Sonntag, 8. Dezember 2013

Schlüsselerlebnis

Das Klingeln hörte sich  aggressiv an. Ich will nicht sagen, dass ich Besucher schon am klingeln erkenne, aber ein Postbote kann das nicht sein, oder doch? Die  Weihnachtszeit rückt in sichtbare Nähe, die ersten Weihnachtsgeschenke werden per Internet geordert Der Zusteller hat bestimmt alle Hände voll zu tun und arbeitet sich am Klingelbrett von unten nach oben, bis sich ein Mieter des Hauses erbarmt und das nicht zustellbare Päckchen entgegen nimmt.

Ich wollte mich gestern nicht darum drängeln, hielt mich zurück. Und siehe da..Ruhe im Schiff, ich bin raus aus der Nummer der Paketannahme für die Mieter des Hauses. Doch wenig später klopft es zaghaft an meiner Tür. Das kann nur ein Mieter aus dem Haus sein, vielleicht hab ich ein Päckchen erhalten, von dem ich nichts weiß und öffne die Tür. Vor mir steht ein Fremder, der wie ein Beamter rüber kommt. Er hat  eine schwarze Mappe unter dem Arm. “ich komme von …rassel rassel..schnuur schnurr …rassel” Ein langer Satz, der nur ein paar Bruchstücke in mein Gehirn vorlässt – Drogensucht…Befragung der Haushalte – Auswertung für Schulen. Meine Zweifel nagen an meinen grauen Zellen und halten eine Antwort noch zurück. Erst der Check…der Mann..ein untersetzter Mann…etwas pucklig vielleicht, aber eher harmlos…die Zweifel rollen sich zusammen und gehen wieder in den Winterschlaf.

“Es dauert nur ein paar Minuten” “Ok..für die Jungend will ich was tun und wenn es auch noch sowenig ist, wie ein paar Fragen zu beantworten. “Ein paar Minuten kann ich mir Zeit dafür nehmen” er folgt mir ins Wohnzimmer. der Sessel, auf dem er Platz nimmt, scheint ein paar Nummern zu groß für ihn sein. Er sieht darauf aus, als hätte ihn jemand in eine Schräglage gebracht. Vor sich die schwarze Mappe, ein Stift in der Hand. Er hält die Mappe so hoch vor seine Nase, dass ich den Zettel  darauf nicht sehen kann, auf dem er nach jeder Antwort von  mit ein Häkchen macht, d.h. statt mir den Zettel zu geben, fragt er mich ab.

”Wenn sie die Zeitung lesen, haben sie sicher erfahren, das kürzlich ein 8 Jähriges Mädchen an Drogen gestorben ist” Leider kenne ich das tragische Ereignis nicht: “ich halte keine Zeitung” antworte ich,” ich beziehe meine Informationen aus den Videotexten und Internet".” Natürlich bin ich erschüttert, dass so ein kleines Kind schon mit Drogen in tödlichen Kontakt gekommen ist, kann mich aber an solch eine Schreckensnachricht nicht erinnern.

Der Beauftragte arbeitet seinen Fragezettel ab Wie hoch ich mir die Rückfallquote nach einer Therapie vorstelle und ob ich mir vorstellen kann, einem ehemaligen Drogensüchtigen zu vertrauen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, damit umzugehen. “Würden sie, hätten sie ein Kleinunternehmen, einen ehemaligen Dogensüchtigen einstellen? “ Diese Frage kann ich nur theoretisch beantworten und beantworte sie mit sozialem Geist “ich denke, einen Drogenabhängigen kann ein Unternehmen verkraften”

“Ok..ich war viele Jahre Drogenabhängig” sprudelnd erzählt er mir aus seinem Leben. “Sieht so ein Drogenmensch aus ?” denke ich und fühle mich spontan nicht mehr wohl in meiner Haut. “Was hab ich in meine Wohnung gelassen?” meine Zweifel wachen wie vom schrillen Wecker klingeln auf. Sein Leidensweg sei noch nicht zu Ende, denn er bräuchte noch eine Therapie, die der Staat nicht bezahlt. “Sie zahlen nur für Alkoholabhängige, aber nicht für Drogenabhängige” klärt er mich auf. “Das kommt, weil der Staat am Alkohol gut verdient, an den Drogen aber nicht” Klingt alles logisch und trotzdem frage ich mich, warum er mir  so ausführlich seine Geschichte erzählt. “ich muss unbedingt diese Therapie machen, aber ich habe keine Geld dafür, kann sie mir nicht leisten” bei den Worten kramt er einen kleinen weißen Zettel aus der dunkeln Mappe raus. Der Zettel ist eingeschweißt und darauf erkenne ich erst mal nur kleine schwarze Buchstaben. das Dämmerlicht des späten Nachmittags macht es mir schwer, ohne Brille zu sehen, was auf den unscheinbaren Zelle steht, auf dem nur ein paar  gleichmäßig  verteilte Worte stehen.

