Frau gegen Einsamkeit
Hinter meinem Rücken tut sich was.
Schwerfällige Körper arbeiten sich auf die freien Sitzplätze zu. Vielleicht haben sie schon länger als 5 Minuten auf ihre Bahn gewartet und sind froh, dass sie endlich wieder sitzen können.
Erleichtert senken sich ihre Körper ab. Dann erst haben sie den ersten Blick für ihre Umgebung frei. Wiedersehensfreude wird laut.
"Ja" antwortet eine alte zittrige Stimme. "Ich war letzte Woche ja wieder in der Klink"
"Ja, ja" sagt die schwere Stimme "Das kenne ich"
"Ach" sagt die zittrige Stimme klagend "nichts klappt mehr so richtig. Das Herz , der Kreislauf, ach und meine Knochen. Ich muss immer Tabletten nehmen."
"Ja, ja" seufzt die schwer atmende Stimme "Wenn ich die vielen Tabletten nicht nehmen würde, ich läge ich schon längst in der Kiste"
"Ach, davon kann ich auch ein Lied singen, so viele Tabletten. Aber wenn ich die nicht hätte, wäre es auch bald aus mit mir"
"Zu welchem Arzt geht du denn immer“? will die zittrige Stimme wissen.
Mit Freude stellen die alten Männer fest, dass sie zur selben Ärztin gehen - sie haben außer den vielen Tabletten noch was Gemeinsames
"Ich muss einmal die Woche zu meiner Ärztin" sagt die schwer atmende Stimme
„Ich auch“ antwortet der andere.
"Wohin fährst du jetzt?" erkundigt sich die zittrige Stimme.
"Ach, ich fahre jetzt zu meiner Freundin. Meine Zweite Frau ist ja schon 10 Jahre tot und ich wollt nicht mehr allein sein. Jetzt wohne ich bei der Neuen" sagt die schwere Stimme. "Aber bei ihr soll ich immer wie ein junger Bengel sein. Das ist gar nicht so einfach" klagt die schwere Stimme über das neue schwere Los mit der Freundin.
Die zittrige Stimme bereitet sich auf den Ausstieg vor.
Die alten Männer verabschieden sich lautstark:
"Na dann tschüß und halt den Kopf hoch. Ich lass mich auch nicht unterkriegen" ruft die zittrige Stimme noch beim aussteigen der schwer atmenden Stimme zu. Brav folgt er im kurzen Abstand einer Frau – vielleicht seiner Frau.
Es ist wieder ruhig hinter meinem Rücken.
Ich höre nur noch das leises Getuschel anderer Fahrgäste und den schweren Atem des Mannes, der auf den Weg zu der Frau gegen seine Einsamkeit ist.
LaWe
Schwerfällige Körper arbeiten sich auf die freien Sitzplätze zu. Vielleicht haben sie schon länger als 5 Minuten auf ihre Bahn gewartet und sind froh, dass sie endlich wieder sitzen können.
Erleichtert senken sich ihre Körper ab. Dann erst haben sie den ersten Blick für ihre Umgebung frei. Wiedersehensfreude wird laut.
"Ja" antwortet eine alte zittrige Stimme. "Ich war letzte Woche ja wieder in der Klink"
"Ja, ja" sagt die schwere Stimme "Das kenne ich"
"Ach" sagt die zittrige Stimme klagend "nichts klappt mehr so richtig. Das Herz , der Kreislauf, ach und meine Knochen. Ich muss immer Tabletten nehmen."
"Ja, ja" seufzt die schwer atmende Stimme "Wenn ich die vielen Tabletten nicht nehmen würde, ich läge ich schon längst in der Kiste"
"Ach, davon kann ich auch ein Lied singen, so viele Tabletten. Aber wenn ich die nicht hätte, wäre es auch bald aus mit mir"
"Zu welchem Arzt geht du denn immer“? will die zittrige Stimme wissen.
Mit Freude stellen die alten Männer fest, dass sie zur selben Ärztin gehen - sie haben außer den vielen Tabletten noch was Gemeinsames
"Ich muss einmal die Woche zu meiner Ärztin" sagt die schwer atmende Stimme
„Ich auch“ antwortet der andere.
"Wohin fährst du jetzt?" erkundigt sich die zittrige Stimme.
"Ach, ich fahre jetzt zu meiner Freundin. Meine Zweite Frau ist ja schon 10 Jahre tot und ich wollt nicht mehr allein sein. Jetzt wohne ich bei der Neuen" sagt die schwere Stimme. "Aber bei ihr soll ich immer wie ein junger Bengel sein. Das ist gar nicht so einfach" klagt die schwere Stimme über das neue schwere Los mit der Freundin.
Die zittrige Stimme bereitet sich auf den Ausstieg vor.
Die alten Männer verabschieden sich lautstark:
"Na dann tschüß und halt den Kopf hoch. Ich lass mich auch nicht unterkriegen" ruft die zittrige Stimme noch beim aussteigen der schwer atmenden Stimme zu. Brav folgt er im kurzen Abstand einer Frau – vielleicht seiner Frau.
Es ist wieder ruhig hinter meinem Rücken.
Ich höre nur noch das leises Getuschel anderer Fahrgäste und den schweren Atem des Mannes, der auf den Weg zu der Frau gegen seine Einsamkeit ist.
LaWe
Lange-Weile - 20. Mär, 13:07
Beim Lesen der Geschichte habe ich mich eine der Wiener U-Bahnen versetzt gefüllt, wenn ich gelegentlich am Wochenende unterwegs bin. Je älter ich selbst werde umso verständlicher werden mir die Gespräche der älteren Generation.
Deine Erzählung hat einen liebevollen Nachklang, was mir gefällt, denn ich halte den wertschätzenden Umgang der Generationen für etwas Wesentliches.
Mit lieben Grüßen
Rosenherz
schön wieder von dir zu lesen.
Ja..die beiden Herren, sie waren, obwohl sie doch schon sehr von ihren Leiden geplangt waren auf ihre Weise amüsant.
Gruß LaWe