kein Zurück

Es gibt Wege, die man gegangen ist, die führen nie wieder zurück..egal über welche Kreuzung man die Umkehrung versucht. Der neu eingeschlagene Weg hält sich nicht an  die Kompassnadel, die in eine bestimmt Richtung zeigt. Es sollte der Weg in die sonnige Wärme sein . Ich nehme den Weg nach Süden, gehe in Richtung Süden, wie meine Kompass die Richtung anzeigt. Doch der eingeschlagene  Weg führt in den kalten Norden, die sonnige Wärme ist hinter meinem Rücken. Auch entgegen gesetzt spielt mir der Weg übel mit..egal, in welche Richtung ich gehe..die sonnige Wärme ist immer hinter meinem Rücken.

Es ist Zeit. Die Festtage liegen schon lange hinter mir. Ich will wieder nach Haus. Die Tage bei dem Verwandten waren wunderschön. ich möchte keine Stunde missen. Nachdem ich den Entschluss gefasst hatte, sollte es auch schnell gehen. Ein Blick auf den Fahrplan per Internet. Wenn ich mich beeile. kriege ich den Zug kurz nach 17 Uhr. Wenig später stehe ich schon am Bahngelände. Mit mir auf Reisen will Oma gehen. Naja..Oma..sie ist nicht meine Oma, aber weil sie die Oma von Sohnemann ist, nenne ich sie auch einfach mal Oma. Aber eigentlich kann das gar nicht sein. Sie lebt nicht mehr. Nachdem ich meine Augen noch mal auf scharf gestellt habe, ändert sich daran nix.Neben mir ist Oma. Sie hat sogar ihren Strandkorb mitgebracht. Weiß auch nicht, wie sie den Koloss bis zum Bahnhof geschafft hat. Das erfrischende Lindgrün der Verkleidung stimmt mich fröhlich und Oma lässt dich erst mal in ihrem Strandkorb nieder. Der Strandkorb steht direkt am Straßenrand mit tosendem Straßenverkehr. Sie macht es sich gemütlich, holt ihre Zeitung raus und ein dampfender Kaffee steht auch schon für sie bereit.Ich wundere mich über gar nichts mehr. Früher hätte Oma wegen ihres Asthmas nicht mal in die Näher einer Straße kommen können, ohne in Atemnot zu geraten. “Schau mal nach, wann genau und von welchen Bahnsteig unser Zug fährt” bittet sie mich. Klar..sie muss ja vorher wissen, wohin sie den Koloss von Strandkorb transportieren muss. Der lindgrüne Strandkorb wirkt im tristen Stadtleben wie es sich auf der Straße zeigt, wie eine Oase in der Wüste.

Ich kann dummerweise die Haupthalle vom Bahnhof nicht mehr finden, obwohl ich mitten im Gelände bin. Vor mir jede Menge Gleise, wartende Reisende auf den Bahnsteigen, Züge die kommen und wieder anfahren. Ich müsste über die zahlreichen Gleise springen, um auf meinen Bahnsteig zu kommen. Sogar die Anzeige für die Abfahrt meines Zuges kann ich sehen. Es bleiben mir – uns – nur noch wenige Minuten Zeit. Aber ich finde den Eingang einfach nicht. Mit Oma und Strandkorb ist eine verbotene Überquerung der Gleise gar nicht möglich. Ich bin verzweifelt. In wenigen Minuten fährt mein Zug in die Heimat..ich will wieder nach Haus. Ich muss zusehen, wie mein Zug einläuft und ohne mich abfährt. Oma sitzt in ihrem lindgrünen Strandkorb am Straßenrand und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen Mein Herz sendet ein dumpfes Gefühl aus. Damit quittiert es meine Ohnmacht. Ich muss den Rest meines Lebens auf dem Bahnhofgelände verbringen..bin gefangen in meiner Ratlosigkeit, kann die Gesetze der Bahn nicht brechen und auch Oma kann ich nicht einfach zurück lassen. Ohnmacht..dumpfe Ohnmacht….

Die Zeiten haben sich geändert. Ich hab mich wieder auf den Weg gemacht. Diesmal nicht mit Oma, die plötzlich an meiner Seite auftaucht. Nein, ich bin mit 2 weiteren Mädels zum Trainerlehrgang gefahren. Wir haben Glück und bekommen ein gemeines Zimmer. Den Zimmerschlüssel müssen wir uns teilen. “Ich nehme ihn an mich” sagt meine Freundin. Doch als wir abreisen wollen, ist sie mit samt dem Schlüssel wie vom Erdboden verschluckt. Wir finden sie nicht und alle Teilnehmer sind schon abgereist. Wir laufen zur Rezeption. Die Mitarbeiter sind beschäftigt, sie packen alles zusammen, beenden ihren Arbeitseinsatz. “Uns fehlt ein Schlüssel” informieren wir. Sie geben uns einen, der noch nicht im Einsatz war. Am dicken Anhänger glotzt mich eine 13 an. Shit, das war nicht unser Zimmer. Trotzdem versuchen wir es und wie erwartet, ist das Zimmer leer. Die Gäste sind schon auf Heimreise. Jetzt ist guter Rat teuer. Was tun, wenn man nicht weiter weiß? Ich wollte meine persönlichen Dinge nicht einfach zurück lassen, doch die Abreise lässt sich nicht mehr länger verschieben. Die Rezeption ist leer, niemand mehr da, der uns eine Schlüssel geben könnte.

“Ich weiß wo eure Freundin mit dem Schlüssel ist” Ein rettender Hinweis in letzter Sekunde. Eine Fremde, sie kennt unsere verschwundene Freundin auch.Nur ich laufe mit ihr mit. Sie sagt, sie hätte unsere Freundin 2 Querstraßen weiter gesehen. Wir laufen 2 mal um die Kurve und finden niemand. “Sie war aber hier” sagt die Fremde und zeigt in eine Richtung. Ich versuche kraft meiner Sehschärfe meine Freundin zu finden. Doch da ist nichts..nur eine endlos lange Straße. Nun ist auch die Fremde plötzlich vom Erdboden verschluckt. “Wo ist sie?” Fragezeichen in meinem Kopf geben sich die Klinke in die Hand. Und überhaupt, wie bin ich hier her gekommen. Die Gegend ist mir so fremd, als wäre ich im Ausland auf der anderen Seite der Erde. Ich habe keine Ahnung, in welche Richtung ich laufen soll, um zurück zu kehren. Ich habe alles verloren. meine Freundinnen, meine persönlichen Dinge, mein zu Hause, meine Orientierung und die endlose Straße führt ins Nirgendwo.

Diese Irrungen und Wirrungen sind meine gegenwärtigen Begleiter. Sie schleichen tagsüber lautlos neben mir her und herrschen Nachts über mein Unterbewusstsein. Egal, wie die Träume sich aufbauen, am Ende stehe ich da…verlassen und ohne Orientierung….

LaWe

bonanzaMARGOT - 8. Jan, 19:32

jeder wählt seinen weg letztlich selbst.
wir gehen durch ein labyrinth - gleichsam innen und außen.
es bleibt ein rest eigener gedanken ...
nur ein rest.
vielleicht ein rest liebe.

Lange-Weile - 8. Jan, 23:40

Albtraum

Hallo Bo.,

das waren mal wieder meine Albträume..die immer das selbe Ende haben..ich will zurück und ich finde entweder den Weg nicht mehr oder es stellt sich mir etwas in den Weg. Vielleicht ist es das Leben an sich, was meine Träume mir immer wieder zeigen wollen. "Es gibt kein Zurück" egal, wie ich es anstelle, es wird niemals klappen. Vielleicht wehrt mein Inneres sich gegen das Altern auf diese Weise.

Interessant war, das die Oma von Johannes im Traum vor kam. 2 Jahre nach ihrem Tod hat sie es sich in der Totenwelt ganz gut eingerichtet. So gelassen sah ich sie noch nie. Das kann auch eine Botschaft meines Traumes sein..."So schlecht ist es auf der anderen Seite nicht"

Bisher träumte ich von jedem, der mir nahe stand und vor Jahren schon ging, immer so 2 Jahre nach ihrem Tod von ihnen und alle machten auf miich einen entspannten gelösten Eindruck, außer vom Vater von Johannes, obwohl er mir ja auch nahe stand. Fast scheint es so, als könne er auf der anderen Seite nach dem Leben auch keinen Frieden, wie zu seinen Lebzeiten, finden.

Das Leben ein Labyrith..ein guter Vergleich. Selten findet man auf Anhieb den richtigen Weg und überhaupt, ob es der richtige Weg war, wird man wahrscheinlich erst am Ende wissen. Bishin sollte der Mensch sie Suche nach dem richtigen Weg niemals aufgeben.

LG LaWe

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