Freitag, 1. Dezember 2006

verlorene Väter..

Vollgestopfte Wochentage lassen meine Haushaltsarbeiten schleifen und wenn wieder die Zeit der Besinnung kommt, sehe ich, was sich im Laufe der Woche wieder mal eingeschliffen hat. Klamöttchen hier, Zeitschriften da und der Dauerbrenner "Mach ich morgen" stapelt die abgelegten und zwischengelagerten Sachen zu einem Turm, der sich nur noch mit Mühe überschauen läßt.

So teile ich die Zeit der Besinnung in aktive und passive Besinnung ein. Doch aus Erfahrung weiß ich, stürze ich mich nicht sofort auf die aktive Besinnung wie ein Tiger, läuft der Turm Gefahr, um einen weiteren Wochensatz in den Himmel zu wachsen.

Das Zimmer meines Frischlings von 17 Lenzen würde ich - kreativ gedacht - als eine TropfsteinHöhle bezeichnen. in der die kleinen Türme von unten nach oben und in hoher Dichte wachsen. Ich selbst ziehe es vor, das Zimmer nicht zu betreten. Obwohl ich klein von Wuchs und schmal im Umfang laufe ich Gefahr. mir an drei Türmen gleichzeitig die Nase zu stoßen. Deshalb überlasse ich meiner Stimme den Vortritt Doch auch sie verfängt sich ungehört im Echo der Türme und in der einzigen Laufrille des Ohrwurms meines Sohnes "Mach ich morgen". Das Mantra lullt mein Sohn täglich neu ein und legt ihn sanft wieder auf sein Ruhekissen, dass kaum noch Platz in der Tropfsteinhöhle hat. Meine Sohn fehlt entweder ein Druck, der ihm auch noch im Nacken steht, wenn ich nicht vor Ort bin (Mutter ais Schreckgespenst?) oder ein männliches Vorbild, an dem er sich orientieren kann.

verlorene-vaeterHeut früh stürzte ich mich gleich wie ein Tiger auf die Türme, die im Laufe der Woche wie der Blitz in die Höhe schossen. Beim Staubwischen fiel mir nach langer Zeit ein kleines Schälchen in die Hände, in der alles landet, was ich nicht richtig zuordnen kann. Ein Gefäß für kleines Sammelsorium sozusagen.

Heut hielt ich inne und schaue mir an, was ich darin abgelegt hatte. Unter anderem Kram fand ich zwei alte Paßbilder Eins ist ein Negativ und eins ist noch in Schwarz-Weiß und aus alten Zeiten. Darauf sind die zwei Väter meiner zwei Söhne. Warum warf ich die Bilder nie weg oder legte sie ins symbolische Familienalbum ? Die Paßbilder der Väter schwirren schon seit Jahren in alten Gefäßen für Sammelsorium, so als seinen die Gefäße auch Urnen, in der ich die Asche meiner (verflossenen) Lieben aufbewahre.
  • Vater im Negativ
Es gibt ihn noch und er lebt in der Nähe seiner abgesplitterten Familie. Kurz nach unserer dramatischen Trennung - nach 8 Jahren einer gescheitereten Ehe - nahm der Vater einen damals von mir so nebenher ausgesprochene Satz zum Vorwand für mich und als Anlaß und Rechtfertigung für sich und verschanzte seine Präsenz als Vater für immer hinter der beleidigten Leberwurst und damit aus der Verantwortung gegenüber seinen Kindern. Sein Besitzergeist befahl ihn "Wenn mir die Kinder nicht ganz gehören, dann will ich sie gar nicht" Bevor ich diese Botschaft erkannte, zermürbte mein schlechtes Gewissen mein Leben mit dem Selbstvorwurf "du hast dem Vater die Kinder entzogen"

Während unsere Tochter an ihrer jungen Familie bastelt und schon die erweiterte Verwundbarkeit - die man als Mutter erleben kann - erfahren hat, zog sich unser Sohn unbermerkt in eine suizid gefährdete Deperession zurück. An einem kritischen Punkt in seinem Leben gipfelte die Depression in einen Suizit. Der Körper überlebte den Suizid, seine junge Seele jedoch war schon verbrannt. Jetzt lebt unser Sohn verkracht mit Gott und der Welt zurück gezogen. Nur die Tatsache, dass keine Todesmeldung von unserem Sohn bei mir eintrifft. sagt mir. dass mein Sohn noch lebt und mir bleibt die Hoffnung, dass die Seele meine Sohnes wie Phönix aus der Asche wieder an meiner Haustür klingelt.

