freundliche Nachbarn
So wünscht man sich seinen Nachbar - freundlich und aufmerksam. Immer bereit für einen netten hilfreichen Hinweis. Doch gestern Abend brachten sie mich zum Schmunzeln.
Endlich Feierabend. Ein langer Tag ist geschafft. Ich will noch einen Happen essen und mich schlapp auf meine Couch werfen. Meine grauen Zellen machen Pause, wollen sich nur vom Bildschirm berieseln lassen.
Doch das Telefon kennt kein Feierabend und ich muss meine grauen Zellen noch mal auf Trab bringen. Mein Nachbar aus dem Nachbaraufgang ist dran. Er ruft mich nur an, wenn die Luft brennt.
"He, K. was ist los. Was passiert?" frage ich aufgeregt.
" Ja, dein Nachbar hat heut deinen Sohn angemeckert" antwortet K.
"Auch das noch" denke ich. "Was hat mein Sohn denn angestellt?" frage ich zurück und stelle micgh schon mal auf eine Unannehmlichkeit ein.
"Er sagte deinem Sohn, dass sein Fahrrad nicht verkehrssicher ist. Das sie Lampen fehlen und wenn er das nicht ändert, dann informiert er die Polizei. Als ich den Alten so meckern hörte, hab ich ihm erst einmal Bescheid gesagt. Er hat deinem Sohn gar nichts zu sagen"
Ich bedanke mich bei meinem Nachbarn von Nachbarhaus für seinen verteidigenden Einsatz. Wundere mich aber Trotzdem über meinen anderen Nachbarn gegenüber. Ich kenne ihn als - zumindest mir gegenüber - als einen höflichen Menschen. Wenn ich ihn dann dankend mit freundlichen Augen ansehe, dann strahlt er mit glänzenden Augen zurück.
Er ist schon ein älterer, etwas aus dem Leim gegangener - und das in jeder Beziehung - Mann, der nach außen seine Aufgabe darin sieht, jeden Mitbewohner einen freundlichen Hinweis z.B. über das Falschparken vor dem Haus zu geben. Er weiß, welcher Parkplatz zu wem gehört und wenn ein ahnungsloser Bürger sich darauf stellt, dann bekommt er auf jeden Fall die Empfehlung, sich doch einen anderen Platz auszusuchen. Das geschieht unaufdringlich und seine Augen hecheln dabei nach einen dankbaren Rückblick und lobende Worte für die Freundlichkeit.
Mein Nachbar aus dem Nachbarhaus ist ebenfalls ein Ordnungshüter. Hört er ein Bohrgeräusch 10 Minuten vor Ablauf der nach Hausordnung vorgeschriebenen Ruhezeit, dann läuft wie unter Raketenantreibstoff gesetzt das ganze Haus ab, bis er endlich den Störenfried gefunden hat. Und er sagt dem Störenfried dann erst einmal ordentlich Bescheid.
Ich frage meinen Sohn nach dem Vorfall mit unserem Nachbarn.
"Hat Herr R. dich heut angemeckert und mit der Polizei gedroht?" frage ich besorgt. "Was hatte er überhaupt an deinem Fahrrad beanstandet?"
"Ach, er hat nur gesagt, ich sollte mir Lampen anbauen, damit ich besser sehe und gesehen werde" erzählt er mir ganz gelassen.
"Und was ist mit der Polizei? "
"Na, er meint, dass die Polizei mich deshalb anhalten könnte". "Das klingt vernünftig" denke ich mir.
"Und hat er dich angeblubbert?"
"Nee, er hat nur etwas laut gesprochen. Ich hab mir gedacht, lass den Alten doch reden und mich bei ihm für den Hinweis bedankt"
Naja, so unterschiedlich sind die Sichtweisen über ein Gesprächsverlauf.
Und meine Sichtweise?
Vor dem Haus kamen sich zwei Ordnungshüter ins Gehege und haben sich vor meinem Sohn beharkt.
Mein Nachbar aus dem Nachbarhaus hat mir gezeigt, dass er sich nicht scheut und meinen Sohn wie eigen Fleisch und Blut verteidigt.
Jetzt bin ich gespannt, wann mein Nachbar von nebenan mich über den unangemessenen Zustand des Fahrrades meines Sohnes unterrichtet und mir sagt, dass er es doch nur gut mit mir und ihm meint.....
LaWe