Keine Angst vor großen Biestern...
Jeden Dienstag und Donnerstag treffen sie sich vor der Sporthalle und warten auf mich. Erscheine ich auf der Bildfläche, laufen sie mir mit einem Hallo entgegen, ja der eine oder andere läst sich von mir sogar leicht umarmen. Ein herzliches Bild, was sich nach kurzer Zeit bald ändern wird.
Was nach einen liebreizenden Kind aussieht verwandelt sich schon bald in eine kleine stachlige Biestigkeit und verlangt nach einer ungeteilten Aufmerksamkeit ohne Repressalien. Und wer mit ihnen arbeitet, muß die Kinder inklusive Biestigkeit lieben.
Doch so manch Trainer hat nur in die Halle geschaut und sich für einen geglätteten Boden entschieden. Artige Kinder, brav und lieb - sie sind wie ein roter Teppich, auf den es sich weich auftreten läßt. Doch die kleinen Biester lassen ihre holprige Straße unbedeckt und hoffen darauf, dass jemand den Weg auf dem umwegsamen Gelände zu ihnen schafft.
Jeder Bewerber für die Trainerstelle darf in das Schnuppertraining mit den kleinen Biestern und sich ein Handwerkzeug für sie erarbeiten, wenn er es möchte. Wer die kleinen Biester übersteht - übersteht alles . Ein neuer Trainer, ein Blick in die Halle und eine AbsageMail an den Verein, so ist der Lauf der Dinge der letzten Tage. Es zeichnet sich ab - was gehen mich fremde Kinder an?
Gestern schaute wieder eine Neue rein. Erst einmal schnuppern hat sie gesagt. Ich sehe ihre Ideale und hoffe auf ihre Stabilität, wenn diese einstürzen. Dann stürzen auch schon die Massen ein. Große Biester und kleine Angsthasen. Ein bunter Haufen stürmt lärmend durch die Halle. Meine einzigen Werzzeuge sind mein lautstarke Trillerpfeife und meine Entschlossenheit, mich von den Kleinen nicht fressen zu lassen.
Sie testen wann und wo sie können, ob meine Entschlossenheit auch standhaft bleibt und ich schieße wie mit einer Kanone mit meinen Selbstbewußtsein durch die Halle, dass es von allen Seite noch als Echo ihn ihre Ohren donnert. Und sie laufen und laufen, bis die ersten Schweißperlen ihre Turnhemden dunkel färben.
Mit den feuchten Sportsachen erhitzen sich die ersten Gemüter und die Verwandlung von den noch harmlosen Biestern zu wütenden Kampfhähnen beginnt. Der Prozeß ist begleitet von zahlreichen Beschwerden an den Trainer, die zum Teil im Hallenlärm untergehen.
Mit dem Wettlauf um die beste Zeit beginnt mein Wettlauf mit den Kampfhähnen und schon scheren die ersten zwei aus. Vergessen die Mannschaft, für die sie laufen wollen. Sie scheinen vom wilden Affen gebissen und verwandeln die Halle ihre individuelle Kampfarena.
Jetzt heißt es für mich flinke Füße, denn wenigsten einen von beiden muß ich handgreiflich lahm legen. Ich erfasse einen - fast im Vorbeiflug - am Arm und halte ihn fest in meinem Kraftzentrum. Sein hysterische Geist wehrt sich mit Händen und Füßen und zappelt schreiend wie wild und atemlos am Boden. Ich bedanke mich für jede Stunde Kampfsportraining, denn ich weiß den Trick, einen Menschen am Boden zu halten, ohne ihm weh zu tun.
Das bricht den Widerstandsgeist seiner Hysterie und der verschwitzte Junge kommt wieder zu sich, wird für mich ansprechbar. "Aber er hat zu mir Dopfkopf gesagt" ist seine Begründung für die individuelle Hetzjagd durch die Halle. Der Gehetzte unterstellt ihm eine Lüge "Ich hab gar nichts gemacht" und ist damit wieder aus der Sache und geht ruhig wieder an seinen Platz zurück. Es ist in der Laufstaffel gleich dran und gibt für seine Mannschaft das Beste.
Der wildgewordene Hyteriker ist für seine Mannschaft erst einmal gestorben, sie muß ohne ihn auskommen. Ich setze ihn erst einmal am Hallenrand fest. Dort bleibt er artig sitzen, er kennt das - ich kenne das. Kurze Zeit später kehrt sein "gesunder " Geist zurück und hält ihn für den Rest der Trainingsstunde im Gleichgewicht und für mich berechenbar und ansprechbar.
Die neue Schnuppertrainerin schaute dem Szenario erschrocken zu und sagt "Aber so geht das doch nicht" "Das weiß ich" antworte ich "aber der Junge ist Opfer seiner eigenen Hysterie. Ich helfe ihm dabei, sie wieder auf den Nullpunkt zu bringen". "Aber er muß sich doch zusammenreißen können" antwortet mir die Schnuppertrainerin. Ich weiß, was sie mir damit sagen möchte. Der rote Teppich, er muß sich doch auf die eine und andere Art weben lassen können, vielleicht sogar mit vorgefertigten und altbewährten Verhaltensmustern?
"Zusammenreißen?" frage ich mich in Gedanken. "Wie soll ein Kind überschäumendes Emotionales zusammenreißen können, wenn es von stürmischen Emotioneswellen überrollt wird und ihn dabei vorübergend der Atem genommen wird"?
Ich antworte "Die Kinder verlangen auf ihre Art nach Aufmerksamkeit, sie wollen sich reiben, sich abreagieren und ich biete ihnen die Reibfläche, den kleinen Kampf, nach dem sie suchen". "Aber wenn es Aufmerksamkeit bekommt, dann verlangte es doch nach mehr und mehr" hält die Schnuppertrainerin gegen.
"Nein" antworte ich ihr "später reicht ein Blick von mir, ein streicheln über den ruppigen Jungskopf und sie kriegen ihre Emptionswoge selber im Griff. Sie wissen, ich habs gesehen und das reicht ihnen dann".
Ich sehe den Zweifel in ihren Augen und die Hoffnung auf den roten Teppich schwindet dahin.
Nach dem Trainig denke ich noch einmal darüber nach - zusammenreißen? Aber wie soll aus einem Kind rauskommen, was raus will und muß?
LaWe

Doch so manch Trainer hat nur in die Halle geschaut und sich für einen geglätteten Boden entschieden. Artige Kinder, brav und lieb - sie sind wie ein roter Teppich, auf den es sich weich auftreten läßt. Doch die kleinen Biester lassen ihre holprige Straße unbedeckt und hoffen darauf, dass jemand den Weg auf dem umwegsamen Gelände zu ihnen schafft.
Jeder Bewerber für die Trainerstelle darf in das Schnuppertraining mit den kleinen Biestern und sich ein Handwerkzeug für sie erarbeiten, wenn er es möchte. Wer die kleinen Biester übersteht - übersteht alles . Ein neuer Trainer, ein Blick in die Halle und eine AbsageMail an den Verein, so ist der Lauf der Dinge der letzten Tage. Es zeichnet sich ab - was gehen mich fremde Kinder an?
Gestern schaute wieder eine Neue rein. Erst einmal schnuppern hat sie gesagt. Ich sehe ihre Ideale und hoffe auf ihre Stabilität, wenn diese einstürzen. Dann stürzen auch schon die Massen ein. Große Biester und kleine Angsthasen. Ein bunter Haufen stürmt lärmend durch die Halle. Meine einzigen Werzzeuge sind mein lautstarke Trillerpfeife und meine Entschlossenheit, mich von den Kleinen nicht fressen zu lassen.
Sie testen wann und wo sie können, ob meine Entschlossenheit auch standhaft bleibt und ich schieße wie mit einer Kanone mit meinen Selbstbewußtsein durch die Halle, dass es von allen Seite noch als Echo ihn ihre Ohren donnert. Und sie laufen und laufen, bis die ersten Schweißperlen ihre Turnhemden dunkel färben.