Als sein Vater vom Suizid seines Sohnes erfuhr, sagte er nur "Er ist ja noch kaputter im Kopf als ich" und sprach damit seine eigene unverarbeitete Enttäuschung über seinen Vater aus, der in den Nachkriegsjahren seine Famile mit sechs Geschwistern für immer verlies.
  • Vater in SchwarzWeiß.
Neue Liebe, neues Glück, doch die Liebe als Glück reichte ihm nicht. Er wollte mehr Glück erfahren, er wollte das Glück als Dauerbrenner. So zog er als Hans im Glück ins Leben und eines Tages hielt er eine Flasche mit dem Teufel so fest in der Hand, dass niemand ihm aus seinen Händen reißen konnte. Der Teufel in der Flasche versprach ihm das Dauerglück und er belohnte ihn mit jeden tiefen Zug aus der Flasche mit einer GLückseeligkeit, die kein Erdenmensch ihm hätte geben können.

Der Vater in SchwarzWeiß schloß gegen jedes Aufbegehren aus seiner Umwelt einen unwiderruflichen Pakt mit dem Teufel und der zog ihn nach seiner BlutUnterschrift mit jedem Schluck tief und tiefer in seine Hölle. Statt der erhofften und versprochene Glückseeligkeit litt der Vater in Schwarz-Weiß fortan nur noch Höllenqualen.

Wer auf diese Weise vom Teufel in die Zange genommen wird, dem erscheint der Tod dann eines Tages lebenswerter als das Leben selbst. Bestürzt stand ich dann an seinem Grab. Was das Leben im nicht geben konnte, fand er dort, wo immer das Dort auch sein mag. Und Dort liegt er nun schon 7 Jahre lang neben seinem Vater- der seinen Pakt mit dem Teufel auch mit dem Leben bezahlte - in Ruhe, Frieden und unendlicher Glückseeligkeit, die bei uns Lebenden jedoch nur eine tiefe Traurigkeit erzeugt.

Ja und sein Sohn - unser Sohn?

Sein Geist treibt noch im All der Träume und ich weiß nicht wirklich, ob er bereit ist, sich auf der rauhen Erde niederzulassen.

Hinterliessen die verlorenen Väter ihren Söhnen als Erbe tiefe Spuren, so tiefe Spuren, dass sie die Spuren als Laufspur für ihr eigenes Leben nahmen bzw. nehmen werden ?


LaWe

In den Wind geschrieben

hat Tränen aus dem Haus getrieben

alles muss raus

Test
Test und das war es auch schon
Lange-Weile - 16. Aug, 14:56
vermüllt bis zum...
Als braver Bürger trenne ich den Müll sorgsam, so wie...
Lange-Weile - 20. Aug, 13:27
Nostalgische Erinnerung
Als ich Federhalter, Feder sowie das kleine Tintenfass...
Lange-Weile - 14. Aug, 14:25
Für alle Sushi Friends
Beeindruckender Film, auf jeden Fall sehenswert. Hat...
sushi-friends - 11. Apr, 14:40
Hallo Lo.
..ja ich denke, er hätte sich gefreut, auch wenn mein...
Lange-Weile - 20. Aug, 08:50

Das Neuste von

Hallo ;-)

meine Randbemerkungen

Achja...
das wusste ich gar nicht. Diese Art feinsinnigen Humor...
abendGLUECK - 5. Mai, 09:48
wie makaber ;-) Bei...
wie makaber ;-) Bei uns wurde es ähnlich, aber anders...
abendGLUECK - 4. Mai, 08:13
Gegenmittel
Hallo Bo., gestern las ich über eine amerikanische...
abendGLUECK - 25. Apr, 11:03

Abendstimmung

Suche

 

Wer bist du?

Online seit 7074 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 16. Aug, 14:56

Albtraum
Alter Schwede
Betrachtung
Experiment
Fragen
Glücksliste
Kurzmitteilung
Musik
Nachklang
Rätsel
Spaß Ecke
Stadtbilder
Stöckchen
Tage im Fluss
Traumzeit
Witzecke
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren