch als ich seine Gestalt sehe - assoziiere ich einen Stier mit geschwollener Brust. Sein Brustkorb hat er vorgeschoben und die Arme sind explosiv in der Zurückhalte, als würden sie sich in jedem Moment in 2 Baseballschläger verwandeln.
"Gib mir meine Brille wieder" kreischt der Junge, während seine geschwollene Brust seinem Rivalen zugewand ist. Doch der denkt nicht daran, die Brille wieder rauszurücken und das Geschreie des anderen nimmt kein Ende.
"Gib mir meine Brille zurück"
Der Schrei gleicht einer Verzweiflung. Ich muß reagieren und Ruhe in den Konflikt bringen, wenn ich die Trainingsstunde beginnen will.
Die Lage ist klar - einer hat dem anderen die Brille weggenommen und damit hat der Brillenstehler die schlechtesten Karten überhaupt. Doch weigert er sich, die Brille rauszurücken. Besteht darauf, als wäre es sein Recht, die Brille in seinen Besitz zu nehmen.
Während ich den brustgeschwollenen Stier in seine Schranken weise, nehme ich mir den anderen zur Brust.
"Rück die Brille wieder raus"
"Nein" widersricht er meiner Aufforderung.
Doch er kommt aus Kasachstan und ich weiß nicht, ob er das Wort "Rück" richtig deuten kann.
"Gib A.... die Brille wieder zurück" fordere ich den Jungen auf, dessen Gesicht mehr als durchsichtig aussieht. Seine zerbrechliches Aussehen läßt Mitleid in mir aufsteigen, doch dafür ist der nicht der richtige Zeitpunkt und ich bestehe auf meine Aufforderung "Gib die Brille wieder zurück"
Nach dem verbalen Kraftakt und der Übermacht des Trainers in meiner Person rückt der Zerberchliche die gestohlene Brille mit pumpenden Atem wieder raus. Dabei fließen die Tränen, als hätte er den Kampf seines Lebens verloren.
Doch damit ich die Jungs voreinander schützen kann, muß ich einen von ihnen aus der Halle verweisen. Es liegt nahe, dass der Brillenstehler die Halle verlassen muss.
"Geh jetzt nach Haus und überlege was du gemacht hast" fordere ich ihn auf.
"Nein, ich gehe nicht" widersetzt er sich wieder meiner Aufforderung. Standhaft krallt der Zerbrechliche sich an der Tür fest, während der Stier seine Brille erst einmal in Sicherheit bringt. Er verstaut sie in seine Tasche, die in der Umkleidekabine steht. Ich weiß, dass er immer sehr aufgelöst reagiert, wenn jemand an seine Brille kommt.
Ich beginne das Training mit dem Rest der Gruppe, während der Zerbrechliche auf den Gang in den Sitzstreik geht und sich nicht mehr von der Stelle rührt. Die Hallenwardsfrau hat ein Auge auf ihn und ich kann das Training ohne den Streit zwischen dem Stier - er kommt aus der Ukraine - und dem Zerbrechlichen zu Ende führen.
Nach dem Training verlassen alle die Halle, nur der Zerberchliche will nicht gehen. Er steht an der Tür und sieht mich verstohlen an. Einen Blick von ihm bekommen ist so selten wie Regen in die Wüste. Doch heut sieht er mich an und ich sehe das als eine Bitte - er möchte mit mir sprechen.
Ohne etwas dagegen einzuwenden läßt er sich von mir in den Umkleideraum führen und wir unterhalten uns in Ruhe.
Er - erst 9 Jahre alt - bricht wieder in Tränen aus, obwohl ich noch gar nichts gesagt habe.
Nach vorsichtigen vortasten in die Beweggründe eines 9 jährigen wird die Ursache für den lautstarken Konflikt sichtbar.
"Ja, wenn er meine Eltern beleidigt?" der Zerbrechliche zeigt verbal auf den anderen mit der geschwollenen Brust.
"Tut dir das weh, wenn jemand deine Eltern beleidigt?"
"Ja" bricht er wieder in Tränen aus.
Dann wird mir klar, was sich zwischen den Jungs abgespielt. Jeder kennt den wunden Punkt des anderen und setzt den Daumen zielsicher auf den Punkt. Wähend der eine in die Luft geht, weil seine Eltern ihm heilig sind - "Vick deine Mutter" ist er Treffersatz - wird der andere hilflos, wenn er seine Brille nicht mehr hat.
Sie provozieren sich bis zur Weißglut und wer zuerst die Nerven verliert ist am dransten.
Vom Brillenträger perfekt eingefädelt und das Ziel - seinen Erzfeind aus der Sporthalle zu vertreiben - wurde erreicht. Was die beiden wirklich miteinander auszufechten haben, kann ich nur ahnen
LaWe
Lange-Weile - 5. Mai, 09:27