Mit den feuchten Sportsachen erhitzen sich die ersten Gemüter und die Verwandlung von den noch harmlosen Biestern zu wütenden Kampfhähnen beginnt. Der Prozeß ist begleitet von zahlreichen Beschwerden an den Trainer, die zum Teil im Hallenlärm untergehen.
Mit dem Wettlauf um die beste Zeit beginnt mein Wettlauf mit den Kampfhähnen und schon scheren die ersten zwei aus. Vergessen die Mannschaft, für die sie laufen wollen. Sie scheinen vom wilden Affen gebissen und verwandeln die Halle ihre individuelle Kampfarena.
Jetzt heißt es für mich flinke Füße, denn wenigsten einen von beiden muß ich handgreiflich lahm legen. Ich erfasse einen - fast im Vorbeiflug - am Arm und halte ihn fest in meinem Kraftzentrum. Sein hysterische Geist wehrt sich mit Händen und Füßen und zappelt schreiend wie wild und atemlos am Boden. Ich bedanke mich für jede Stunde Kampfsportraining, denn ich weiß den Trick, einen Menschen am Boden zu halten, ohne ihm weh zu tun.
Das bricht den Widerstandsgeist seiner Hysterie und der verschwitzte Junge kommt wieder zu sich, wird für mich ansprechbar. "Aber er hat zu mir Dopfkopf gesagt" ist seine Begründung für die individuelle Hetzjagd durch die Halle. Der Gehetzte unterstellt ihm eine Lüge "Ich hab gar nichts gemacht" und ist damit wieder aus der Sache und geht ruhig wieder an seinen Platz zurück. Es ist in der Laufstaffel gleich dran und gibt für seine Mannschaft das Beste.
Der wildgewordene Hyteriker ist für seine Mannschaft erst einmal gestorben, sie muß ohne ihn auskommen. Ich setze ihn erst einmal am Hallenrand fest. Dort bleibt er artig sitzen, er kennt das - ich kenne das. Kurze Zeit später kehrt sein "gesunder " Geist zurück und hält ihn für den Rest der Trainingsstunde im Gleichgewicht und für mich berechenbar und ansprechbar.
Die neue Schnuppertrainerin schaute dem Szenario erschrocken zu und sagt "Aber so geht das doch nicht" "Das weiß ich" antworte ich "aber der Junge ist Opfer seiner eigenen Hysterie. Ich helfe ihm dabei, sie wieder auf den Nullpunkt zu bringen". "Aber er muß sich doch zusammenreißen können" antwortet mir die Schnuppertrainerin. Ich weiß, was sie mir damit sagen möchte. Der rote Teppich, er muß sich doch auf die eine und andere Art weben lassen können, vielleicht sogar mit vorgefertigten und altbewährten Verhaltensmustern?
"Zusammenreißen?" frage ich mich in Gedanken. "Wie soll ein Kind überschäumendes Emotionales zusammenreißen können, wenn es von stürmischen Emotioneswellen überrollt wird und ihn dabei vorübergend der Atem genommen wird"?
Ich antworte "Die Kinder verlangen auf ihre Art nach Aufmerksamkeit, sie wollen sich reiben, sich abreagieren und ich biete ihnen die Reibfläche, den kleinen Kampf, nach dem sie suchen". "Aber wenn es Aufmerksamkeit bekommt, dann verlangte es doch nach mehr und mehr" hält die Schnuppertrainerin gegen.
"Nein" antworte ich ihr "später reicht ein Blick von mir, ein streicheln über den ruppigen Jungskopf und sie kriegen ihre Emptionswoge selber im Griff. Sie wissen, ich habs gesehen und das reicht ihnen dann".
Ich sehe den Zweifel in ihren Augen und die Hoffnung auf den roten Teppich schwindet dahin.
Nach dem Trainig denke ich noch einmal darüber nach - zusammenreißen? Aber wie soll aus einem Kind rauskommen, was raus will und muß?
LaWe
Lange-Weile - 20. Sep, 10:51