Yaga-Trance - Dance
Das werd ich am nächsten Donnerstag mit meinen Frauen in der Yoga-Gruppe machen.
Das ist nach meinem Geschmack, aber für die Mädels der Gruppe vielleicht zu hart
Wenn Gäste mein Bad betreten können sie sich kaum im Spiegel sehen. Das kommt nicht daher, weil der Spiegel so beschlagen oder ungeputzt ist, sondern weil er auf meine Körpergröße ausgerichtet wurde. Alle Spiegel in der Wohnung wurden auf meine 1,54 m Körpergröße ausgerichtet, damit ich mich besser sehen kann.
Dass ich in den Schulsportreihen immer an letzter Stelle stand - wir mußten uns immer von links nach rechts der Größe nach aufstellen - störte mich weiter nicht.
Aber ich bin eine Frau und nehme meine geringe Körpergröße nicht so tragisch, wie es vielleicht die Jungs bzw. Männer tun. Das wurde mir erst klar, als vor Jahren ein kleinwüchsiger Bekannter so nebenbei erzählte, er hätte sich mit seiner Körpergröße (1.65) abgefunden. Da erst erkannte ich, dass die Kleinwüchsigkeit für den Mann ein Lebensthema sein kann, mit dem er sich nur schwer aussöhnen können. Und wenn er unter einem ungelösten Problem innerlich schwer zu tragen hat, macht er für das Umfeld mitunter schwer nachvollziehbare Sachen, die andere dann als "Kleiner-Mann-Syndrom" bezeichnen.
"Ich habe Zeit und ich nehme mir Zeit und schnüffel im Discounter alle Regale nach Schnäppchen ab. Ich kenne das Sortiment und die alten Preise und wenn sie etwas auf die schnelle los werden wollen, dann senken sie drastisch die Preise. So beim schnöckern bemerke ich, dass mich jemand nicht nur ansieht, sondern auch anstrahlt und ich schaue, woher der strahlende Blick kommt.
Und richtig, er kommt direkt auf mich zu und geht mit einem freundlichen "Guten Tag" an mir vorbei. Er schaut mir dabei in die Augen, als würden wir uns aus alten Zeiten kennen. Obwohl wir auf Augenhöhe sind, hab ich das Gefühl, er schaut von unten zu mir hoch. Seine Augen sind wässrig blau. Sie könnten geweint haben. Aber ein Mann weit ja nicht und wenn, dann nur heimlich.
Ich grüße freundlich zurück "Guten Tag" gehe vorbei und versinke wieder in meine Schnäppchensuche, nicht ohne zu überlegen "Wer war denn das?". Dabei gehe ich das Register meiner Bekannten durch, die aus alten Zeiten und die aus neuen Zeiten. Aber er ist nicht dabei. Vielleicht hat er mich irgendwo gesehen oder erlebt, ohne dass er mir aufgefallen ist und beende damit mein Nachsinnen.
Mit meinem Einkauf ohne Schnäppchen stelle ich mich in die Kassenreihe. Da kommen die strahlenden wässrigblauen Augen zielsicher auf mich zu. Er will mit mir sprechen, deutlicher können die Zeichen nicht sein: "Entschuldigen sie, sind sie Karin ?" fragt er mich fast flüstern. Dabei neigt er sich näher zu mir rüber, seine Augen sind jetzt direkt vor meine Augen. Doch ich muß ihn enttäuschend. "Nein, ich bin nicht Karin". Seine Augen sehen enttäuscht aus und deshalb erzähle ich ihm, dass ich mir schon den Kopf zerbrochen hatte, woher ich ihn vielleicht kenne und dass ich aber zu dem Schluß kam, das ich einer Frau, die Karin heißt, wohl ähnlich sehe. Unsere Blicke verabschieden sich, es gibt nichts mehr zu sagen.
Nach dem kurzen Wortwechsel verläßt er ohne Einkauf den Discounter und ich warte noch darauf, dass ich von der Kassiererin abgebongt und abkassiert werde. Nach der Bezahlung hab ich den kleinen Mann schon vergessen, im Kopf bin ich schon in meiner Wohnung.
Nur noch den Einkaufwagen zurück stellen und nach Haus ist mein Streben. Doch am Ausgang sehen mich wieder die blau wässrigen Augen an. Er kann seine Unsicherheit jetzt nicht mehr verbergen, doch scheint er entschlossen, noch einmal mit mir ein Gespräch anzufangen. "Also wirklich, sie sehen aus, wie Karin" nimmt er das im Markt zurückgelassenen Gespräch wieder auf. "Ja, es soll ja Doppelgänger geben"antworte ich auf seine erneute Feststellung und nehme nebenbei meinen Chip aus dem Einkaufskorb. Der Einkauf ist in meinem Rucksack und mein Ziel die meine Wohnung.
Doch seine Augen entlassen mich noch nicht aus dem kurzen Gespräch. Er will noch etwas sagen und ringt nach den richtigen Worten. Obwohl auf Augenhöhe schaut er mich immer noch von unten nach oben an. Ich gebe ihm die Zeit für den nächsten Satz und sehe ihn erwartungsvoll an.
"Kann ich sie zu einem Kaffee einladen?" endlich ist es raus und er sieht mich voll Hoffnung an. Doch die fällt wie eine Seifenblase zusammen als ich ohne Umschweife antworte "Nein". Mit einem letzten Blick verabschiede ich mich und gehe mit meinem Einkauf heimwärts. Den Rückblick erspare ich mir.
Obwohl?
Ich hätte gern den Berater des kleinen Mannes gesehen, der ihm nach dieser Niederlage sicher neue Ratschläge für den nächsten Anlauf - einfach eine Frau an zusprechen- gibt.
LaWe
Mit Leichtigkeit und Mausklick kann sich der Mensch heut durch das Internet bewegen. Niemand wundert sich, wie es kommt, dass meine in die Tastatur gegeben Buchstaben und Wort mit einem Mausklick auf den Button "Senden" im Bruchteil einer Sekunde dem Rest der Welt zu Verfügung stehen.
Meinen geretteten Regenwurm vom gestern konnte ich ohne Probleme per Bild auf den Weg der Hochgeschwindigkeitsautobahn in Internet schicken. Und wenig später erhielt ich von LO einen Orden als Lebensretter des ver(w)irrten Wurms.
Schneller gehts nimmer.
Doch wenn meine Informationen Zeit und Raum ohne Probleme überwinden, ist es dann auch nicht möglich, auch körperlich eine Reise durch die Zeit zu machen?
Noch einmal in der Vergangenheit sein.
Wisssen, was damals geschah, wie lebte der Mensch ohne seine Komfortzone von heut? Die zahlenreichen Dokusoaps in Fernsehen lassen Freiwillige diese Erfahrungen vor der Kamera machen.
Oder - was kommt nach mir?
Was geschieht weiter in der Welt, wenn ich nicht mehr das bin? Ich gebe zu - diese Frage beschäftigt mich mehr, als der Blick zurück.
Aber mein Leben ist begrenzt und wenn ich Glück habe, schaffe ich eine 3-stellige Geburtstagszahl. Meine Familie gratuliert mir zu meinem 100sten. Ich bin dann zwar schon körperlich und geistig klapprig, aber ich bin dann noch da. Doch wie es dann nach meinem Tod weitergeht, dass steht für mich dann in den Sternen, denn dann bin ich ja im Himmel.
Aber es gibt noch einen Weg, der die letzte Reise in den Himmel auf einen Umweg umgehen kann. Das setzt voraus, dass ich freiwillig in einen Kühlschranke steige, der meinen Körper auf -196° Grad tief einfriert. Verpackt als Mumie werde ich mit dem Kopf nach unten gelagert und warte auf die Erlösung aus dem Eis.
Die Wissenschaft nennt diesen Vorgang "Kryonik" und mit Hilfe diese Technik kann ich als Eisbatzen viele ungesehene Jahre hinter mir lassen. Der Inhalt meines Gehirn wird auf einer Art Festplatte abgelegt. Auch das hat einen Namen - Uploading - d.h. mein Bewußstein wird auf deinen Computer aufgespielt.
Ja, das hört sich doch gut an, oder?
Nun muß ich nur noch warten, bis es der Wissenschaft wieder gelingt, die Eisbatzen wieder zu menschlichen Wesen zu machen, ohne das daraus ein weiblicher Frankensteinmonster wird.
Doch eine Reise in die Zukunft ohne (Zwischen)Endstation Tiefkühlung geht es heut noch nicht und wer eine Frostbeule ist, dem wird der Weg als Einsbatzen in die Zukunft schwerer fallen, als den, der sich besser mit Kälte mehr anfreunden kann.
Mit Hilfe meiner Recherchen im Internet konnte ich mich mit der bizarren Zeitreise etwas schlauer machen und zum Glück wurde ich nicht mit einer Informationsflut überrollt - die wenigen Internetseiten hielten sich in Grenzen.
Ich fand eine Buch, geschrieben von Klaus Reinhard, das sogar komplett veröffentlich wurde und wer mag, kann es hier "Wie der Mensch den Tod besiegt" nachlesen.
Aufmerksam auf das Thema Unsterblichkeit wurde ich durch die makabere Schlagezeile "Der Mann, der seine Mutter in den Eisschrank hängte", eine Playboy Reportage in Focus.online.