Dienstag, 15. Oktober 2013

Schatzi

Sie bewegen sich wie dunkel Gestalten zwischen den Urlaubern am Strandabschnitt. Sie scheinen überall zu sein. Am Strand und in den Straßen. Sie wollen den Besuchern permanent etwas verkaufen. Egal ob tagsüber am Strand oder Abends z.B. in der sogenannten Bierstraße oder Nachts auf der Promenade. Mit viel Ausdauer soll sinnloser unbrauchbarer Schnickschnack an den Mann gebracht werden. Uhren oder Sonnenbrillen, die nach kurzem Gebrauch zerfallen oder Ketten und Armbänder, die, wenn sie getragen werden, sich schon am selben Tag in ihre Einzelteile auflösen .  Die Waren tragen sie an ihren Händen, die schrillen Perücken auf dem Kopf, damit sie weit zu sehen sind. Wer Mitleid hat, kauft mehr als andere. Deshalb vermied ich jeden Blickkontakt, damit sie sich von mir nicht angesprochen fühlten.

Manchmal sah ich sie zu Hauft an einer Stelle, ihre Gesichter gelangweilt und ausdruckslos, irgendwie traurige Gestalten. Das war vielleicht ihr Sammelpunkt. Hinter einer Tür war vielleicht die Zentrale, die sie mit Waren ausstatte und wo sie die Einnahmen abliefern mussten  Ich wollte ein Foto, als sie so traurig auf den Treppenstufen da saßen,  von ihnen gemachen, doch dann unterließ  ich es. Wahrscheinlich war es mein Respekt vor dem Leben der anderen, das ich mit ihnen nicht teilen wollte, das aus meine Sicht nur ein trauriges Leben sein konnte .  Wer dem gegenüber etwas gelassener war, konnte auch lockerer damit umgehen, als ich.

Wir saßen am ersten Abend zusammen im Starßencafe, um uns auf Die Nacht einzustimmen. Die Freundin der Freundin war schon Tage zu vor angereist und erwartet uns dort. Wiedersehen im fremden Land. Für mich war sie eine Unbekannte,  doch das war schnell überwunden. Eine blonde Frau mittleren Alters, der man die Lebensfreude auch ansah. Sie sprühte vor Energie und ihre Warmherzigkeit zog auch mich in ihren Bann.

“Sie arbeitet im Hospiz” sagte meine Schwester mir nebenbei. Oh je..Hospiz. Ein berufliches Leben verbunden mit der Endstation der Menschen, deren Leben unwiderruflich zu Ende geht. Als Krankenschwestern können sie den Menschen den Weg des Sterbens erleichtern, damit haben sich ihre Möglichkeiten schon erschöpft. Um so mehr bewunderte ich ihren Humor und die Warmherzigkeit. mit der sie Menschen begegnete.  Sie erzählte uns von ihren heißen Tagen und Nächten am El Arenal, soweit ein Gespräch bei donnernder Musik möglich war. Mitten ins Gespräch platzte einer von den zahlreichen dunkeln Gestalten mit den unbrauchbaren Waren an der linken Hand auf. Ich schaltete auf Abschalten und Dumpfbacke, damit kein Mitleid bei mir aufkommen kann.

“Hallo Schatzi” begrüßt die Freundin der Freundin ihn. Lachend wendet er sich ihr zu und setz sich in unsere Nähe. “Hast du es dir überlegt und verkaufst du sie mir ?” fragt sie ihn lachend. Er lacht zurück und verneint ihre Frage. “Ich verkaufe nicht” antwortet er mit eine breiten Lachen. Dabei strahlen seine weißen Zähne wie perfekt eng aufgereihte Lämpchen. Dann erklärt sie uns, wie die spaßige Frage gemeint war. “Ich will ihm seine Zähne für 5 000 € abkaufen, aber er will nicht” sie schmunzelt. Nach einem kurzen Geplänkel geht er wieder seine Wege, taucht in den Massen unter und versucht für den Rest der Nacht noch seine Geschäfte zu machen.