“Hör zu” und noch weitere Titel von Zeitschriften, die kaum einer haben will, stehen auf den Zettel.  DAS kann doch nicht wahr sein. Er versucht mit Schlüsselfragen und Schlüsselworten über Drogensucht Zeitung- Abonnenten zu gewinnen. Der “Beauftrage” reagiert auf mein sprachloses Gesichtsausdruck. “ich will mir damit das Geld für die Therapie  verdienen”

Ich bin nicht nur sprachlos, sondern auch entsetzt und bitte den untersetzen Fremden sofort meine Wohnung zu verlassen. Er zögert und dreht mir den Rücken zu.  Der Fragezettel ist nicht mehr da, ganz bestimmt war er auch keiner da..sondern nur ein Hilfszettel für den Leitfaden für die Gesprächsführung, die ihn die Hintermänner als Kopie in die Hand gedrückt haben.

“Wen oder was  habe ich in meine Wohnung gelassen? “ kreischt der Schreck in mir. “Nicht das ein Klaukommando dahinter steht” Mir wird echt schlecht und ich bitte den Fremden zum 3 mal, meine Wohnung zu verlassen. Widerstrebend verlässt er die Wohnung, ich schließe sofort die Tür hinter ihm. “Besser, ich schließe die Tür noch ab” will zum Schlüssel greifen, die nun nicht mehr am Schlüsselbrett hängen.

“Wo sind meine Hauschlüssel ?”  Mein  Unwohlsein mündet ungebremst in Panik. Hat der Typ im Vorbeigehen meine Schlüssel mit genommen? Ich kann mich nicht erinnern, obb er de Hand zum Schlüsselbrett gehoben hat, obwohl ich ihm nachgeschaut habe. Wenn er de Schlüssel hat, bin ich erst mal geliefert. “Aber vielleicht sind meine Schlüssel noch in der Handtasche” beruhige ich mich. Doch in der Handtasche sind sie nicht zu finden. Aufgeregt krempel ich meine Handtasche zum 3 mal um, der Inhalt liegt breit verstreut auf meinem Bett. Aber mein Schlüsselbund ist weg.  Es gibt nur 2 Plätze, wo sie mit Sicherheit zu finden sind. Am Schlüsselbrett an der Wohnungstür oder in der Handtasche.

“Der hat meine Schlüssel mitgenommen” ich komme auf keinen anderen Schluss und nun ist guter Rat teuer. Mein Kopf arbeite gleich einen Krisenplan aus. “Ich wechsle das Schloss” Zum Glück liegt seid Jahren ein Ersatzschloss in meinem Küchenschrank. Dieser Gedanken beruhigt mich wieder etwas. Ich brauche sofort eine Alternative, damit ich in kritischen Situationen nicht überschnappe. Die Alternative lässt noch einen Blitzgedanken zu,

Am Abend zuvor holte ich Sohnemann von der Straßenbahn ab. Seine Rückfahrt von der Insel Rügen hat wegen des Sturm “Xaver” mehr als 7 Stunden gedauert., er kam deshalb erst am späten Abend an.  Ich wollte meine Handtasche im Sturm nicht mit zur Straßenbahn nehmen, steckte mir deshalb das Schlüsselbund tief in die Jackentasche.

Der Blitzgedanke war der richtige Gedanke, ein Griff in die Jackentasche und ich hielt erleichtert die Schlüssel wieder in meiner Hand,  konnte mich einschließen, doch wurde ich über eine längere Zeit das Unwohlsein nicht los, was der selbsternannte Beauftrage bei mir hinterlassen hatte. Das war mit Sicherheit die letzte Geschichte, die ich mir erzählen lassen würde und wenn die Schlüsselworte noch so leidend klingen.

Über meine Schwelle kommt kein Fremder mit dubiosen  Geschichten mehr.

LaWe

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