Die Freundin der Freundin erzählte uns dann etwas aus seinem Leben. “Schatzi  ist Anfang 30 und kommt aus Senegal. Dort lebt seine Familie mit 3 Kindern. Die Arbeit hier ernährt seine Familie, 2 mal im Jahre besucht er seine Familie in der Heimat” jetzt bekommen die dunklen Gestalten für mich Konturen. Sie haben in Spanien ein hartes Leben, aber wahrscheinlich ist es im Vergleich zu ihrem Leben in der Heimat doch weniger hart. Ihre Unterkünfte sollen angeblich unter aller Sau sein. Aber genaues weiß man nicht.

“Ich habe ihn gefragt, ob er regelmäßig zum Zahnarzt geht” erzählt sie uns weiter. Seine Zähne haben es ihr wohl angetan, muss ich schmunzelnd denken. “Er geht nie zum Zahnarzt und hat auch noch keinen schlechten Zahn” Sie bewundert immer noch sein tadelloses Gebiss. Schatzi sahen wir diese Nacht und auch die darauf folgenden Nächte nicht mehr. Wenig später trennten wir Frauen uns ebenfalls. Die Freundin der Freundin zog mit ihren Mädels  und ich mit meinen Mädels in die Nacht, die an diesem Tag gegen 6 Uhr morgens zu Ende ging.

Im Oberbayer trat der Sänger von “scheiß drauf” auf. Den wollte meine Schwester unbedingt live erleben. Die ganze Insel grölte diese Lied. Egal welche Tageszeit, aus irgend einer Ecke stimmt einer den Gassenhauer an. Gegen 2 Uhr zog der Sänger seinen Rollkoffer durch das dunkle Labyrinth der Lokalität, das im Keller liegt. Er strahlte Freude aus. Wer auf Malle sich einen Namen als Stimmungssänger macht, hat auch in Deutschland gute Karten und einen guten Absatz seiner CDs.

Die Sänger, die dort vor den angetrunkenen Massen auftreten, singen sich die Kehle aus dem Hals. “Wenn du die Massen mit deinem Gesang nicht unterhalten kannst, dann entsorgen sie dich eiskalt” sagte  Jürgen Drews in einer Dokumentation zum Nachtleben auf Mallorca “sie singen dann einfach was anderes und du kannst dann von der Bühne abtreten”

Ohne Jürgen Drews ist Mallorca genau so unvorstellbar wie Superstar und Supertalent ohne Dieter Bohlen. Ohne Zugpferde geht in der Unterhaltungsindustrie nichts und wer in dieser Branche keine Biss hat, kann die Bühne schneller verlassen, als er sie betreten  hat. Die Menschen  haben haben im Urlaub auch Heißhunger auf Unterhaltung, der gestillt werden will.

Aber auch besinnliche Momente kann der Urlauber genießen. Der Sonnenuntergang ist immer ein Foto wert, weil er jeden Tag anders aussieht

LaWe

In den Wind geschrieben

hat Tränen aus dem Haus getrieben

alles muss raus

vermüllt bis zum...
Als braver Bürger trenne ich den Müll sorgsam, so wie...
Lange-Weile - 20. Aug, 13:27
Nostalgische Erinnerung
Als ich Federhalter, Feder sowie das kleine Tintenfass...
Lange-Weile - 14. Aug, 14:25
Für alle Sushi Friends
Beeindruckender Film, auf jeden Fall sehenswert. Hat...
sushi-friends - 11. Apr, 14:40
Hallo Lo.
..ja ich denke, er hätte sich gefreut, auch wenn mein...
Lange-Weile - 20. Aug, 08:50
Ein schöner Nachruf...
Ein schöner Nachruf...
Lo - 19. Aug, 12:46

Das Neuste von

Hallo ;-)

meine Randbemerkungen

Achja...
das wusste ich gar nicht. Diese Art feinsinnigen Humor...
abendGLUECK - 5. Mai, 09:48
wie makaber ;-) Bei...
wie makaber ;-) Bei uns wurde es ähnlich, aber anders...
abendGLUECK - 4. Mai, 08:13
Gegenmittel
Hallo Bo., gestern las ich über eine amerikanische...
abendGLUECK - 25. Apr, 11:03

Abendstimmung

Suche

 

Wer bist du?

Online seit 6709 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 15. Jul, 02:08

Albtraum
Alter Schwede
Betrachtung
Experiment
Fragen
Glücksliste
Kurzmitteilung
Musik
Nachklang
Rätsel
Spaß Ecke
Stadtbilder
Stöckchen
Tage im Fluss
Traumzeit
Witzecke
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren